Chris Hofmann, Head of Intermediated Wholesale, Vanguard Deutschland, rät: „Anleihe-ETFs können in volatilen Marktphasen wie ein Stoßdämpfer wirken und helfen, Risiken im Portfolio besser zu managen.“
Aktienmärkte bleiben volatil
Nach einer langen Phase steigender Kurse seien Aktienbewertungen – insbesondere im US-Technologiesektor – auf hohem Niveau. Dies lasse wenig Spielraum für unerwartete Entwicklungen, die das positive Marktsentiment ins Wanken bringen könnten. „In einem Markt, in dem viele Aktien bereits hoch bewertet sind, können selbst kleinere Überraschungen größere Turbulenzen auslösen“, erklärt Hofmann.
Ende Januar sei dies bereits zu beobachten gewesen: Die Ankündigung neuer KI-Technologien durch ein chinesisches Unternehmen ließ die Aktienkurse US-amerikanischer Wettbewerber einbrechen. Im Februar hätten Diskussionen in den USA für zusätzliche Unsicherheit gesorgt. Die laufenden Verhandlungen hielten die Märkte in Atem und ließen viele Fragen offen.
Anleihe-ETFs als Puffer gegen Marktschwankungen
Vor diesem Hintergrund sieht die Expertin eine höhere Bedeutung von Anleihe-ETFs als Stabilisierungsinstrument. Sie böten Anlegern die Möglichkeit, ihre Portfolios gegenüber Marktstress widerstandsfähiger zu machen. „Diversifizierte Anleiheinvestments haben sich als eine der effektivsten Methoden erwiesen, um Verluste in volatilen Phasen zu begrenzen“, so Hofmann.
Historische Daten zeigten, dass global abgesicherte Anleihen in den vergangenen 20 Jahren eine jährliche Volatilität von etwa 3 Prozent aufwiesen – im Vergleich zu über 16 Prozent bei Aktien. Auch in Phasen größerer Marktrückgänge waren die Unterschiede erheblich: „Während US- und globale Aktien zwischenzeitlich Verluste von bis zu 55 Prozent bzw. 58 Prozent hinnehmen mussten, lag der maximale Rückgang bei global abgesicherten Anleihen bei nur 12 Prozent.”
Stabilität bei gleichzeitig positiven Renditeaussichten
Neben ihrer stabilisierenden Wirkung könnten Anleihen in den kommenden Jahren wieder attraktivere Erträge liefern. „Wir gehen davon aus, dass das aktuelle Zinsniveau langfristig höhere Anleiherenditen ermöglicht – ähnlich wie in den frühen 2000er Jahren“, erwartet Vanguard-Expertin Hofmann. Unter diesen Bedingungen dürften Anleger verstärkt von Zinszahlungen profitieren, die zu höheren Sätzen reinvestiert werden können.
Effizientes Management von Anleihe-ETFs
Ein verbreitetes Missverständnis sei, dass Indexfonds nach dem Prinzip „Set-and-Forget“ verwaltet werden. Tatsächlich erfordere das Management von Anleihe-ETFs erhebliche Expertise. „Anleiheindizes enthalten oft zehntausende Titel – ein direkter Kauf aller Anleihen ist meist weder praktikabel noch kosteneffizient“, erklärt Hofmann.
Ein Beispiel sei der Bloomberg Global Aggregate Float Adjusted and Scaled Index mit mehr als 30.000 Anleihen. Um diesen Index abzubilden, halte ein entsprechender ETF oft nur einen Teil der Titel, decke aber dennoch einen Großteil der Marktkapitalisierung ab. Durch gezielte Auswahl unter Berücksichtigung von Liquidität, Bonität und Laufzeit ließen sich Transaktionskosten minimieren, ohne dass die wesentlichen Risikoeigenschaften des Index verloren gingen.
„Selbst mit einer reduzierten Anzahl an Anleihen kann ein ETF die wichtigsten Risikokennzahlen des Index sehr genau nachbilden und über verschiedene Marktzyklen hinweg eine niedrige Abweichung sicherstellen“, so Hofmann.
Fazit
Die Märkte bleiben 2025 herausfordernd, erwartet die Vanguard-Expertin. In einem Umfeld erhöhter Schwankungen böten breit diversifizierte Anleihe-ETFs Anlegern die Möglichkeit, ihre Portfolios widerstandsfähiger zu machen. Gleichzeitig könnte das aktuelle Zinsniveau langfristig attraktivere Renditen für Anleiheinvestoren ermöglichen. „Anleihe-ETFs können sowohl Stabilität bieten als auch langfristige Chancen eröffnen“, fasst Hofmann zusammen.