Henzler: Der Trend, den wir in den letzten Jahren in Richtung privater und betrieblicher Altersversorgung registriert haben, wird weitergehen. Immer mehr Menschen erkennen, dass sie sich auf die staatlichen Versorgungssysteme allein vor dem demografischen Hintergrund nicht verlassen können.
Ich sehe die betriebliche Altersversorgung hier gut aufgestellt und diese wird in meinen Augen einen erheblichen Zuwachs erleben. In den nächsten zehn Jahren wird die Zahl der 30- bis 60-Jährigen um vier Millionen sinken, umgekehrt werden die über 60-Jährigen um drei Millionen zunehmen. Das heißt, es wird künftig in der privaten Vorsorge sehr viel stärker um Vermögensmanagement oder Vermögensverwaltung gehen.
Das bedeutet, dass sehr aktiennahe Produkte im Versicherungsmantel eine erhöhte Nachfrage erhalten werden. Speziell Einmalbeitragsprodukte sollten davon profitieren. Wenn wir hier gut aufgestellt sind, können wir als Branche auch weiterhin gute Geschäfte tätigen.
Kaplan: Ich möchte das gern unterstreichen. Das entspricht auch unseren Erfahrungen, die wir gemacht haben. Viele Anleger, die die Rallye der letzten Jahre beispielsweise verpasst haben, haben einfach die Chance genutzt und viele unserer Aktienfonds gekauft.
Mittlerweile erkennen immer mehr Anleger, dass die Altersvorsorge mit Aktienprodukten und speziell mit nachhaltigen Aktienprodukten alternativlos ist. Sie haben jetzt denselben Effekt noch mal erlebt wie in der Finanzkrise 2008/2009, dass im Anleihebereich die Zinsen auch in den USA abermals gesenkt wurden.
Und wer will schon mit minus einem Prozent Verzinsung in zehnjährige Anleihen dann noch etwas für die Altersvorsorge erreichen? Das ist kaum denkbar, und wenn Sie dann noch in die richtigen Geschäftsmodelle investieren, also die nachhaltig und nach vorn blickend ihr Geschäftsmodell betreiben, dann sind Sie, glaube ich, gerade bei den nachhaltigen Asset Managern vollkommen auf der richtigen Seite.
Trotz Ihres Optimismus zeichnen Studien ein anderes Bild. Laut einer aktuellen Erhebung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge rechnen 70 Prozent der Deutschen damit, dass ihre Vorsorge für das Alter unzureichend sein wird. Dennoch will nur weniger als die Hälfte hier in den kommenden zwöf Monaten handeln. Steckt die Altersvorsorge hierzulande in der Krise?
Arndt: Zum einen ist dieses Ergebnis für mich ein Beleg dafür, dass es heute keine starren Lebensläufe mehr gibt, so wie es vielleicht vor zwanzig, dreißig Jahren noch der Fall war.
Wir als Anbieter müssen diesen Trend erkennen und ihm auch folgen, indem wir flexible Produkte anbieten, die das Sparverhalten an die Lebensumstände anpassen und sich beispielsweise auch für eine gewisse Zeit aussetzen lassen, jederzeit eine flexible Änderung des Risikoprofils der Anlage zulassen und vor allem transparent sind.
Zum anderen gibt es gerade in der Generation 50plus oder 60plus die Herausforderung, dass kurz vor Renteneintritt Geld auf Negativzinskonten angehäuft wurde, und jetzt Eingang in die Investmentwelt sucht, sei es über Unit-Linked-Produkte oder in Immobilien oder Fonds. Hierfür braucht es ein gutes Angebot.
Gleichzeitig haben gerade junge Menschen immer noch die alte Versicherungswelt oder die alte Sparwelt im Kopf und sträuben sich dagegen, sich bereits für die kommenden 40 Jahre an ein Spar- oder Anlageangebot zu binden, das möglicherweise auch gar nicht verstanden wird oder weil man der Meinung ist, dass die Finanzen ohnehin unsicher sind.
Dem können wir nur mit ehrlichen Antworten in Form von flexiblen und transparenten Produkten entgegenwirken. Und genau deshalb sind unsere Produkte, Prozesse und Kundenportale genau auf diesen Bedarf ausgerichtet.
Eine tagesaktuelle Sicht auf den Vertragsstand, aktuelle Fondskurse, die smarte Anpassung im ETF- und Investmentfondsbestand per Knopfdruck und vieles mehr gehört deshalb bei uns zur Selbstverständlichkeit.