Die Gründe hierfür sind vielseitig. „Der externe Run-off ist in der deutschen Lebensversicherung noch ein vergleichsweise junges Phänomen, das in der öffentlichen Berichterstattung häufig kritisch gesehen wird“, erklärt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Derzeit befinden sich sieben deutsche Lebensversicherer im externen Run-off mit einem Prämienvolumen von insgesamt 3,9 Milliarden Euro, was einem Marktanteil von circa vier Prozent entspricht.“
Sieben Lebensversicherer im externen Run-off
Sie verteilen sich auf drei Plattformen: Die Viridium-Gruppe mit der Skandia Lebensversicherung AG, Heidelberger Lebensversicherung AG, Entis Lebensversicherung AG (ehemaliger Bestand der Protektor Lebensversicherungs-AG), Proxalto Lebensversucherung AG (ehemals Generali Lebensversicherung AG)-
Daneben gibt es die Frankfurter-Leben-Gruppe: Frankfurter Lebensversicherung AG (ehemals Basler Leben AG Direktion für Deutschland), Frankfurt Münchener Lebensversicherung AG (ehemals ARAG Lebensversicherungs-AG). Der dritte Player ist die Athora-Gruppe: Athora Lebensversicherung AG (ehemals Delta Lloyd Lebensversicherung AG)
Neben diesen im externen Run-off befindlichen Unternehmen hat die Kölner Ratingagentur in der Studie analog zum Vorjahr zusätzlich die Victoria Leben berücksichtigt, die sich im internen Run-off der Ergo-Gruppe befindet. Aufgrund ihrer Größe und der langen internen Run-off -Zeitreihe ist sie von hoher Bedeutung und ermöglicht zudem den Blick auf mögliche Unterschiede zwischen internen und externen Run-offs.
Deutlich höhere Erträge seit 2017
Eine wesentliche Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit von Lebensversicherern ist eine positive Ertragssituation. „Sowohl Kunden als auch Anbieter profitieren von den Rohüberschüssen eines Unternehmens“, erläutert Lars Heermann.
Aus diesem Grund hat Assekurata die Ertragshöhe der Run-off -Versicherer im Zeitablauf untersucht. Also vor und nach dem Verkauf. Und im Anschluss die Überschüsse der Run-off -Gesellschaften mit denen der restlichen Lebensversicherungsbranche verglichen. Als Messgröße für den Unternehmensertrag verwendete Assekurata hierbei die Rohüberschussquote, die den erzielten Rohüberschuss ins Verhältnis zu den gebuchten Bruttoprämien setzt.
Während die Run-off -Versicherer bis einschließlich 2016 im Durchschnitt geringere Erträge als der Lebensversicherungsmarkt erwirtschaftet haben, liegen die ausgewiesenen Überschüsse seit 2017 zum Teil sehr deutlich über den Branchenwerten. 2019 erreichten die Run-off -Gesellschaften im Durchschnitt eine Rohüberschussquote von 33,6 Prozent, während der Markt durchschnittlich knapp zwölf Prozent erwirtschaftete.
Eine Begründung kann Assekurata nicht liefern. Vielmehr sei man in der Detailanalyse auf Sonder- oder Einmaleffekte gestoßen, wie die Auflösung einer Steuerrückstellung oder die außerordentliche Realisierung von stillen Reserven in der Kapitalanlage. “Die erklären zumindest teilweise die sehr hohen Überschüsse“, sagt Lars Heermann. Vor diesem Hintergrund würden sich belastbare Aussage für die zukünftige Entwicklung der Ertragslage als schwierig erweisen, so der Kölner Rater weiter.
Ferner untersucht Assekurata in der Studie anhand der Verteilung des Rohüberschusses, ob der gestiegene Unternehmenserfolg eher dem Versicherer oder dem Kunden zu Gute kommt. Darüber hinaus haben dieKölner Analysten auch geprüft, welche Eigenkapitalrenditen das Geschäftsmodell Run-off abwirft und inwieweit es damit aus Investorensicht profitabel ist.
Dazu wurden zahlreiche kritische Erfolgsfaktoren wie die Kapitalanlage, die Kostensituation, sowie das Stornoverhalten der Kunden untersucht. Zusätzlich geht die Studie der Frage nach, wie sicher die Altersvorsorge nach einem (externen) Run-off ist und berücksichtigt dabei sowohl die handelsrechtliche Perspektive als auch die gesetzlichen Kapitalanforderungen nach Solvency II.