Viele Investoren stellen sich schon länger die Frage ob asiatische Aktien (ex Japan) günstig sind. Seit geraumer Zeit sinken die Bewertungen bei den dortigen Anteilscheinen.
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis zum Beispiel zeigt, dass es während der vergangenen 20 Jahre nur wenige Zeitpunkte gab, an denen die Bewertungen niedriger waren als im Moment. Dennoch sollte bedacht werden, dass es dafür gute Gründe gibt. Schließlich sind die Eigenkapitalrenditen der Unternehmen gesunken, und Gewinne haben Investoren enttäuscht. Vor diesem Hintergrund ist Anh Lu, Portfoliomanagerin Asia ex Japan Equity Strategy bei T. Rowe Price, davon überzeugt, dass die Frage eher lauten sollte: „Unter welchen Bedingungen tritt die Werthaltigkeit asiatischer Aktien (ex Japan) wieder zu Tage?“
Voraussetzungen für steigende Werthaltigkeit schaffen
Zahlreiche Faktoren haben die Abwärtsbewegung von asiatischen Aktien (ex Japan) in den vergangenen Jahren beeinflusst, etwa die globale Währungspolitik, der starke US-Dollar, der sich abschwächende Welthandel sowie die enormen Auswirkungen des zurückgehenden Wirtschaftswachstums in China. Die Folgen zeigten sich in einer längeren Phase mit schwachen Unternehmensgewinnen. Verschärft hat sich diese Situation durch eine Kombination aus Überinvestitionen, übermäßigen Fremdfinanzierungen und mangelnder Managementdisziplin. In diesem Umfeld sind die Gewinnspannen nach und nach schmaler geworden, und die Kapitalrenditen sind gesunken. „Um Kursgewinne zu sehen, müssen die Margen wieder angemessen ausfallen, die Eigenkapitalrenditen steigen und vor allem muss auch das Rating von asiatischen Aktien wieder nach oben korrigiert werden“, fasst Lu die wichtigsten Kriterien zusammen.
Steigende Cashflows ermöglichen es, Chancen zu ergreifen
Tatsächlich hat es den Anschein, dass sich die Unternehmen in der Region nun endlich an die derzeitige wirtschaftliche Realität anpassen. „Viele Managementteams gehen inzwischen anders vor und legen zum Beispiel mehr Kostendisziplin an den Tag. Das gilt vor allem für die Ausgaben, denn man ist sich der starken Wettbewerbssituation bewusst“, sagt die Portfoliomanagerin. Die Auswirkungen sollten sich besonders in Form von steigenden Free Cashflows bemerkbar machen. „Das ist sehr wichtig, denn der Cashflow ermöglicht es einem Unternehmen, Marktchancen zu ergreifen und so den Unternehmenswert zu steigen. Anders ist es sehr schwierig, neue Produkte zu entwickeln, Akquisitionen zu tätigen, Dividenden auszuschütten oder die Verschuldung zu reduzieren“, erläutert Lu.
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Qualitätsunternehmen können langfristig solide wachsen
Auch an einer anderen Stellschraube machen sich Veränderungen bemerkbar. Während in der Vergangenheit insbesondere in China das steigende Lohnwachstum die Produktivität ausgebremst und die Gewinnspannen unter Druck gesetzt hat, ist nun zum ersten Mal seit fünf Jahren in Asien ein moderater Anstieg der Gehälter auf einem nachhaltigen Niveau zu beobachten. Gleichzeitig sinken die Rohstoffpreise, vor allem im Energiesektor, was ebenfalls zu besseren Gewinnspannen beitragen wird. Zwar sind diese Einflussfaktoren zyklisch bedingt. Dennoch wiegt für die Portfoliomanagerin die Fähigkeit zur Selbsthilfe stärker: „Wir gehen von einer weiteren positiven Entwicklung vor allem von Qualitätsunternehmen aus, die Kosten effektiv managen und neue Produkte und Services entwickeln. Diese Unternehmen sollten langfristig solide und unabhängiger vom allgemeinen wirtschaftlichen Umfeld wachsen.“ (tr)
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