Unfälle gehören zum Alltag auf unseren Straßen – eine Realität, die Schadensmeldungen täglich sichtbar machen. Doch hinter jeder Meldung steckt mehr als nur Statistik: Zusammenstöße, die häufigste Schadensursache, stellen nicht nur eine große Gefahr inklusive Verletzungsrisiko dar, sie bedeuten für Opfer und Verursacher oft auch erhebliche Kosten. Denn Verkehrsunfälle waren nie so teuer wie aktuell – Grund dafür sind vor allem die gestiegenen Kosten für Reparaturen und Ersatzteile. Schon aus Kostengründen lohnt es sich, das Bewusstsein für Unfallrisiken zu schärfen und Verkehrsunfälle zu vermeiden.
Schadensursachen: Was die Datenlage zeigt
Der Blick in Schadensmeldungen von Kfz-Versicherungen verdeutlicht, dass Zusammenstöße (Quote bei InShared: 63 Prozent) die häufigste Schadensursache sind. Also führen menschliche Fehler zu den häufigsten Schäden.
Auffahrunfälle entstehen meist durch zu dichtes Auffahren oder abruptes Bremsen. Obwohl sie so häufig vorkommen, lassen sie sich am einfachsten vermeiden: durch vorausschauendes Fahren. Dazu gehört es auch, achtsam und konzentriert zu fahren. Smartphones, Navigationsgeräte oder Gespräche im Auto lenken Fahrer ab, sodass sie den Verkehr um sie herum übersehen. Selbst ein Bruchteil einer Sekunde Unaufmerksamkeit kann fatale Folgen haben.
Ein weiterer Gefahrenfaktor ist überhöhte Geschwindigkeit. Sie verringert die Reaktionszeit und verlängert den Bremsweg – eine gefährliche Kombination, die vor allem bei plötzlichen Hindernissen das Risiko von Zusammenstößen massiv erhöht. Auch wer Verkehrsregeln missachtet, also zum Beispiel eine rote Ampel übersieht oder die Vorfahrtsregeln ignoriert, riskiert einen Zusammenstoß herbeizuführen.
Ein äußerer Faktor, der das Auffahrunfallrisiko steigern kann, ist beeinträchtigte Sicht durch Regen, Nebel oder Dunkelheit. Diese macht es Fahrern erheblich schwerer, Abstände und Geschwindigkeiten anderer Verkehrsteilnehmer einzuschätzen, was besonders in Herbst und Winter das Unfallrisiko erhöht.
Kostenanalyse: Versicherungsschutz im Vergleich
Die richtige Versicherung deckt im Ernstfall den großen finanziellen Aufwand, sie ist aber gleichzeitig auch mit entsprechenden laufenden Versicherungskosten verbunden. Um diese für die gängigsten Schadensfälle zu veranschaulichen, lohnt sich ein Blick auf eine Modellrechnung, die das Vergleichsportal Verivox zur Verfügung stellt. Am Beispiel eines 45-jährigen Kölners, der seinen VW Golf VIII mit durchschnittlicher Fahrleistung fährt, wird deutlich, wie sich die Kosten für verschiedene Unfälle unterscheiden.
Wer Opfer eines Kollisionsschadens wird, ist durch die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers abgesichert. Diese kostet im Median 289,35 Euro im Jahr. Wer selbst Verursacher eines solchen Schadens ist, müsste tiefer in die Tasche greifen, um vollständig abgesichert zu sein: Hier kommt die Vollkaskoversicherung ins Spiel, die auch die eigenen Schäden abdeckt. Die Kosten für eine Vollkaskoversicherung belaufen sich im Median auf ganze 842,13 Euro pro Jahr.
Der Preisunterschied spiegelt die umfassendere Absicherung wider, welche die Vollkaskoversicherung bietet, inklusive des Schutzes bei grober Fahrlässigkeit, der in den meisten Tarifen bereits automatisch enthalten ist. Wem seine Versicherung zu teuer ist, dem ist geraten, den Versicherer zu wechseln. Das kann laut Verivox-Daten in der Haftpflichtversicherung bis zu 38, in der Teilkaskoversicherung bis zu 44 und in der Vollkaskoversicherung sogar 49 Prozent ausmachen.
Die Reparaturkosten für Fahrzeuge sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) treiben vor allem Schäden an Karosserie und Elektronik die Kosten in die Höhe. Die zunehmende Komplexität moderner Fahrzeuge mit Sensoren, Kameras und Assistenzsystemen macht Reparaturen aufwendiger und teurer, sodass selbst kleinere Schäden schnell vierstellige Summen erreichen.
Diese Entwicklung wirkt sich direkt auf die Versicherungsbeiträge aus, da sie gestiegene Schadenssummen ausgleichen müssen. Insgesamt zeigen Verivox-Daten, die InShared exklusiv vorliegen, eine durchschnittliche Preissteigerung der Versicherungsbeiträge um 25 Prozent. Für Haftpflichtversicherte sind die Versicherungsbeiträge um 24, für Teilkaskoversicherte um 21 und für Vollkaskoversicherte um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Für Verbraucher wird es daher umso wichtiger, nicht nur auf günstige Prämien zu achten, sondern auch auf die Qualität der Deckung, um im Schadensfall finanziell abgesichert zu sein.
Smarte Technologien: mehr Sicherheit, weniger Kosten
Fahrassistenzsysteme wie Abstandsregelautomaten, Notbremsassistenten und Spurhalteassistenten reduzieren das Unfallrisiko erheblich, indem sie Unfälle aktiv verhindern oder deren Folgen abmildern. Dies führt zu weniger Schadensmeldungen und geringeren Gesamtschadenskosten für Versicherer, was sich positiv auf die Prämienentwicklung auswirken kann.
Allerdings nutzen sie die Mehrheit der deutschen Autofahrer aktuell noch nicht. Das liegt zum einen an der anhaltenden Skepsis gegenüber den digitalen Helfern: Laut einer Umfrag im Auftrag des TÜV-Verbands unter 2.500 Personen ab 16 Jahren haben ganze 43 Prozent der Befragten nur geringes oder gar kein Vertrauen in die Zuverlässigkeit von Assistenzsystemen.
Laut InShared-Studie verwenden 44 Prozent der deutschen Autofahrer mindestens eines der populärsten Fahrassistenzsysteme: Abstandsregelautomat, Fernlichtassistent, Notbremsassistent, Spurwechselassistent, Verkehrszeichenerkennung und Einparkhilfe. Das liegt sicherlich daran, dass noch nicht jedes Fahrzeug überhaupt mit Assistenzsystemen ausgestattet ist. Die Umfrage zeigt auch, dass lediglich 24 Prozent der Befragten einen Abstandsregelautomaten nutzen und nur 30 Prozent einen Notbremsassistenten. Genau die beiden Systeme können jedoch Zusammenstöße, die am häufigsten auftretende Schadensarte, verhindern.
Fakt ist: Fahrassistenzsysteme können die Verkehrs- und damit die Versicherungslandschaft nachhaltig verändern. Wer sie verwendet, kann seine eigene Unfallgefahr reduzieren und zu einem sichereren Straßenverkehr beitragen. Sie tragen somit nicht nur zur Sicherheit bei, sondern könnten auch die Kostenstruktur der Kfz-Versicherung positiv beeinflussen.
Wer sich heute gut absichert, ist morgen auf der sicheren Seite. Doch sich gut abzusichern wird immer teurer. Die Herausforderungen der Kfz-Versicherungen sind klar: bestehende Schadenszahlen und wachsende Reparaturkosten. Weniger Unfälle bedeuten im Umkehrschluss weniger Reparaturen und somit auch weniger Kosten. Eine Win-Win-Situation für Versicherte und Versicherer. In einer Welt, in der technische Helfer Einzug in alle Bereiche unseres Lebens haben, bieten sie auch im Straßenverkehr echten Schutz – für Mensch und Portemonnaie.
Autor Roland van de Klippe ist Managing Director von InShared für Deutschland. Er ist Manager mit über 20 Jahren Erfahrung in der Versicherungsbranche und Mitbegründer mehrerer Online-Versicherungs-Initiativen.