Anleihen: Anleger sollten ihre Zinserwartungen einem Realitätscheck unterziehen

Leuchtschrift mit Bonds und einem gruenen Pfeil
Foto: PantherMedia/ PirenX
Was ist von Anleihen noch zu erwarten?

Angesichts der aktuellen Zinserwartungen ist es nach Ansicht des Vermögensverwalters BNY Investments Zeit für einen Realitätscheck am Anleihen-Markt.

„Die Märkte preisen gerade einen schnelleren Lockerungszyklus ein als bei früheren Krisen wie der Technologieblase, der globalen Finanzkrise oder der Corona-Pandemie. Dies steht im Widerspruch zu einer Wirtschaft, die immer noch wächst, und einem Aktienmarkt, der sich in der Nähe von Rekordhöhen befindet“, schreibt April LaRusse, Leiterin Investment-Spezialisten bei Insight Investment, die zu BNY Investments gehören und auf Fixed Income spezialisiert sind, in einem aktuellen Kommentar. „Sofern sich die Wirtschaftsdaten nicht erheblich verschlechtern, müssen die Märkte ihre Erwartungen hinsichtlich der Geschwindigkeit des Zinsrückgangs und des Endniveaus der Zinsen möglicherweise neu bewerten.“ 


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Denn die Aussichten für die weltweite Inflation bleiben BNY Investments zufolge ungewiss. LaRusse: „Wir glauben, dass Faktoren wie der Übergang von der Globalisierung zur Deglobalisierung die Inflation in den kommenden Jahren strukturell hochhalten werden.“ Die Anleihen-Expertin verweist auf die von der Atlanta Fed beobachtete „sticky inflation“ – einen Korb von Gütern, deren Preise sich üblicherweise nur langsam verändern. Diese „sticky inflation“ gehe momentan deutlich langsamer zurück als der allgemeine Verbraucherpreisindex und habe sich bei etwa drei Prozent stabilisiert. Gleichzeitig drehten die Lebensmittelpreise und die Geldmenge wieder nach oben. „Die besten Nachrichten bezüglich der Inflationsentwicklung liegen also vermutlich bereits hinter uns“, schlussfolgert die Expertin.

Ein „Realitätscheck“, wie BNY Investments ihn angesichts dessen für angemessen hält, dürfte sich nach Meinung des Vermögensverwalters auf die Zinsstrukturkurve und die Anleihen-Renditen auswirken. „Wir glauben, dass dies wahrscheinlich zu einer Untergrenze der Renditen im mittleren Laufzeitenbereich führen wird. Die Renditen am sehr langen Ende der Kurve könnten sogar nach oben driften, was zu steileren Renditekurven führen würde“, erklärt LaRusse.

Eine starke Nachfrage habe die Risikoaufschläge von Investmentgrade-Anleihen auf ein Niveau unter dem langfristigen Durchschnitt gedrückt. Trotzdem bleiben die absoluten Renditen nach Ansicht von BNY Investments im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt hoch. „Zudem dürfte das Emissionsvolumen 2025 weiterhin hoch sein und reichlich Gelegenheit bieten, von Neuemissionsprämien zu profitieren“, nennt LaRusse einen weiteren positiven Aspekt für Anleihen-Anleger. 

Einen Blick wert sind der Anleihe-Expertin zufolge auch US-Kommunalanleihen (Municipal Bonds). Denn diese böten höhere Renditen als US-Staatsanleihen und zeitweise sogar höhere als US-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Ratings. „Bei Hochzinsanleihen können Strategien mit kürzerer Laufzeit und Fokus auf größeren Emittenten, die aus dem Investmentgrade-Bereich herabgestuft wurden, das Ausfallrisiko verringern.“

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