Allerdings hätte dies nach Meinung Zielkes bereits in der Konsultationsphase passieren müssen. „Jetzt ist es zu spät, da die Direktive verabschiedet wurde“, bedauert der ehemalige Société-Generale-Manager, der jedoch einen Ausweg weiß: „Umgehen lässt sich die Eigenkapitalunterlegung durch ein gelistetes Vehikel, bei dem dann wieder nur 22 Prozent Risikokapitalunterlegung nötig wären.“
Komplexe Infrastrukturprojekte
Das Beispiel zeigt: Das Thema Infrastruktur ist komplex – und die Versicherer geben sich lieber zurückhaltend. „Grundsätzlich passen Infrastrukturprojekte gut zu den lang laufenden Verpflichtungen eines Lebensversicherers. Diese Anlageklasse ist jedoch nicht mit liquiden Märkten zu vergleichen und erfordert eine Menge Knowhow“, sagt Dr. Daniel von Borries, Chief Investment Officer (CIO) und Mitglied des Vorstands der Ergo Versicherungsgruppe. Man investiere im Konzernverbund, wenn das Projekt unter ökonomischen Aspekten attraktiv sei, so der Manager.
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Experte Zielke dürfte für das vorsichtige Vorgehen wohl Verständnis haben. Er fragt sich: „Wie sicher sind diese Projekte, wenn die Politik ständig ihre Finger im Spiel hat?“ So habe der Versicherer Allianz schon viel Geld in Norwegen verloren, berichtet Zielke, weil die neugewählte Regierung einfach neue Durchleitungsgebühren für die finanzierte Ölpipeline festgesetzt hätte.
„In Deutschland muss man sich nur die Debatte um die Trassenleitungen oder die Probleme mit den Offshore-Anlagen ansehen, um ebenfalls zum Schluss zu kommen, dass diese Projekte doch nicht risikolos sind.“ Deshalb hält Zielke die derzeitige 49-Prozent-Unterlegung „nicht für unbegründet“. (lk)
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