Anlegerstudie: Auf Beratung kommt es an

Bei der Geldanlage erwarten Kunden eine verständliche Beratung – den Ausweis der Gebühren und eine neutrale Produktauswahl inklusive. So das Ergebnis einer europaweiten Studie der Fondsgesellschaft Fidelity International, durchgeführt von TNS Sofres. Demnach verlassen sich auch Deutsche weiterhin auf Anlageberater, aber sie sind dabei kritischer und anspruchsvoller geworden.

beraterSchuld ist nach Einschätzung des Unternehmens die Finanzkrise, weil diese Kunden verunsichert und Probleme in der Beratung offen gelegt habe.

„Die Anleger Europas hadern nicht so sehr mit der Komplexität der Produkte, sondern mit dem Finanzjargon und der Informationsfülle. Berater müssen ihre gestiegenen Erwartungen besser erfüllen: Produkte einfach und verständlich erklären, für Transparenz sorgen – auch bei Gebühren – und neutral und auf Augenhöhe informieren“, erklärt Ana Albizu, Direktorin Customer Relations bei TNS Sofres.

Für Christian Wrede, Sprecher der Geschäftsleitung von Fidelity International in Deutschland, ein Chance: „Die Finanzbranche hat derzeit die einmalige Gelegenheit, die Anlageberatung und damit den Dreh- und Angelpunkt der Kundenbeziehung neu zu definieren. Gerade angesichts der bestehenden Lücken bei der Altersvorsorge, ist eine vertrauensvolle Berater-Kunden-Beziehung essentiell.“

Zu den Ergebnisse im Detail: Für die Mehrheit der Deutschen führt bei der Finanz- und Vorsorgeplanung nach wie vor kein Weg an einem qualifizierten Berater vorbei. Rund die Hälfte der Befragten gibt an, dass beim letzten Kauf eines Finanz­produkts der Berater für die Entscheidung ausschlaggebend war. Nur in Italien, Dänemark und Frankreich hat Beratung einen noch höheren Stellenwert als hierzulande.

Die meisten Bundesbürger halten ihre Kenntnisse in Sachen Geldanlage für begrenzt (56 Prozent), lediglich in Finnland und Spanien ist dieser Prozentsatz noch höher.

Produkte klar, Information nicht

Das liegt auch an den nicht verständlichen Informationen, die sie erhalten, etwa in Prospekten und im Kleingedruckten. Ein Drittel der Bundesbürger bewertet die Erklärungen, die er vor seiner letzten Investmentscheidung erhalten hat, als unzureichend. Die Komplexität der Produkte irritiert dagegen kaum, nur jeder Siebte hat deswegen das Gefühl, nicht gut informiert zu sein.

Thema Gebühren: Aus Kundensicht ist deren Offenlegung entscheidend für mehr Transparenz und Vertrauen. Rund 90 Prozent der Deutschen finden vollständige Gebührenangaben wichtig. Erstaunlich: Zehn Prozent glauben, dass sie gar keine Gebühren bezahlen.

Für Fidelity-Chef Wrede kann die Konsequenz hieraus nur darin bestehen, dass Berater ihren Kunden alle Gebühren transparent und vergleichbar machen. Das setze voraus, dass Produkt- und Vertriebskosten getrennt ausgewiesen werden, so Wrede. Dabei ist die Tatsache, dass Beratung etwas kostet, kein Problem, sondern eher ein Zeichen für Qualität. 51 Prozent sind laut Umfrage bereit, unabhängig vom Produktkauf eine reine Beratungsgebühr zu bezahlen. 46 Prozent sind überzeugt, auf diese Weise eine individuellere und qualifiziertere Beratung zu erhalten.

„Der Zugang zu einer möglichst breiten Produktpalette ist wichtig für die Kunden, weil er für die Neutralität des Angebots steht. Mindestens genauso wichtig ist es dann, eine kundenspezifische Vorauswahl zu treffen“, sagt Wrede. „Wer eigene Interessen über die seines Kunden stellt, riskiert das Vertrauen seiner Kunden.“

Ampeln ersetzen keine Erklärungen

Ampellösungen hält Wrede für sinnlos: „Wir – also Produktanbieter und Berater – müssen uns bemühen, Finanzprodukte mit einfachen und verständlichen Worten zu beschreiben – nicht mit Farben. Die bloße farbliche Kennzeichnung von Finanzprodukten nach Rentabilität und Risiko kann Anleger außerdem dazu verleiten, überwiegend sicherheitsorientierte Sparprodukte zu nutzen, die langfristig zu wenig Rendite für eine sinnvolle Vorsorge oder ein attraktives Investment erwirtschaften.“

Gut ausgebildete Berater sind für Werde dagegen der Schlüssel zum Erfolg: „Berater müssen in der Ausbildung nicht nur lernen, Produkte selbst zu verstehen, sondern sie auch ihren Kunden zu erklären.“

Aufgrund der Studienergebnisse will die Fondsgesellschaft ihre Produktinformationen und Beratermaterialien auf Verbraucherfreundlichkeit prüfen. „Zudem wollen wir im Rahmen von Corporate Volunteering Projekte an Schulen starten und damit einen Beitrag zur Verbesserung der Finanzbildung leisten“, sagt Wrede. Zugleich unterstütze Fidelity die aktuelle Initiative des europäischen Fondsverbands Efama zur Verbesserung des langfristigen Vermögensaufbau und der Altersvorsorge. Als Kernpunkt nennt die Gesellschaft acht Empfehlungen, die sich anders als bisherige Vorschläge nicht auf die Ausgestaltung von Produkten, sondern auf die Qualität des Vertriebs konzentrieren. Ziel sind europaweit einheitliche Mindestanforderungen für Finanzberater. (mr)

Foto: Shutterstock

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