Steigende Preise halten derzeit viele Menschen vom Sparen ab. Doch der Bedarf für zusätzliche Altersvorsorge sinkt aus Sicht von Franke und Bornberg nicht – ganz im Gegenteil. Das Altersvorsorge-Rating 2022 von Franke und Bornberg will für Transparenz sorgen. Nach eigenen Angaben liefert es belastbare Informationen zur Qualität von privaten Rentenversicherungen – und soll so Vermittelnden und Verbrauchern als Entscheidungshilfe dienen.
Trends bei Rententarifen: Weniger, flexibler, grüner
Aktuell beobachtet Franke und Bornberg einen Rückgang des Angebotes für die private Altersversorgung (AV). Konnten beim AV-Rating 2021 noch 650 Tarife untersucht werden, sind es 2022 nur noch 444. Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg, nennt Gründe: „Als Reaktion auf den Zinsschwund haben sich die meisten Versicherer komplett vom Riester-Neugeschäft verabschiedet. Die erforderliche Beitragsgarantie ist kaum noch darstellbar. Klassiktarife bewegen sich ebenfalls im Rückwärtsgang. Nur ein gutes Drittel der Gesellschaften hat noch Klassik im Angebot.“
Zudem werte Franke und Bornberg Tarifvariationen, die sich nur geringfügig in nicht qualitativ relevanten Bereichen unterscheiden und deshalb dieselbe Note erhalten, nur noch als einen Tarif. Das erleichtere den Überblick.
Trend: Flexibilisierung der Rentenphase
Als weiteren Trend beobachten die Analysten Flexibilisierung der Rentenphase. Dahinter steht die Option, auch nach Rentenbeginn auf das Deckungskapital zugreifen zu können. Das kann in Form von Entnahmen, Kapitalabfindung der Todesfallleistung oder temporär erhöhte Rentenzahlungen erfolgen. Fondsentnahmepläne im Rentenbezug fallen ebenfalls in diese Kategorie.
Einige Versicherer setzen auf „grüne“ Produkte mit eingeschränkter grüner Fondsauswahl. So gibt es in der dritten Schicht aktuell neun Fondstarife, die explizit einen Bezug auf Nachhaltigkeit im Namen tragen. Manche konventionellen Fondstarife bieten zudem Bausteine, welche die Fondsauswahl auf bestimmte nachhaltige Fonds beschränken.
Das Altersvorsorge-Rating 2022
Das Altersvorsorge-Rating von Franke und Bornberg umfasst alle Schichten der privaten Altersvorsorge. Für den Jahrgang 2022 hat Franke und Bornberg 444 Tarife je nach Produktkategorie mit bis zu 72 Kriterien untersucht. Geringfügige Modifikationen eines Tarifes werden nicht gesondert ausgewiesen. Das Rating bewertet jeweils das aktuelle Tarifspektrum nach Flexibilität, Transparenz und Produktkonzept.
Basis-Rente (1. Schicht): Großes Angebot, viele Top-Bewertungen
Mit einem Neuzugang von 101.100 Verträgen im Jahr 2021 legte die Assekuranz das beste Neugeschäft seit 2014 vor. Die Zahl der Anbieter ist 2022 geringfügig von 46 auf 43 Versicherer gesunken. Der Qualität tut dies keinen Abbruch: knapp 50 Prozent der insgesamt 156 untersuchten Tarife erreichen die höchste Bewertungsklasse FFF+ (hervorragend). Fonds-Tarife (65) und garantieorientierte Hybrid-Tarife (44) machen die Mehrzahl des Angebotes aus. Klassik (8) und Neue Klassik (5) sind nur noch in homöopathischen Mengen vertreten.
Riester-Rente (2. Schicht): Wenig Auswahl, solide Qualität
Im Jahr 2021 verlief das Riester-Geschäft noch vergleichsweise erfreulich: Der Neuzugang stieg gegenüber dem Vorjahr um 12,3 % auf 311.400 Stück. Doch der neue Höchstrechnungszins von 0,25 % hat den meisten Lebensversicherern die Freude am Riester-Geschäft verdorben. Zu groß scheint die Herausforderung des Beitragserhalts und zu gering die Aussicht auf Ertrag. Im Herbst 2022 bedienen nur noch zehn Gesellschaften dieses Geschäftsfeld. Verbraucher können aktuell nur noch aus 16 Tarifen wählen statt 71 im Jahr 2021.
Privat-Rente (3. Schicht): Viele Top-Tarife, großes Angebot
Privat-Renten sind mittlerweile das Brot- und Buttergeschäft der Lebensversicherer. Das spiegelt sich auch im Angebot. In der 3. Schicht finden sich derzeit 61 % aller untersuchten Rententarife – und überzeugen mit Qualität. Von den insgesamt 272 Tarifen erreichen beachtliche 38 % (103 Tarife) die höchste Bewertungsklasse FFF+ (hervorragend). Am breitesten ist die Leistungsspitze bei Fondsrenten. Nur noch jeder 6. Tarif fällt in die Kategorie Klassik. Und nur ein einziger Klassiktarif erhält die Auszeichnung FFF+. Die sinkende Relevanz der Klassik zeigt sich auch auf Seiten der Versicherer: Während 51 von 57 Versicherern Fondspolicen anbieten, haben nur noch 22 eine klassische Rentenversicherung im Programm.
Ausblick: Wende im Kapitalmarkt
Kaum hat der Rechnungszins mit 0,25 Prozent einen historischen Tiefstand erreicht, zeichnet sich eine Wende am Kapitalmarkt ab. Ob dies auch Konsequenzen für die Tariflandschaft haben wird, ist derzeit schwer prognostizierbar. „Bei einem Anstieg des Zinsniveaus könnte es nach einiger Zeit des Abwartens zu einer Renaissance von Klassikprodukten kommen“, konstatiert Michael Franke. Schließlich wären Beitragsgarantien dann wieder darstellbar.
Allerdings stelle sich die Frage, ob Versicherer bei steigenden Zinsen noch einmal hohe Zinsverpflichtungen eingehen würden. Die Fesseln der Zinszusatzreserve seien noch allzu gegenwärtig. „Wir gehen davon aus, dass der Fokus weiter auf Hybrid- und Fonds-Tarifen liegen wird, da dies für Versicherer weniger Risiko und geringeren Kapitalbedarf bedeutet.“ Eine Renaissance der Riester-Tarife sei ebenfalls nicht zu erwarten. Dafür müsse der Gesetzgeber erst einmal seine Hausaufgaben erledigen. Bei weniger Verwaltungsaufwand und mehr Flexibilität in der Beitragsgarantie könnte Riester jedoch wieder attraktiv werden.
Als größte Herausforderung bewertet Franke die aktuelle wirtschaftliche Situation. Sie sei angesichts teilweise schwer nachvollziehbarer politischer Entscheidungen durch Unsicherheit, hohe Inflation und Rezession gekennzeichnet. Das werde sich auch im Neugeschäft widerspiegeln: „Altersvorsorge ist in Krisenzeiten kein Selbstläufer. Versicherer müssen mit innovativen Produkten und fairer Kalkulation um Beiträge für ihre Rententarife kämpfen.“ Deren hohe Tarifqualität sorge aber, objektiv betrachtet, für eine gute Ausgangsposition.
Franke und Bornberg stellt die Bewertungsgrundlagen sowie sämtliche Ergebnisse des AV-Ratings zu allen drei Schichten der Altersvorsorge im Internet kostenlos bereit unter https://www.franke-bornberg.de/ratings/. Die Übersichten werden laufend aktualisiert und um neue Produkte ergänzt.
Änderungen im AV-Rating 2022
- Anpassung der Bewertungsskala
Mit veränderten Gewichten reagiert das AV-Rating auf Marktentwicklungen und erlaubt gleichzeitig eine bessere Differenzierung. So gibt es nach dem Update einen Punktabzug, wenn sich der Versicherer vorbehält, die Rechnungsgrundlagen bei einer Beitragssummenerhöhung anzupassen. Sind Vertragsanpassungen (z.B. Beitragsfreistellung, Teilauszahlung,…) an Mindestwerte geknüpft, fällt der Punktabzug für eine Mindestrente künftig höher aus als für ein Mindestkapital. Bei einem Rechnungszins von 0 % gibt es keinen Punktabzug mehr. Gleichzeitig werden Kriterien zum Rechnungszins niedriger gewichtet als zuvor.
- Index als neue Kategorie
Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, hat Franke und Bornberg Altersvorsorgeprodukte je nach Garantieniveau und Anlage des Sparanteils einer von fünf Kategorien zugeordnet. Für das neue AV-Rating wurden Rentenversicherungen mit Indexpartizipation aus der Kategorie „Neue Klassik“ herausgelöst. Sie bilden jetzt eine eigene, sechste Ratingkategorie. Mit diesem Kniff steigen Vergleichbarkeit und Prägnanz nochmals.
Die jeweils aktuellen Bewertungsgrundlagen veröffentlicht Franke und Bornberg im Internetauftritt in der Rubrik Ratings.