Anleihen: „Die drei wichtigsten Faktoren sind Qualität, Qualität und Qualität“

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Seit September 1991 fallen die Renditen an den Anleihenmärkten. Nach 30 Jahren erfolgt nun die Zinswende – mit dramatischen Auswirkungen auf die Rentenmärkte. Drei Experten von Lazard Asset Management (LAM) erläutern, wie unterschiedlich sich die Regionen und Segmente entwickeln und wie sie aktuell ihre Portfolios aufstellen. Ein Stichwort fällt dabei immer wieder: Qualität.

„Alle Märkte sind unisono zwei Prozent auf der Renditekurve angestiegen. Durch die unterschiedliche Duration und verschiedene Währungseinflüsse fällt die Performance allerdings unterschiedlich aus“, erläutert Werner Krämer, Geschäftsführer und Makroökonom bei LAM Deutschland. Er fasst die Situation so zusammen: „Rentenmanager sind in allen Märkten über die Entwicklung ungefähr gleich unglücklich.“ Sein Kollege Dr. Benjamin Dietrich, Portfoliomanager/Analyst im Global Fixed Income-Team bei LAM in New York, vergleicht die Situation mit der Zeit nach der Finanzkrise: „Nach der Finanzkrise sind die Korrelationen zunächst sehr hochgefahren. Doch nach etwa zwei bis drei Jahren trennte sich die Spreu vom Weizen und es entstand eine extreme Schere: zum Beispiel zwischen Griechenland und Irland.“ Seiner Meinung nach könnte das Gleiche jetzt global bevorstehen. „Daher liegt mein Fokus klar auf Qualität“, so Dietrich.

Auf die Frage, ob es aktuell eine Mid-Zyklus-Korrektur gebe oder bereits eine Rezession mit steigender Arbeitslosigkeit, wagt er noch keine Antwort: „Das ist schwer vorherzusagen. In beiden Szenarien ist jedoch eine globale Allokation bei maximaler Qualität optimal. Es gibt sehr viele Zinskurven, die schon einiges vorweggenommen haben und im Zinszyklus schon weiter sind. Diese betrachten wir als attraktiver.“ 

Skandinavien bietet Qualität

Gerade bei europäischen Anleihen sei der Zeitpunkt für eine Offensive noch nicht gekommen, meint Michael Weidner, Head of European Fixed Income bei LAM Deutschland. „Bei Unternehmen kommen Zinserhöhungen, Inflation und ähnliche Faktoren erst zeitversetzt an. Daher ist die Eurozone aktuell wenig attraktiv“, lautet sein Urteil. Aber er kennt Alternativen: „Skandinavien ist in vielerlei Hinsicht interessanter. Dort verbinden sich attraktive Renditen mit einem stabilen ökonomischen Umfeld und günstigen Hedges.“ Die Dänische Krone lasse sich sogar mit einem kleinen Plus hedgen und die Schwedische Krone sei sehr günstig abzusichern. „Lediglich die Sicherung der Norwegischen Krone ist kostenintensiv. Doch dies wird durch die Rendite überkompensiert. Zudem ist Norwegen im Zinszyklus bereits weiter fortgeschritten als die Eurozone und Risiken sind dort fairer bepreist“, so Weidner. 

Emerging Markets-Anleihen: Vieles bereits eingepreist

Wer ein gewisses Risiko nicht scheut, kann in den Emerging Markets fündig werden. Hier sind die Zinsen bereits hoch, der Zyklus läuft weit voraus und durch die hohen Rohstoffpreise gibt es hier auch Gewinner-Märkte. Aber „die Emerging Markets“ als Einheit gibt es nicht, der Blick auf die einzelnen Länder und ihre ökonomischen Randbedingungen ist unerlässlich. „Viele Risiken sind in den Schwellenländern bereits eingepreist“, berichtet Werner Krämer. „Allerdings ist die Länderallokation wichtig, denn es gibt eine ganze Reihe von Ländern, die sich aufgrund hoher Risiken nicht als Investment anbieten. Mit einer sorgfältigen Selektion entdeckt man jedoch Länder und Märkte mit sehr attraktiven Renditeniveaus.“ 

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