EXKLUSIV Athora: „Wir verfügen über bedeutendes, nicht in Anspruch genommenes Eigenkapital“

Finanzgrafik aus Münzen mit Prozentzeichen
Bildagentur PantherMedia / JanPietruszka
Trotz veränderter Kapitalmärkte: Athora glaubt an die Zukunft seines Run-off-Modells

Der Zinsanstieg an den Kapitalmärkten dürfte wohl zentraler Grund sein, warum der Verkauf von rund 900.000 Lebens- und Rentenversicherungsverträgen von Axa an Athora gescheitert ist. An die Zukunft des Geschäftsmodells glaubt Athora aber dennoch.

Im Juli 2022 hatte die Run-off-Plattform Athora mit Axa Deutschland vereinbart, rund 900.000 Verträge der ehemaligen DBV-Winterthur Leben mit einem Volumen von rund 14 Milliarden Euro Deckungsrückstellungen zu übernehmen. Anfang Mai 204 wurde bekannt, dass der Deal nicht zustande kommt. Da waren die Verträge schon längst in eine neugegründete Axa-Tochtergesellschaft, die Ager Lebensversicherung überführt und laufen dort nun im internen Run-off weiter. Neu ist das Vorgehen nicht, auch die Ergo hat ihren ehemaligen Lebensversicherer Victoria in den internen Run-off geschickt und lässt die Verträge dort weiter- und auslaufen.

Wie stehen die Chancen?

Über die Gründe für den Ausstieg hüllen sich die beiden Beteiligten weitgehend in Stillschweigen. Gegenüber Cash. bestätigte ein Pressesprecher von Athora aber, dass der Rücktritt von der Transaktion eine Folge der seit der Unterzeichnung erheblich veränderten Bedingungen an den Finanzmärkten sei.

Stichwort Zinsanstieg: So lag der Leitzins der EZB bei Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen Axa und Athora im Juli 2022 noch bei 0,5 Prozent. In neun Schritten erhöhte die EZB dann bis August 2023 den Zinssatz auf nunmehr 4,5 Prozent. Die Rasanz der Entwicklung dürfte wohl keiner der am Vertrag Beteiligten seinerzeit vorausgesehen haben. Und die Folgen auch nicht.

Aus den Stillen Lasten, die viele Versicherer in den vergangenen Jahren drückten, sind inzwischen Stille Reserven geworden. Hinzu kommt: Gerade erst hat das Bundesfinanzministerium signalisiert, zum ersten Mal seit 1994 den Garantiezins in der Lebensversicherung zum 1. Januar 2025 wieder anzuheben, auf dann ein Prozent. Die Lage hat sich deutlich verändert. Und das verändert zwangsläufig auch das Umfeld für die klassische Lebensversicherung. Und dürfte wohl dazu geführt haben, dass bei der Axa nochmals neu kalkuliert wurde.

Wenn Aktuare plötzlich darüber reden, dass sich auf einmal selbst die viel gescholtene und totgeglaubte Riester-Rente wieder lohnt, warum sollte ein Lebensversicherer dann nicht auch stillgelegte LV-Bestände selbst weiterverwalten können und wollen?

Vor dem Hintergrund stellt sich natürlich nun die Frage, ob sich das Run-off-Geschäft künftig generell noch lohnt?


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Ja, heißt es von Athora. Man bleibet dem weiteren Wachstum auf dem deutschen Markt für Spar- und Vorsorgedienstleistungen verpflichtet. „Wir verfügen über bedeutendes, nicht in Anspruch genommenes Eigenkapital aus der im Jahr 2022 abgeschlossenen Kapitalerhöhung in Höhe von 2,75 Milliarden Euro, das wir für den weiteren Ausbau unserer Präsenz in Europa nutzen werden“, so ein Pressesprecher gegenüber Cash.-Online. Aktuell verwaltet die Athora-Gruppe mehr als 165.000 Lebensversicherungsverträge, deren Anlagevolumen sich, Stand 31. Dezember 2023, auf rund vier Milliarden Euro belaufe.

Gesamtrendite von vier Prozent

Die Kritik von Teilen des Verbraucherschutzes lässt die Run-off-Gesellschaft nicht gelten: “ Deutschland und ganz Europa stehen heute vor großen Herausforderungen bei der Altersvorsorge, und die Kunden sind besser bedient, wenn es eine Vielzahl von Akteuren und zusätzliches Kapital auf dem Markt gibt.“ Eine zentrale Aufgabe von Lebensversicherern und Pensionsfonds in unsicheren Zeiten sei es, die Sicherheitsbedürfnisse und Renditeerwartungen ihrer Kunden zu erfüllen. Man sei 2015 in den deutschen Markt eingetreten und habe eine starke Erfolgsbilanz bei der Generierung von Renditen für seine Kunden aufgebaut.

„Seit 2021 bieten wir eine marktführende Überschussbeteiligung für Lebensversicherungen von vier Prozent Gesamtrendite“, so das Unternehmen weiter. Darüber hinaus habe man die finanzielle Basis hierzulande erheblich und kontinuierlich gestärkt – von etw 45 Prozent (ohne Übergangszahlungen) zum Zeitpunkt der Übernahme im Jahr 2015 auf 163 Prozent im Jahr 2023.

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