Apps für Finanzberater können die Vermögensberatung tiefgreifend verändern, so eine aktuelle Studie des Schweizer Marktforschungsunternehmens My Private Banking Research. Sowohl die Berater als auch die Kunden werden demnach von der neuen Technologie substanziell profitieren.
Für die Studie „Mobile Apps for Financial Advisors und Wealth Managers“ hat das Schweizer Marktforschungsunternehmen die mobilen Lösungen für Vermögens- und Finanzberater der zehn führenden Software-Anbieter analysiert und bewertet.
Die Marktforscher analysierten sie auf Basis von mehr als 40 Kriterien, zusammengefasst in zehn Kategorien wie beispielsweise CRM, Finanzplanung, Portfolio Management, Reporting und Kundenkommunikation. Der Bericht wurde nicht von einem Anbieter oder einer Bank in Auftrag gegeben und wurde völlig unabhängig durchgeführt.
Insgesamt zeigen sich die Marktforscher bereits von der ersten Generation der mobilen Lösungen für Finanzberater mit der Vielzahl der angebotenen Informationen und Funktionen beeindruckt.
„Bestehende mobile Lösungen für Finanzberater zeigen das Potenzial, die Interaktion zwischen Berater und Kunde mit Hilfe von Informationen und Daten in Echtzeit, Multi-Media-Inhalten sowie neuen Kommunikationswegen massgeblich zu verbessern.“, sagt Francis Groves, leitender Analyst von My Private Banking Research. „Dies macht einen grossen Unterschied in der persönlichen Interaktion zwischen Berater und Klient, die bis heute von Papierbergen, veralteten Berichten und nicht-aktualisierten Portfoliodaten dominiert wurde.
Sämtliche Apps bieten gute Funktionen
Laut der Studie überzeugen sämtliche analysierte Lösungen mit guten Funktionen anbieten. Dennoch seien einige Anbieter hervorzuheben: Die mobile Lösung für Vermögensberater vom Anbieter Appway bietet demnach eine hervorragende Unterstützung in die Gewinnung neuer Kunden und der Einhaltung der Vorschriften in den verschiedenen Ländern.
Polaris FT habe ausgezeichnet gestaltete Funktionen für die finanzielle Planung. Die mobilen Lösungen von Microstrategy bieten demnach eine umfangreiche Palette von Funktionen, die sehr gut auf individuelle Bedürfnisse anpassbar sind und SunGards Applikationen haben einen überzeugenden Fokus auf kleinere Vermögensberatungsunternehmen.
Volles Potenzial der Apps noch nicht realisiert
Dennoch betonen die Studienautoren, dass keine der untersuchten Lösungen bisher das volle Potenzial von mobilen Anwendungen für Finanzberater realisiere. Noch dominiert demnach bei den meisten mobilen Lösungen das Design ihrer Standardsoftware, welche die Softwarehersteller bisher bereits für PCs und Desktops anbieten. Das Potenzial für die Revolutionierung der Interaktionen zwischen Berater und Kunde werde angerissen aber bei weiten noch nicht voll ausgeschöpft.
Die Studie sieht die folgenden zentralen Mängel in den aktuellen Angeboten von mobilen Lösungen für Finanzberater: Die mobilen Lösungen sind demnach in der Regel reich an Inhalt und Funktionalität, aber ihre Relevanz für das Kundengespräch kann deutlich verbessert werden. So bieten sechs von zehn Anbietern ein umfassendes und detailliertes Portfolio-Management-System und fünf hatten gute Funktionen zur Rendite-Risiko-Berechnung, aber nur vier erlauben es dem Berater Ad-hoc-Berichte zu den Portfolio-Analysen zu erstellen.
Bestehende Lösungen helfen der Studie zufolge dem Berater eine Vielzahl von Informationen zu einem Kundentreffen zu bringen, aber helfen wenig bei der Vorbereitung eines dynamischen Treffens. Nur eine der analysierten Angebote bietet demnach gut durchdachte Funktionen zur Gesprächsvorbereitung und -führung.
Funktionen zur Erstellung von Kundenunterlagen seien zudem unnötig eingeschränkt. Keine der in der Studie untersuchten mobilen Lösungen bietet demnach ausreichend umfassende und flexible Optionen zur Gestaltung und Weitergabe von Unterlagen. E-Mail- und Druckfunktionen seien beispielsweise nur sehr eingeschränkt verfügbar.
Finanzberater-Apps komplexer als für private Nutzer
Die Marktforscher betonen, dass mobile Lösungen für Berater die Bedürfnisse von zwei verschiedenen Nutzergruppen, nämlich den Finanzberatern des Finanzdienstleisters und die Kunden berücksichtigen müssen. Folglich müssten sie einen Komplexitätslevel und eine Informationstiefe haben, die höher ist als bei den meisten mobilen Apps für private Nutzer.
„Mobile Lösungen für Finanzberater sollen nicht nur einzelne Interaktionen ermöglichen, sondern müssen helfen langjährige Kundenbeziehungen aufzubauen.“ fasst Francis Groves die wichtigste Herausforderung bei der Entwicklung der nächsten Generation von mobilen Anwendungen für Berater zusammen. „Sie müssen eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen anbieten, dies aber in einer Weise, die den Berater nicht dabei stört die Beziehung zum Kunden im Gespräch zu etablieren.“
Apps möglichst bald in Beratungsprozess integrieren
Die Marktforscher empfehlen Banken und Vermögensverwaltern in ihren Beratungsprozessen so bald wie möglich mobile Lösungen zu integrieren. Bei der Wahl der mobilen Lösung sollten sie ein besonderes Augenmerk auf die interne Identifizierung der benötigten Funktionen legen. Weiterhin müsse beurteilt werden, welche Märkte abgedeckt werden und welche Betriebssysteme und Endgeräte zum Einsatz kommen sollen.
Das Testen der mobilen Lösung unter realen Bedingungen sei von entscheidender Bedeutung, um sowohl die Vorteile für Berater und Kunden zu beurteilen als auch eine klare Vorstellung von den Möglichkeiten zur individuellen Anpassung der Funktionen zu erhalten. (jb)
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