„Anfang 2023 ist jeder relevante Vermögensverwalter für seine Kunden in Kryptowerte investiert“

Bitcoin auf einem Tablet mit positivem Kursverlauf
Foto: Shutterstock

Das Jahr 2021 war ein erfolgreiches Jahr am Kryptomarkt. Trotz erheblicher Schwankungen konnten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum an Wert zulegen. Spannend waren zudem auch die rasanten Entwicklungen bei den Kryptoanwendungen wie NFTs (Non-fungible Tokens) oder Blockchain Gaming Apps. Die Tokenisierung von Wertpapieren lief hingegen nur zögerlich an. Werden sich diese Trends auch im Jahr 2022 so fortsetzen?

Im Bereich der Kryptowährungen erwarten wir für das erste Quartal 2022 nach einer längeren Phase der Unsicherheit einen weiteren Anstieg des BTC-Preises, möglicherweise wird hierbei die bedeutende $100.000-Marke geknackt. Vor allem die sich festsetzende Inflation in den großen Volkswirtschaften des Westens wird neue Investoren in den Wertspeicher Bitcoin treiben. Gleichzeitig gibt es Preisrisiken, vor allem das bereits angekündigte Zurückfahren der Anleihenkäufe durch die Fed (Tapering) und die (von nordischen Staaten vorangetriebenen) Diskussionen zu einem Verbot von PoW-Mining in der EU.

Große institutionelle Nachfrage nach Kryptoinvestments

Während größere Institutionen in der EU nach wie vor einen Bogen um Kryptowährungen machen werden, wird ein massiver Adoptions-Push aus dem Segment des Private Banking und der Family Offices kommen. Bislang waren Kryptoinvestments hier nicht professionell darstellbar – was sich im Jahr 2022 durch hochwertige Angebote an diese Zielgruppe ändern wird. Wir gehen davon aus, dass Anfang 2023 jeder relevante Vermögensverwalter für seine Kunden in Kryptowerte investiert.

Erste Schritte zur flächendeckenden Akzeptanz tokenisierter Vermögenswerte

Die Akzeptanz von klassischen Vermögenswerten auf Blockchainbasis (Tokenisierung) in Deutschland und Europa wird sich im Jahr 2022 schrittweise verbessern – der große Durchbruch kommt jedoch erst in den Folgejahren. Zunächst sehen wir im ersten Quartal 2022 eine Welle von digital emittierten Wertpapieren, getrieben durch die Übergangsregelung zur Kryptowertpapierregisterführung. Sobald die KryptoFAV in Kraft tritt, werden dann tokenisierte Fondsanteile folgen. Aktien – die im Koalitionsvertrag für die Tokenisierung vorgesehen sind – werden wir im nächsten Jahr aller Voraussicht nach noch nicht auf der Blockchain sehen.

Tokenisierung – Revolution bleibt aus

Für die meisten Anbieter wird es zunächst bei Pilotprojekten bleiben. Nur wenn die gesamte Marktinfrastruktur mitmacht und alle dem Wertpapier zugeordneten Zahlungsströme on chain stattfinden, können Token ihren vollen Mehrwert für die Kapitalmärkte entfalten. Ohne signifikantes tokenisiertes Emissionsvolumen ist der Anreiz für derartige Veränderungen jedoch zunächst noch zu gering.

Die größten Erfolge werden Anbieter feiern, die einzelne Vorteile der Tokenisierung für ein Segment des Marktes oder der Wertschöpfungskette nutzbar machen, ohne dabei auf die ganz große Revolution – wie zum Beispiel den Wegfall der Zentralverwahrung für börsenfähige Wertpapiere – zu setzen. Der Gesetzgeber wird auf deutscher und europäischer Ebene an einer schrittweisen Öffnung festhalten.

Krypto-Anwendungen wachsen – DeFi-Sparpläne für Euro-Anleger

NFTs, Fan-Token und Gaming/Metaverse Anwendungen werden im Jahr 2022 weiter an Boden gewinnen. Bei NFTs werden wir, anders als 2021, eine größere preisliche Differenzierung zwischen Ramschware und anspruchsvollen Editionen erleben. Die (datengetriebene) optimale Bepreisung von NFTs entwickelt sich zu einem Nischenmarkt.

Der DeFi-Space wird wachsen und es werden vermehrt Schnittstellen zwischen der alten Welt („CeFi“) und der neuen DeFi-Welt live gehen – im Jahr 2022 bleibt dieser Trend (noch) auf kleine, mutige Fintechs beschränkt, die z.B. DeFi-Sparpläne für Euro-Anleger anbieten. Dabei ist es in einem global unübersichtlichen Markt kaum vermeidbar, dass es vereinzelt Sicherheitslücken und auch Smart Contract Bugs gibt, die zu Hacks und Verlusten von Anlegergeldern führen werden. Der Wettbewerb unter den Stablecoin-Anbietern wird sich verschärfen und die ersten Blockchain-basierten CBDCs könnten auf einem der großen globalen Marktplätze handelbar und übertragbar werden.

Autor Dr. Johannes Schmitt ist Co-CEO der Bloxxon AG.

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