Familie zahlt sich in der Regel an der Börse langfristig aus. Unternehmen, die von ihren Eigentümern geführt werden, wirtschaften langfristig überdurchschnittlich erfolgreich.
Drei der zehn umsatzstärksten Familienfirmen auf der ganzen Welt kommen aus Deutschland, wie eine Erhebung der Kanzlei Binz & Partner zeigt. An der Spitze der Rangliste liegt der US-Einzelhandelsriese Walmart, gefolgt von VW auf Platz zwei. Auf Rang sechs rangiert die Lidl-Mutter Schwarz Gruppe, auf Platz acht folgt BMW. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass solche von Familien bestimmten Unternehmen im Durchschnitt langfristig eine signifikante Outperformance im Vergleich mit allen börsennotierten Gesellschaften erzielen. Eine Studie der Technischen Universität München etwa zeigt, dass Familienfirmen nicht nur rentabler wirtschaften, sondern auch mehr Arbeitsplätze schaffen als Unternehmen in Investorenhand. Zwischen 2009 und 2018 betrug der jährliche Job-Zuwachs sechs Prozent und war damit doppelt so hoch wie bei Nicht-Familienunternehmen (drei Prozent). Ihre Erlöse nahmen in diesem Zeitraum um 122 Prozent zu, während von Managern geführte Unternehmen lediglich ein Plus von 50 Prozent schafften.
Familienunternehmen denken in Generationen
„Familienunternehmen denken in Generationen und nicht, wie viele börsennotierte Unternehmen, in Quartalen“, sagt Birgitte Olsen, Lead Portfolio Manager der BB Entrepreneur Strategien von Bellevue Asset Management. Mitglieder der Gründerfamilie seien eher am langfristigen Erfolg des Unternehmens interessiert als angestellte Manager, die früher oder später oft zu einem anderen Unternehmen wechselten und schnelle Erfolge suchten. Diese auf Langfristigkeit ausgelegte Vision der Eigentümerfamilien führt Olsen zufolge zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten. Langfristigkeit bedeute nicht zuletzt, dass der Vorstandschef seinen Posten nur alle acht bis neun Jahre wechsle und nicht wie im Allgemeinen nach drei bis vier Jahren. „Die Familien hinter den Unternehmen wollen vor allem eines“, meint Olsen, „den langfristigen Schutz ihres Kapitals.“ Deswegen seien sie konservativ aufgestellt und hielten die Kosten unter Kontrolle. Besonders im Small und Mid-Cap-Bereich ortet die Expertin „wahre Wachstumsperlen“. Die Tugenden der eigentümergeführten Unternehmen lassen sich auch am DaxPlus-Family-30-Index ablesen.
Marktbarometer legt um 205 Prozent zu
Das Marktbarometer, das die Wertentwicklung der 30 größten und liquidesten deutschen Familienunternehmen bündelt, verbesserte sich in den vergangenen zehn Jahren um 205 Prozent. Sein großer Bruder Dax kam in diesem Zeitraum „nur“ auf 130 Prozent. Und auch in einem anderen Bereich können Familienunternehmen besonders punkten: „Im Schnitt ist die Verschuldung um 40 bis 50 Prozent tiefer als in den breiten Indizes, diese Qualitätsmerkmale sorgen für eine hohe Substanz und Widerstandsfähigkeit in schwierigen Wirtschaftsphasen“, ergänzt Birgitte Olsen von Bellevue.