Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für unter 16 Euro Monatsbeitrag? Ein früher Abschluss einer BU-Versicherung spart bares Geld. Warum es sich lohnt, über eine BU-Versicherung für Kinder nachzudenken.
Im Laufe des Arbeitslebens wird statistisch jeder Vierte mindestens einmal zeitweise berufsunfähig: Das zeigt eine Überprüfung der Deutschen Aktuarvereinigung. Das Problem: Wer lange Zeit krank ist, muss finanziell zurückstecken.
Denn die Leistungen der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente reichen oft nicht aus. Helfen kann die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Sie kann den Einkommensausfall zumindest abfedern.
Das Problem: Der Schutz ist nicht ganz günstig. Nach Angaben der Stiftung Warentest können für monatliche Renten zwischen 1000 und 2000 Euro jährliche Beiträge zwischen 490 und 880 Euro fällig werden. Monatlich sind dies etwa 41 bis 73 Euro. Und es geht noch teurer. Denn die Beitragshöhe ist abhängig von der Gesundheit der Versicherten und von ihrem Beruf. Ein 35-jähriger Bäcker zahlt für eine garantierte BU-Rente in Höhe von 2.000 Euro satte 350 Euro Monatsbeitrag. Bei einem Krankenpfleger sind es immerhin noch 230 Euro.
Vorerkrankungen und ein hohes berufliches Risiko – etwa bei Gerüstbauern, Piloten oder Heizungsmonteuren – können nicht nur die Beiträge in die Höhe treiben, sondern den Abschluss einer BU massiv erschweren oder sogar unmöglich machen, erklärt Julia Alice Böhne vom Bund der Versicherten. Doch es gibt einen Ausweg: Die BU so früh wie möglich abschließen.
Wer früher abschließt, zahlt weniger
Die Erkenntnis ist nicht neu, doch sie dringt leider immer noch viel zu wenig zu Eltern durch. Denn wer als berufstätiger Vater oder berufstätige Mutter selbst über keine Absicherung verfügt, wird nur schwerlich von der Notwendigkeit einer BU-Absicherung des Nachwuchses überzeugt sein.
Dabei bieten die Versicherer bereits für minderjährige Kinder Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU) an. „Das ist in ganz vielen Fällen auch sehr sinnvoll”, sagt Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Der Grund: „Je früher ich abschließe, desto früher habe ich den Fuß in der Tür”, sagt Grieble.
Das Risiko später keinen oder nur eingeschränkten BU-Schutz mehr zu bekommen, sinkt. Und: „Je früher man abschließt, desto geringer ist der Beitrag.” Manche BU-Verträge kosten für einen zehnjährigen Gymnasiasten anfangs nicht einmal 16 Euro pro Monat bei einer Versicherungssumme von 1000 Euro.
Weil im Kindesalter meist kein Beruf feststeht, ergibt sich der Beitrag aus einer „Daumenkalkulation des Versicherers”, sagt Grieble. Das Gute daran: „Der Beitrag steigt nicht, der bleibt.” Wer also später in einem risikoreichen Beruf arbeitet, kann Beiträge sparen.
Sobald die Jahrgangsstufe elf erreicht wird, reduzieren allerdings manche Versicherer die Prämie für den laufenden Vertrag. Der Grund ist, dass die Versicherer annehmen, das Kind würde nach dem Schulabschluss einen weniger körperbelastenden Beruf wählen.
Versicherungen schon ab dem 10. Lebensjahr
Die meisten Anbieter versichern Kinder ab dem 15. Lebensjahr. „Es gibt aber immer mehr Anbieter, die einen Abschluss ab dem 10. Lebensjahr anbieten”, sagt Böhne. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft machen Verträge von unter 14-Jährigen aber nur 0,1 Prozent aller BU-Verträge aus.
Die Gruppe der 15- bis 19-Jährigen ist mit 14 Prozent deutlich stärker vertreten. Entscheidend für einen Vertragsabschluss sind die Bedingungen. „Ausschlaggebend ist zunächst, wann ein Schüler als berufsunfähig bewertet wird” – denn nur dann werden Leistungen gezahlt.
Unter guten Bedingungen wäre das der Fall, wenn ein Kind voraussichtlich sechs Monate ununterbrochen mindestens die Hälfte der Zeit nicht am Unterricht teilnehmen könne oder bereits ein halbes Jahr lang nicht an diesem teilnehmen konnte. Manche Versicherungen stufen ein Kind aber nur als berufsunfähig ein, wenn es noch länger oder gar nicht mehr zur Schule gehen kann.
Vertrag später anpassen
Im jungen Alter ist meist nur eine Versicherungssumme von 1000 Euro möglich. Wenn das Kind später einen Beruf ergreift oder heiratet, kann die BU aber oft noch einmal angepasst werden. Bei der Nachversicherung sollten Anbieter aber keine erneute Gesundheits- und Risikoprüfung fordern, betont Böhne. Tun sie dies, können sie das BU-Risiko neu bewerten.
„Dann würde die Prämie deutlich steigen und ein wesentlicher Vorteil eines frühen BU-Abschlusses wäre damit hinfällig.” Auch durch eine Dynamik kann die Summe noch einmal angepasst werden. Dabei steigt sie ebenso wie die Beiträge stetig an. „Ich würde raten, mir die Möglichkeit offenzuhalten”, sagt Grieble. Welche Versicherungssumme bei Kindern sinnvoll ist, hängt davon ab, wie viele Einnahmen und Ausgaben es in der Familie gebe. Wenige Hundert Euro seien aber nicht sinnvoll, erklärt Grieble.
Kinderinvaliditätsversicherung ist Alternative
Um schon kleine Kinder zu schützen, sollten Eltern oder Betreuer eine Kinderinvaliditätsversicherung (KIV) abschließen, rät Grieble. Das ist schon ab der sechsten Lebenswoche möglich. Im Gegensatz zu einer Unfallversicherung schützt die KIV „egal ob unfallbedingt oder krankheitsbedingt.”
Unter Invalidität verstehen Versicherungen einen bleibenden körperlichen Schaden, für den dauerhaft, also mehr als drei Jahre, keine Besserung zu erwarten ist. Die KIV zahlt bei Invalidität eine lebenslange Rente, sagt Böhne. „Das ist besonders wichtig, da Kinder mit schwerer Behinderung ihr Leben lang ein Einkommen brauchen – auch nach dem Renteneintrittsalter.” (dpa-AFX) & dr/cash
Foto: Shutterstock