Die deutschen Versicherer erwarten für 2010 ein spürbares Beitragsplus. Allerdings wird die Steigerung erneut maßgeblich von Einmalbeiträgen in der Lebensversicherung getragen. Indes schwört der GDV die Branche auf den Ausdauermarsch durchs Zinstal ein.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht davon aus, dass die Beiträge der Assekuranz-Gesellschaften 2010 um 4,7 Prozent zulegen. Das würde einem Gesamtbeitrag von 180 Milliarden Euro entsprechen. Damit nehmen die Beitragseinnahmen bereits das zweite Mal infolge der hohen Einmalbeiträge zu.
In der Lebensversicherung (inklusive Pensionskassen und Pensionsfonds) rechnet der GDV für 2010 mit einem Beitragswachstum von 6,8 Prozent, in der Krankenversicherung mit sechs Prozent und im Segment Schaden und Unfall mit 0,7 Prozent.
Kapitalisierungsgeschäfte kaschieren Schwäche im Kernbereich
Im Bereich Leben dominieren erneut die Einmalbeiträge die Geschäftsentwicklung, wenngleich das erwartete Plus in diesem Jahr mit 30 Prozent geringer ausfällt als im Vorjahr (60 Prozent). Die vom GDV prognostizierten rund 27 Milliarden Euro Beitragseinnahmen auf Einmalbeiträge machen allerdings inzwischen bereits mehr als ein Viertel der voraussichtlich auf 91 Milliarden Euro steigenden Gesamteinnahmen in der Lebensversicherung aus.
Bei den sogenannten Kapitalisierungsgeschäften oder anderen Verträgen gegen Einmalbeitrag handelt es sich zwar formal um Lebensversicherungen. Faktisch sind diese aber eher kurzfristigen Sparverträgen zuzuordnen, die täglich kündbar sind. Häufig bieten sie eine Verzinsung über dem Geldmarkt-Niveau.
Da die Branche in ihrem Kernsegment, der Lebens- und Rentenversicherung gegen laufenden Beitrag, stagniert, setzen viele Versicherer zunehmend auf das kurzfristiger ausgerichtete Einmalbeitragsgeschäft. Kritiker monieren allerdings, dass diese Trendverschiebung zulasten der Bestandskunden geht.
Die Befürchtung: Um Neukunden kurzfristig attraktive Konditionen bieten zu können, zehrt die Assekuranz von bestehenden Kapitalanlagen, die teilweise zu wesentlich höheren Zinsen angelegt sind, als sie derzeit zu erzielen sind.
Lockere Geldpolitik drückt Versicherern auf die Stimmung
Für die Versicherer ist die expansive Geldpolitik der Notenbanken ein Problem, denn sie bedeutet niedrigere Erträge auf neu abgeschlossene Kapitalanlagen. Der GDV beteuert zwar, dass die Branche aufgrund ihrer versicherungstechnischen Ertragskraft in der Lage sei, das aktuelle Niedrigzinsniveau auch längerfristig gut durchzuhalten. Die Rückkehr zu einem „normalen“ Zinsumfeld sei dennoch dringend geboten.
„Es kann nicht sein, dass Lebensversicherungskunden und andere Sparer mit Einbußen bei ihrer privaten Altersvorsorge für eine bessere Ertragslage der Banken zahlen“, beschwert sich GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen (Foto).
Seite 2: Auch Krankenversicherung und Schaden/Unfall entwickeln sich positiv