Amazon: Die unterschätzte Bedrohung

Amazon könnte dieses Ökosystem ohne große Aufwände dafür nutzen, um auch ein umfassendes Versicherungsangebot zu integrieren, das sich von konventionellen Versicherungsangeboten abhebt und die Kunden noch enger bindet.

Beispielweise könnten Kunden oder Geschädigte im Schadenfall bei Sachversicherungen eine 10 Prozent höhere Entschädigungsleistung bei einer Wiederbeschaffung über Amazon erhalten und Amazon Prime Kunden erhalten zusätzlich einen Beitragsnachlass von 10 Prozent, welcher Amazon(Prime)kunde wird da widerstehen können?

Wenn man nun berücksichtigt, dass alleine in Deutschland die Hälfte der über 44 Millionen regelmäßigen Amazon-Kunden mindestens einmal im Monat bei Amazon bestellt und 17 Millionen Kunden Amazon Prime nutzen, wird deutlich, welches Potenzial dem Konzern zur Verfügung steht.

Alexa zieht in Haushalte ein

Im Oktober 2016 ist Amazon mit seinem intelligenten Lautsprecher Echo gestartet, neun Monate später haben bereits fünf Prozent der Befragten einer repräsentativen PwC-Umfrage angegeben Echo mit der digitalen Assistentin Alexa zu nutzen, weitere 13 Prozent planten dies. Was bedeutet dies konkret?

Bereits heute können mehrere Millionen Kunden in Deutschland mit dem einfachen Sprachbefehl „Alexa“ auf die digitale Amazon-Assistentin zugreifen, Einkäufe bei Amazon durchführen und mittlerweile sogar Versicherungen abschließen.

Die Deutsche Familienversicherung war der erste deutsche Versicherer, der hierfür einen Skill (vergleichbar mit einer App) veröffentlicht hat.

Neugründung mit geringen Investitionen

Wenn Lemonade als junger US-Amerikanischer Versicherer seit über einem Jahr eine digitale Schadenregulierung anbietet, was spricht dagegen, dass Amazon bei einem Einstieg in den Versicherungsmarkt hierfür direkt Alexa für die Beratung im Neugeschäft und Schadenbearbeitung einbindet?

Da Amazon ja bereits alle relevanten Daten vorliegen reicht dann einfach der Sprachbefehl „Alexa, ich habe einen Schaden“ und schon wird man von der freundlichen Stimme in wenigen Schritten durch den Regulierungsprozess geführt.

Die Neugründungen von (digitalen) Versicherungsgesellschaften im letzten Jahr hat gezeigt, dass es mit Investitionen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich relativ leicht möglich ist einen Risikoträger zu gründen.

Voraussetzung hierfür ist, dass man sich die notwendigen Kompetenzen in Form von Mitarbeitern oder externen Beratern vom Markt einkauft.

Ganzer Versicherungsmarkt betroffen

Für einen Konzern wie Amazon, mit nahezu unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten, der in 2016 einen Gewinn von über zwei Milliarden Euro erzielt hat, stellen die notwendigen Investitionen für die Gründung eines Versicherers überhaupt keine Hürde dar.

Egal ob als Tippgeber, Vermittler, Assekuradeur oder sogar als Versicherer wird Amazon seine dominante Marktpositionierung nutzen und in den Versicherungsmarkt eintreten.

Auch wenn bei einem solchen Einstieg sich im ersten Schritt eher digital affine Kunden angesprochen fühlen, werden nicht nur Direktversicherer und Vergleichsportale betroffen sein, denn den Markteinstieg eines solchen Schwergewichts würde jeder in der Branche spüren.

Seite vier: Wie können Versicherer entgegenwirken?

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