Als Reaktion auf das anhaltende Zinstief sollte die Politik Altersvorsorgesparen intensiver fördern, fordert die Ratingagentur Assekurata in ihrem aktuellen Marktreport zu Lebensversicherungen in Deutschland.
Dadurch könne sie zumindest einen Teil der Mittel, die sie durch die günstigen Finanzierungsbedingungen für den Bundeshaushalt an den Anleihemärkten einspart, wiederum den Sparern zugute kommen lassen und die Rahmenbedingungen für kapitalgedeckte Altersvorsorge attraktiv gestalten. Das niedrige Zinsniveau an den Kapitalmärkten stellt die Lebensversicherer vor immer größere Herausforderungen.
Dies zeige sich nicht zuletzt am steigenden Aufwand für die Zinszusatzreserve zur langfristigen Finanzierung bestehender Garantiezusagen. Insgesamt summierten sich die seit 2011 in diese Reserve eingestellten Mittel branchenweit auf nunmehr etwa 13,5 Milliarden Euro, was rund zwei Prozent der konventionellen Deckungsrückstellung der Lebensversicherer entspreche.
Mehr Mittel für Zinszusatzreserve
„Unter der Annahme gleichbleibender Zinskonditionen und Berechnungsmodalitäten gehen wir davon aus, dass die Unternehmen 2014 der Zinszusatzreserve weitere acht bis zehn Milliarden Euro zuführen müssen“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse der Rating-Agentur Assekurata und Verfasser der Untersuchung.
Dabei erziele der Hauptteil des Marktes die Mittel zumindest teilweise durch außerordentliche Verkäufe bei festverzinslichen Anlagen, die ursprünglich zur Finanzierung langfristiger Verpflichtungen bestimmt waren und bis zur Fälligkeit gehalten werden sollten. „In Anbetracht des hohen Nachreservierungsvolumens und der substanziell bestehenden Bewertungsreserven auf diesen Papieren ist das Vorgehen betriebswirtschaftlich nachvollziehbar“, stellt Lars Heermann fest.
„Im Gegenzug verringert sich hierdurch aber der laufende Zinsertrag aus den Kapitalanlageportfolios schneller, was wiederum den Anspruch an alternative Ertragsquellen erhöht.“ Diese Effekte zeigten sich deutlich in der nachfolgenden Abbildung. Während die nominale Nettoverzinsung durch die Veräußerungsgewinne nach oben verzerrt werde, laufe die laufende Durchschnittsverzinsung als Indikator für den ordentlichen Kapitalanlageertrag in die andere Richtung und spiegelt den faktisch rückläufigen Durchschnittskupon in den Kapitalanlagen der Lebensversicherer wider.
Gleichlauf von Durchschnittsverzinsung und Garantiezinsanforderung
Zugleich habe sich die laufende Durchschnittsverzinsung in der jüngeren Vergangenheit weitgehend parallel zur Garantiezinsanforderung der Bestände entwickelt. „Bei dieser bilanziell vereinfachten Betrachtung besitzt die Breite der Anbieter somit noch einen Ertragspuffer von etwa 0,80 Prozentpunkten gegenüber den zu erfüllenden Mindestverpflichtungen, welcher unter Berücksichtigung der bereits gestellten Zinszusatzreserven noch gut 0,10 Prozentpunkte höher ausfällt“, erläutert Lars Heermann.
Sollte das niedrige Zinsniveau in der Neuanlage allerdings, wie von Assekurata vermutet, anhalten, erschwerten sich die Finanzierbarkeitsbedingungen weiter, was immer mehr zu einer Belastungsprobe für die Rohüberschüsse der Unternehmen würde.
Unterschiede bei Ertragskraft und Risikotragfähigkeit
„Angesichts der niedrigen Neuanlagezinsen kristallisieren sich individuelle Unterschiede bei der Ertragskraft und Risikotragfähigkeit deutlicher heraus, die in der künftigen EU-Aufsichtswelt unter Solvency II noch stärker in den Blickpunkt rücken werden“, beobachtet Heermann. Das geringe Zinsniveau und die schwächere Ertragslage drückten auf das Überschussbeteiligungsniveau der Kunden.