Altersvorsorge-Studie: Häufig fehlt das Geld

Dirk von Crone, CEO Swiss Life
Foto: Swiss Life
Dirk von der Crone: "Gerade die persönliche Beratung hilft dabei, sich mit Finanzthemen genauer auseinanderzusetzen und kritisch zu hinterfragen, welche Ziele oder welche Absicherung für einen persönlich wichtig sind."

Junge Erwachsene bis 30 Jahre sind zwar aufgeklärt und an Finanzthemen interessiert, beschäftigen sich aber noch zu wenig mit ihrer Altersvorsorge. Als Informationsquelle bleibt die persönliche Beratung unverzichtbar, kann aber auch digital erfolgen.

Private Altersvorsorge gegen Altersarmut? Notwendig – da ist sich die große Mehrheit (72%) der jüngeren und älteren Generationen einig. Dennoch haben 44 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 („Gen Z“) noch nicht mit der Vorsorge für den Ruhestand begonnen, . Zudem beschäftigt sich nur 48 Prozent und damit jeder Zweite häufig mit der eigenen finanziellen Situation.

Das ist paradox, denn das Bewusstsein und die „gefühlte“ Kompetenz sind vorhanden: 58 Prozent der unter 31-Jährigen schätzen ihre Kenntnisse als gut bis sehr gut ein – ein Plus von zwei Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2022. Die Generation Z zeigt sich sogar interessierter an Finanzthemen als die Generation X und Babyboomer (72 zu 66 bzw. 65 Prozent). Zu diesen Ergebnissen kommt die Junge-Leute-Finanzstudie von Swiss Life Deutschland.

Was hindert junge Erwachsene in ihren Zwanzigern daran, mit der Altersvorsorge loszulegen? Wer sich noch nicht absichert, nennt als Gründe vor allem fehlende finanzielle Mittel (45%). Aber auch die Komplexität des Themas (25%), fehlende zeitliche Ressourcen (20%), das ausbleibende Thematisieren in der Schule (25%) sowie im Elternhaus (14%).

Persönliche Beratung könnte Anstoß geben

„Junge Menschen in ihren Zwanzigern zeigen zwar das nötige Interesse an Finanzthemen wie Altersvorsorge, doch sie müssen auch ins Handeln kommen und anfangen, in die Zukunft zu investieren. Genau dazu kann Beratung den Anstoß geben”, sagt Dirk von der Crone, CEO von Swiss Life Deutschland. „Das deckt sich mit unseren Studienergebnissen: 75 Prozent der Gen Z ist Beratung bei Finanzanlagen oder Vorsorgeprodukten wichtig.“

Denn obwohl sie ihr eigenes Finanzwissen als solide einschätzen, wünschen sie sich die Expertise von Fachleuten: Finanzberaterinnen und -berater sowie Finanzexpertinnen und -experten, Banken und Finanzinstitute werden als sehr kompetent angesehen, 29 Prozent halten sie für am besten geeignet, um Finanzwissen zu vermitteln. Bei der Generation Z sind sie mit jeweils 25 Prozent am zweitbeliebtesten, 30 Prozent der 18- bis 30-Jährigen halten die Schule oder Universität für den besten Ort, um Finanzwissen zu vermitteln. 41 Prozent der Generation Z würden ein „Schulfach Finanzen“ befürworten, um sich über Geldanlagen zu informieren.

„Gerade die persönliche Beratung hilft dabei, sich mit Finanzthemen genauer auseinanderzusetzen und kritisch zu hinterfragen, welche Ziele oder welche Absicherung für einen persönlich wichtig sind. Diesen Mehrwert erkennen junge Erwachsene zunehmend an“, sagt Dirk von der Crone.

Die Finanzwelt der „Twens“ ist digitaler als die der Babyboomer  

Neben der persönlichen Beratung sind auch flexibel nutzbare digitale Informationskanäle für Geldanlagen oder Vorsorgeprodukte bei der Gen Z beliebt. Dazu zählen Podcasts mit 14 Prozent, Finanz-Apps mit 18 Prozent, „Finfluencer“ in sozialen Medien wie YouTube, Instagram und Facebook 19 Prozent und Social-Media-Seiten der Anbieter mit 20 Prozent.

Unter den Befragten, denen Beratung wichtig ist, möchten Gen Z und Y im Durchschnitt lieber digital von ihrem Finanzberater oder ihrer Finanzberaterin informiert werden als Gen X und Babyboomer (über 45 Jahre): zum Beispiel per Videoberatung (Gen Z: 21% und Gen Y: 20% vs. Gen X: 10% und Babyboomer: 5%) und Messenger-Diensten (Gen Z: 16% und Gen Y: 19% vs. Gen X: 5% und Babyboomer: 2%). Alle Generationen wünschen sich jedoch, dass die Beratung je nach Situation flexibel persönlich oder digital erfolgen kann – die unter 31-Jährigen noch etwas stärker als der Durchschnitt (82 vs. 80%). Dazu passt auch: Die Generation Z legt 2024 noch mehr Wert auf Flexibilität bei geplanten Einzahlungen in die Altersvorsorge als 2022 (70%, +9%).

Hoch im Kurs: Aktien, fondsbasierte Altersvorsorge und Kryptowährung 

Das Interesse der jungen Erwachsenen zeigt sich auch in einer breiten Palette an Finanzprodukten: Sowohl sicherheits- als auch renditeorientierte Produkte sind der Gen Z wichtig. Zum einen setzen die 18- bis 30-Jährigen überdurchschnittlich häufig auf festverzinsliche Wertpapiere (10%) und planen in den nächsten zwei Jahren auch den Abschluss von Einlagenprodukten (18%). Gleichzeitig besitzen sie überdurchschnittlich häufig Zertifikate (7%) und Kryptowährungen (13%), aber auch Investmentfonds (30%) und Aktien (21%) sind beliebt.

Stärker als ältere Generationen bevorzugt die Mehrheit der Jüngeren (52%) fondsbasierte Altersvorsorgelösungen gegenüber klassischen privaten Lebens- und Rentenversicherungen. Jeder fünfte Befragte unter 31 Jahren besitzt ein privates Altersvorsorgeprodukt. Knapp ein Drittel hat jedoch noch kein Vorsorgeprodukt. Auch in Zukunft wollen die 18- bis 30-Jährigen verstärkt in Investmentfonds (26%) und Aktien (28%) investieren. Auffällig ist: Je jünger die Befragten, desto attraktiver wird die Altersvorsorge mit Aktien. Während in der Generation X nur 39 Prozent zumindest einen Teil ihrer Altersvorsorge in Aktien investieren wollen, sind es in der Generation Z sogar 57 Prozent.

Das deckt sich auch mit dem Wunsch junger Erwachsener, mehr Finanzwissen aufzubauen: Besonders die Themen Aktien und ETFs (43%), aber auch Produkte zur Altersvorsorge (35 %) und Sparen allgemein (33 %) sowie Kryptowährungen wie Bitcoin (28%) stoßen auf großes Interesse bei den U-31-Jährigen. Schon jetzt besitzen Gen Z (13%) und Gen Y (18%) deutlich häufiger Kryptowährung als Gen X (8%) und Babyboomer (3%) – und planen hier auch eher Investitionen als die älteren Generationen. Reizvoll für junge Krypto-Besitzerinnen und  -Besitzer unter 31 Jahren: Viele erhoffen sich hohe Rendite (52%), sichere weltweite Transaktionen (44 %) und hohe Gewinne (42%). Auffällig ist aber auch, dass unter 31-Jährige heute signifikant häufiger eine private Pflegeversicherung besitzen als noch vor zwei Jahren.

Zuletzt rückt das Thema Nachhaltigkeit im Vergleich zu 2022 auch bei den 18- bis 30-Jährigen etwas in den Hintergrund (-5 %): Während nachhaltige Finanzanlagen nur 29 % der über 45-Jährigen wichtig sind, bleibt ESG-Konformität der Gen Z mit 45 % am wichtigsten. Schon jetzt besitzen 21 Prozent von der jungen Erwachsenen mindestens eine nachhaltige Geldanlage, 38 Prozent können es sich vorstellen.

Studienhintergrund

Im Auftrag von Swiss Life Deutschland wurden im Rahmen der „Junge-Leute-Finanzstudie 2024“ Ende Juni bis Anfang Juli 4.000 Personen befragt. Ziel der Studie ist es, Erkenntnisse über Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Veränderungen in den Einstellungen und Sichtweisen der Generationen zu den Themen Vorsorge, Absicherung, Beratung und finanzielle Selbstbestimmung zu gewinnen. Der Fokus liegt dabei auf den Generationen Y und Z.

Die Babyboomer, heute über 60 Jahre, wurden zwischen 1946 und 1964 geboren, waren die erste Nachkriegsgeneration nach dem 2. Weltkrieg, und haben das Wirtschaftswunder erlebt. (Heute: ab 60 Jahre).

Die Generation X, heute zwischen 45 und 59 Jahre, wurde zwischen 1965 und 1979 geboren. Die Kindheit der so genannten ‘Generation Golf‘ wurde stark durch die Wirtschaftskrise der 70er Jahre und eine aufkommende Scheidungsrate, geprägt.

Die Generation Y, geboren zwischen 1980 und 1993, auch ‚Millennials‘ genannt, haben die Jahrtausendwende schon bewusst erlebt und bekamen auch den Internetboom und die Globalisierung in vollen Zügen mit. (Heute: 31-44 Jahre).

Die Generation Z – bis 30 Jahre und geboren zwischen 1994 und 2010, auch ‚Generation YouTube‘ genannt, hat die Digitalisierung des Alltags bereits komplett in ihr Leben integriert.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments