Vor rund zehn Jahn kam es zu einer weltweiten Blase an den Kreditmärkten. Zahlreiche Gesellschaften wie Lehman Brothers wurden in die Knie gezwungen. Mittlerweile gibt es wieder viele Parallelen zu der damaligen Situation.
2006 war ein von weltweiter Zinsstraffung geprägtes Jahr. Schon 2004 hatte die US-Notenbank als Reaktion auf das solide Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und eine leicht beschleunigte Inflation damit begonnen, die Zinsen zu straffen. Weltweit wuchs das BIP mit einer Rate von im Schnitt fünf Prozent pro Jahr, gemessen in den drei Jahren bis Ende 2006.
Kursschwankungen wieder gering
Nicht nur an den Anleihe- auch an den Aktienmärkten war die Volatilität so niedrig wie selten, was auch für die Risikoaufschläge (Spreads) von Unternehmensanleihen galt. Aktien tendierten fest. Hochzinsanleihen waren mit einem Ertrag von rund zehn Prozent wenig überraschend die festverzinsliche Anlageklasse mit der besten Wertentwicklung – ungeachtet unübersehbarer Anzeichen einer Verschlechterung ihrer Kreditqualität und Sorgen über hohe Aktienrückkäufe und Event-Risiken.
Wo lauern diesmal die Gefahren?
Erstens ist das weltweite BIP-Wachstum mit rund 3,0 Prozent deutlich niedriger. Darüber hinaus, und das scheint noch wichtiger zu sein, setzt das Nominalwachstum seinen Abwärtstrend fort und bewegt sich auf den tiefsten Stand seit den 1930er Jahren zu – all den Billionen an quantitativen Lockerungsmaßnahmen und den ultraniedrigen Zinsen zum Trotz.
Zweitens haben sich die strukturellen Faktoren verstärkt, die damals die Kreditklemme nach sich zogen: allen voran die im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt weltweit hohe Verschuldung, die Alterung der Bevölkerung und die Vermögensungleichheit. Tatsächlich hat das Verhältnis von Verschuldung zu BIP weltweit wieder den hohen Stand von 2006 erklommen. Damit ist die Schuldenblase zurück. Lediglich ihre Zusammensetzung ist anders als vor der großen Finanzkrise.
Drittens sind zwar die realisierte wie implizite Volatilität derzeit extrem niedrig. Im Gegensatz zu 2006/07 haben wir es gegenwärtig aber mit weltweit hohen wirtschaftspolitischen Unsicherheiten zu tun, mit denen die erhebliche Gefahr politischer Fehlentscheidungen einhergeht.
Euphorie nicht gerechtfertigt
So könnte der Optimismus rund um die von Trump geschürte Reflation fehl am Platz sein, denn inzwischen ziehen bereits die Kreditkonditionen und auch die Zinsen, Hypothekenzinsen eingeschlossen, in den USA wieder an. Zugleich legt der Dollar zu, und die quantitativen Lockerungsprogramme werden gedrosselt.
Zweifellos nehmen die systemischen Risiken wieder zu, und zumindest an den Staatsanleihemärkten scheinen Anleger die Wachstumsrisiken wahrzunehmen. Das jedenfalls lassen die auf der Stelle tretenden bzw. seit Jahresbeginn fallenden und nach wie vor extrem niedrigen Renditen vermuten.
High-Yield-Anleihen wurden reduziert
Bei unseren strategischen und flexiblen Rentenfonds steht Sicherheit an erster Stelle. Deshalb haben wir das Engagement in Hochzinsanleihen reduziert und konzentrieren uns auf Investment-Grade-Anleihen. Dem haben wir ein Engagement in Staatsanleihen, inflationsgeschützte Anleihen und Schwellenländeranleihen beigemischt.
Anleger sollten die Risiken an den Märkten zur Kenntnis zu nehmen und ihre Portfolios breiter aufzustellen, statt ausschließlich auf die Rendite zu schauen. Auch wenn es noch eine Weile dauern könnte, bis die Blase platzt, ist Vorsicht immer noch besser als Nachsicht.
Ian Spreadbury ist Rentenfondsmanager bei Fidelity International, London
Foto: Shutterstock