Wie in Deutschland hat die Pandemie auch in den USA im vergangenen Jahr zunächst für einen tiefen Einbruch gesorgt. Wie die deutsche hat auch die US-Regierung enorme Summen mobilisiert, um Privathaushalte und Wirtschaft zu stützen. Wie in Deutschland gab und gibt es viel Streit um die richtige Strategie. Anders als in Deutschland hat die US-Wirtschaft den Einbruch indes bereits wieder komplett kompensiert.
So lag das US-Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal 2021 bei einem Plus von 6,5 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt hat damit das Vor-Corona-Niveau bereits wieder erreicht. Die Zahl der Arbeitslosen liegt zwar noch etwas über dem Stand von Anfang 2020, sie hat sich gegenüber dem Maximum im April 2020 aber nahezu gedrittelt. Amerika brummt, auch wenn die Auswirkungen der „Delta-Variante“ des Corona-Virus abzuwarten bleiben.
Dass die USA so schnell aus der Krise gekommen sind, hat nicht nur mit der Stärke der dortigen Wirtschaft zu tun. So waren auch die staatlichen Konjunktur- und Hilfspakete noch eine Nummer größer als in Europa. Sie summieren sich mittlerweile auf ein Volumen von 5,3 Billionen US-Dollar. Weitere Billionen für ein Infrastruktur- und ein Sozialpaket sind geplant. Zudem kauft die Zentralbank FED Monat für Monat Staats- und Hypothekenanleihen für 120 Milliarden US-Dollar auf und hält gleichzeitig den Leitzins auf Minimalniveau.
All das führt zu dem gewünschten Konjunkturfeuerwerk. Es hat aber – neben einem ansehnlichen Haushaltsdefizit – auch in den USA eine Kehrseite: Durch die Geldschwemme steigt die Inflationsrate und wegen der niedrigen Zinsen drohen hier wie dort reale Wertverluste auf Geldvermögen. Die Folge ist in den USA ebenfalls ein Run auf Sachwerte, insbesondere auf Wohnimmobilien. So schoss der Case-Shiller-Index für die Hauspreise zuletzt geradezu nach oben. Im Mai 2021 verzeichnete er mit einem Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat den stärksten Zuwachs seit 2004.
Bei Büroimmobilien hingegen machte sich neben dem Home-Office-Trend bemerkbar, dass der Arbeitsmarkt in den USA erheblich flexibler ist als in Deutschland. So verlor die US-Wirtschaft nach dem Marktbericht für Juni 2021 der Immobilienberatung Cushman & Wakefield im März und April 2020 rund drei Millionen Büro-Arbeitsplätze. Schon bis Ende des Jahres 2020 wurden jedoch fast 1,7 Millionen dieser Jobs wieder ersetzt, in der ersten Hälfte 2021 weitere 389.000.
Die Zahl der Bürobeschäftigten liegt zwar noch 2,7 Prozent unter dem Stand vom Februar 2020. Der Büro-Sektor profitierte laut Cushman & Wakefield aber überproportional vom Wirtschaftsaufschwung. Denn der Arbeitsmarkt insgesamt liegt noch mit 4,4 Prozent im Minus. „Die meisten Ökonomen erwarten, dass das starke Job-Wachstum anhält und die Bürobeschäftigung wahrscheinlich Mitte nächsten Jahres wieder den Vor-Pandemie-Höhepunkt erreicht“, so Cushman & Wakefield.
Ein Teil der zusätzlichen Jobs dürfte auch mit einem weiteren Punkt zusammenhängen, in dem sich die USA von Deutschland unterscheiden: Anders als hierzulande wächst die Bevölkerung dort kontinuierlich – nach der amtlichen Bevölkerungsstatistik im Zeitraum von 2010 bis 2020 um rund 22,7 Millionen Menschen oder insgesamt 7,4 Prozent.
Diese Entwicklung ist nicht überall in dem riesigen Land gleich. Ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum verzeichnen unter anderem einige Bundesstaaten im Südosten des Landes. So nahm die Zahl der Einwohner in der vergangenen Dekade im Bundesstaat Georgia um 10,6 Prozent zu, in South Carolina um 10,7 Prozent und in Florida gar um 14,6 Prozent. „Immer mehr Menschen zieht es in den Sunbelt“, sagt Christian Kunz, Sales & Marketing Direktor von TSO Capital Advisors (siehe Interview Seite 90). Mit Bevölkerungswachstum geht stets auch wirtschaftliche Aktivität einher. Diese drückt sich in den entsprechenden Wachstumsregionen – auch unabhängig von den allgemeinen Konjunkturdaten – letztlich auch in Nachfrage nach Immobilien aller Art aus. In diesem Punkt unterscheiden sich Deutschland und USA nicht.