Anlagebetrug: „Geheim-Tipp“ mit Fragezeichen

Was der Anleger dort überhaupt soll, bleibt ebenfalls ungeklärt. „Sichere Anlagen bringen derzeit nur zwischen null und ein Prozent Zinsen“, betont der Bankenverband. Selbst das ist in manchen Fällen noch optimistisch. Nicht selten wird mittlerweile ein „Negativzins“ fällig, auch wenn er von den meisten Banken noch als Gebühren getarnt wird. Was also bieten die Geldhäuser als Alternativen?

Ihre Standardprodukte zumindest sind derzeit mit Vorsicht zu genießen. Aktienfonds: Blasengefahr, hohe Volatilität. Festverzinsliche: Drohender Renten-Crash bei Zinserhöhung. Zertifikate: Meist nicht viel mehr als eine Wette. Offene Immobilienfonds: Vielfach wegen Überfüllung geschlossen. Gold: Hohe Volatilität, laufende Kosten statt Erträge. Und so weiter.

Sachwert-Emissionen fehlen

Echte Alternativen, also insbesondere Sachwert-Emissionen, bieten die meisten Banken ihren Kunden nicht an. Selbst vor den voll regulierten Alternativen Investmentfonds (AIF), so ist zu hören, schreckt der Großteil der Geldhäuser aus unerfindlichen Gründen weiterhin zurück. Die semi-regulierten Emissionen nach dem Vermögensanlagengesetz haben im Bankenvertrieb trotz Bafin-Prospektbilligung erst recht kaum Chancen.

Der Bankenverband wird wohl wissen, warum er seinen selbstlosen Ratschlägen für Anleger nicht noch einen Punkt hinzugefügt hat, der sicherlich kein Geheim- aber vielleicht immerhin ein Tipp wäre: „Bestehen Sie darauf, dass Ihr Berater Ihnen alle gängigen Anlagealternativen mit den jeweiligen Chancen und Risiken anbietet, damit Sie eine vollständige Entscheidungsgrundlage haben.“

Denn dann müsste er wohl noch einen weiteren Ratschlag hinzufügen: „Gehen Sie nicht nur zum Bankberater, sondern vereinbaren Sie im Zweifel ein Beratungsgespräch mit einem freien Finanzdienstleister, der von der IHK geprüft ist und vom Gewerbeamt beaufsichtigt wird.“ Schließlich sind für diese Berufsgruppe aus der BKA-Statistik ansonsten die gleichen Schlussfolgerungen zu ziehen wie für Banken.

Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und beobachtet den Markt der Sachwert-Emissionen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit 25 Jahren. G.U.B. Analyse gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.

Foto: Florian Sonntag

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