Thorsten Polleit, Chefvolkswirt Degussa Goldhandel, kommentiert die aktuelle Goldpreisentwicklung und ihre finanzpolitischen Einflüsse, wie die weltweite Niedrigzins- und Geldmengenvermehrungspolitik der Zentralbanken.
Der Goldpreis hat in den letzten Tagen etwas korrigiert: Nachdem er am 26. August 2019 die Marke von 1.534 US-Dollar pro Unze erreicht hatte, ist er nun auf 1.455 US-Dollar pro Unze zurückgefallen (-5,1%).
Der Grund dafür könnte sein, dass der vorangehende Anstieg gar zu hitzig ausgefallen war (von Oktober 2018 bis zum August legte der Goldpreis in US-Dollar immerhin um knapp 30% zu).
Zudem hat sich die Markterwartung, die US-Zentralbank werde ihren Leitzins rasch weiter absenken, verflüchtigt; mittlerweile wird mit einer Zinspause auf dem nächsten US-Zentralbankrats-Treffen (am 30. bis 31. Januar 2020) erwartet.
Die nunmehr gemäßigteren Zinserwartungen dürften die Gold-ETF-Nachfrage dämpfen und damit einem weiteren Goldpreisanstieg entgegenarbeiten.
Die Entspannung an der Zinsfront geht nicht zuletzt vor allem auf nachlassende Sorgen in den Märkten zurück: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Weltwirtschaft unmittelbar in eine Rezession abkippen werde, wurde heruntergestuft.
Wir denken jedoch, dass die trendmäßige Aufwärtsbewegung des Goldpreises (und auch des Silberpreises) nach wie vor intakt ist. Denn – und das erscheint uns besonders bedeutsam zu sein – es ist kein Ende absehbar für die weltweite Niedrigzins- und Geldmengenvermehrungspolitik der Zentralbanken, durch die die offiziellen Währungen entwertet werden.
Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass in der kurzen Frist die Preisvolatilität der Edelmetallpreise wieder etwas zunimmt, und dass es dabei auch zu weiteren Preisrückschlägen kommen kann. Diese Preisrückschläge dürften jedoch nur von kurzfristiger Natur sein, und der Anleger sollte sie als Gelegenheit ansehen, um Edelmetallpositionen auf- und auszubauen.
Denn Gold und auch Silber stellen für langfristig orientierte Anleger eine attraktive Option dar, um der Geldentwertung der offiziellen Währungen zu entgehen.
Die nachstehende Tabelle zeigt eindrücklich, dass das Gold sich als das bessere Wertaufbewahrungsmittel bewährt hat; und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das auch in den kommenden Jahren so sein wird.
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