Asset Management: ESG wird entscheidender Wachstumsfaktor

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Der Markt für Asset & Wealth Management (AWM) steht vor einem Paradigmenwechsel: Nachdem über viele Jahre hinweg die positiven Marktentwicklungen, steigende Asset-Preise Treiber für Wachstum und Profitabilität waren, rutschen laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) nun erstmals ESG-Kriterien als neuer Wachstumsmotor an die Spitze der Einflussfaktoren.

„ESG-orientierte Fonds werden unserem Szenario zufolge deutlich schneller als der Gesamtmarkt wachsen und so schon bald zur bevorzugten Anlage für die Portfoliodifferenzierung“, sagt Gerald Gonsior, Partner und Leiter Asset & Wealth Management, PwC Deutschland. Mit einer jährlichen Wachstumsrate von 12,9 % im Basisfalls erreicht das verwaltete ESG-Vermögen bis 2026 33,9 Billionen US-Dollar. Damit würde der ESG-Anteil von 14,4 % im Jahr 2021 auf 21,5 % steigen – einem Fünftel aller Vermögenswerte. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Asset and Wealth Management Revolution 2022“ von PwC Deutschland. An der Befragung nahmen weltweit 250 Vermögensverwalter und 250 institutionelle Anleger teil, die jeweils globale Vermögenswerte von 50 und 60 Billionen US-Dollar repräsentieren.

Nachhaltige Investitionen werden zum Konsens

Die wachsende Bedeutung ESG-getriebener Investitionen hinterlässt auch bei deutschen Vermögensverwaltern ihre Spuren. So haben sich 93 % der institutionellen Investoren aus Deutschland bereits zu Net-Zero-Initiativen verpflichtet oder planen dies in der nächsten Zeit zu tun. „Der hohe Grad an Selbstverpflichtung spiegelt die Erwartungshaltung der Stakeholder und Anleger wider. Nachhaltigkeit wird damit auch im Asset & Wealth Management zum beherrschenden Imperativ“, sagt Gonsior. 

ESG entwickelt sich unter den neuen Vorzeichen auch in der Vermögensverwaltung zu einem entscheidenden Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit.  So gaben 39 % der institutionellen Anleger aus Deutschland an, zukünftig nicht mehr mit Managern zusammenzuarbeiten, die Non-ESG-Fonds verwalten. Des Weiteren haben sich 57 % der Anleger dazu verpflichtet, Investitionen in Non-ESG-Fonds zu stoppen. 

Das aus den Non-ESG-Fonds abgezogene Vermögen wollen viele Anleger wiederum in sogenannte Artikel-8-Fonds investieren. Dabei handelt es sich um Fonds, die im Sinne der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) ökologische und soziale Aspekte bei der Auswahl der Investments berücksichtigen. Unserer Studie zufolge wollen fast zwei Drittel der deutschen Investoren in den kommenden zwei Jahren mehr als 30 % ihres verwalteten Vermögens in solche Fonds investieren. 

Treuhänderische Pflichten und ESG-Prioritäten in Einklang bringen

„Mit dem wachsenden Fokus auf ESG-Fonds wird es für Vermögensverwalter zunehmend wichtig, Strategien für das Risikomanagement im Zusammenhang mit potenziell falsch oder irrtümlich ausgewiesenen Produkten zu entwickeln“, sagt Gonsior. Das weite Interpretationsfeld von Regularien wie der EU-Taxonomie hat zur Folge, dass nach wie vor eine gewisse Verunsicherung bei der Kennzeichnung von Fonds herrscht. Das kann zu strategischen Fehleinschätzungen führen. In solchen Fällen ist es wichtig, schnell und transparent zu handeln, um Sanktionen oder Reputationsschäden zu vermeiden. 

Nicht zuletzt gilt es potenzielle Spannungen zu adressieren, die zwischen den neuen ESG-Prioritäten und der treuhänderischen Pflicht der Vermögensverwalter entstehen, finanziellen Erträge für Anleger zu maximieren – führende Asset Manager werden sich in Zukunft dadurch auszeichnen, dass sie auf beiden Seiten überzeugen. 

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