Dass diese Zahlen geringfügig von dem „Bundeslagebild“ abweichen, spielt keine große Rolle. Schon bedenklicher ist, dass der Bankenverband kurzerhand den Rückgang der Schadenssumme um fast 40 Prozent auf 328 Millionen Euro unter den Tisch fallen lässt. Diese Zahl aus der BKA-Statistik würde wohl nicht nur durch ihre Tendenz die Dringlichkeit der Warnungen unnötig stören, sondern auch durch ihre absolute Höhe.
Schließlich beträgt das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland nach der jüngsten Bundesbank-Statistik gut 5,33 Billionen Euro. Darauf bezogen machten die Schäden durch Betrug/Untreue in Zusammenhang mit Kapitalanlagen im vergangenen Jahr gerade einmal 0,06 Promille aus. Das entspricht sechs Euro Schaden pro 100.000 Euro Vermögen und klingt weit weniger bedrohlich.
Nur polizeilich verfolgte Straftaten
Ohnehin ist mehr als fraglich, ob die BKA-Statistik als Gradmesser für die Qualität der Anlageberatung – in oder außerhalb von Banken – tauglich ist. Schließlich werden nur die polizeilich verfolgten Straftaten erfasst. Zudem ist nicht sicher, wie verlässlich die Zahlen in Hinblick auf das tatsächliche Tatgeschehen sind.
Auf der einen Seite dürfte die Dunkelziffer hoch sein. Auf der anderen Seite ist nicht ersichtlich, inwieweit die Statistik auch Strafanzeigen enthält, bei denen noch offen ist, ob es sich wirklich um eine Straftat handelt. Anlegeranwälte versuchen nicht selten, auf diesem Weg Durchsuchungen anzustoßen und durch Einsicht in Ermittlungsakten an Munition für ihre Zivilprozesse zu kommen. Die Strafanzeige ist dann nur Mittel zum Zweck.
Letztlich lässt das „Bundeslagebild“ auch offen, ob sich unter den 1.194 Tatverdächtigen des vergangenen Jahres vielleicht auch Bank-Mitarbeiter befinden. Die BKA-Statistik als Argument für den Besuch beim Bankberater heranzuziehen, ist jedenfalls ziemlich gewagt.
