Obwohl die globalen Aktienmärkte in der ersten Jahreshälfte zweistellige Renditen verzeichneten, sind die Anleger so kritisch wie schon seit Jahren nicht mehr. Im Extremfall hat sich das Kapital von Unternehmen weg verlagert, die in hohem Maß von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten profitieren. Kommentar von Robert M. Almeida, Jr., Portfoliomanager und Global Investment Strategist bei MFS Investment Management.
Unternehmen tun zwar ihr Möglichstes, um die Renditen zu maximieren. Einige sind jedoch unverhältnismäßig stark von Faktoren abhängig, die nichts mit ihrer üblichen Geschäftstätigkeit zu tun haben, wie etwa von der Finanzierung der Lieferkette, von Aktienrückkäufen, steigender Verschuldung und dergleichen.
Außerdem sorgt sich der Markt um Unternehmen, denen es schwer fällt, höhere Faktorkosten an ihre Kunden weiterzugeben, die sich durch höheren Arbeitsaufwand, Zölle und Unterbrechungen der Lieferkette ergeben.
Möglichkeit für mehr Alpha-Chancen
Wir stellen fest, dass sich diese Sorgen in einer verstärkten Marktstreuung widerspiegeln. Nach einer fast zehnjährigen monolothischen Marktentwicklung, in der gut geführte Unternehmen mehr oder weniger die gleiche Performance erzielten wie die weniger gut geführten, konnten wir in diesem Jahr eine grundlegende Verlagerung beobachten.
Gegen Ende des Konjunkturzyklus sind die Anleger deutlich wählerischer geworden, und aufgrund der Streuung ergaben sich für aktive Manager wesentlich mehr Alpha-Chancen.
Seit Jahresbeginn stellen wir drei Bereiche mit Underperformance fest: Unternehmen mit hohem Verschuldungsgrad, Unternehmen mit sinkenden Bruttomargen, die häufig auf fehlende Preissetzungsmacht zurückzuführen sind und Zyklische Unternehmen geringerer Qualität
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man für kritische Portfolios, die auf Qualität ausgerichtet sind, Wertschöpfung erreichen kann, indem man Unternehmen ohne langlebige Geschäftsmodelle vermeidet. Dies war auch im Vorfeld der globalen Finanzkrise der Fall.
Zyklus mit einer weniger ausgeprägten Blase
Zwischen unserem aktuellen Marktzyklus und den beiden vorhergehenden Zyklen gibt es jedoch zwei wichtige Unterschiede.In den beiden vorhergehenden Zyklen gab es: Überinvestitionen in bestimmte Sektoren der Realwirtschaft und Übermäßiges Engagement in den überbauten Sektoren.
Ende der 1990er Jahre beispielsweise übertrafen die Investitionen in Glasfaseroptik und andere Technologien die Nachfrage nach diesen Technologien drastisch. Anleger glaubten an das Narrativ, die Cashflows würden sich früher oder später ergeben, um einen massiven Ausbau der Infrastruktur zu rechtfertigen. Diese Cashflows kamen nie zustande, und die Bewertungen fielen schließlich wieder auf ihren Mittelwert zurück.
Seite 2: Ist es dieses Mal anders?