In der Beteiligungsgesellschaft des Massengutfrachters MS ?Tinos? vom noch jungen Hamburger Emissionshaus FAFA Capital rumort es. Der Vorwurf einiger Anleger: Das Fondsmanagement werde beim geplanten Verkauf des Fondsschiffes in seiner Arbeit durch Interessenkonflikte beeinträchtigt.
Beim MS ?Tinos? handelt es sich um einen Massengutfrachter mit einer Tragfähigkeit von knapp 24.000 tdw. Für das Schiff ? das erste eigene Beteiligungsangebot der FAFA Capital, die zuvor als Vertrieb in dieser Branche tätig war – wurden 2003 rund 2,7 Millionen Euro Eigenkapital bei 81 Gesellschaftern platziert. Gesamtinvestitionsvolumen des Fonds: 10,25 Millionen Euro. Als Vertragsreeder fungierte von Beginn an das Hamburger Traditionshaus August Bolten.
Die Crux: August Bolten-Geschäftsführer Michael Say sitzt gleichzeitig in der Geschäftsführung der Tinos-Fondsgesellschaft. Als solcher sandte er seinen Gesellschaftern im Mai einen Brief, in dem er sie über das Kaufangebot seines weiteren Arbeitgebers, der August Bolten-Reederei, für das Schiff informierte. Im Umlaufverfahren, so das Schreiben, sei innerhalb von 14 Tagen über die Offerte abzustimmen, die den Anlegern unterm Strich eine Rendite nach IKV-Formel von 40 Prozent sichern sollte.
Als Preis bot die Reederei für den Bulker 12,4 Millionen US-Dollar. ?Auch unter Berücksichtigung des noch ein Jahr lang laufenden Chartervertrages bei geplanter Ablieferung erscheint der Preis zu niedrig?, meint Jürgen Peltzer, Gesellschafter im Tinos-Fonds.
Dennoch verkündete die Verwaltung des Fonds am 6. Juni den Beschluss zum Verkauf des Schiffes. Das offizielle Abstimmungsergebnis: 68,93 Prozent Zustimmung. ?Darin enthalten sind allerdings 3,75 Prozent Stimmanteil der August Bolten Reederei selbst, die ebenfalls am Schiff beteiligt ist. Die nötigen 66,67 Prozent Zustimmung wurden nur deshalb erreicht, weil einige Stimmen von Gesellschaftern nicht gewertet wurden. Sie wurden angeblich zu spät abgegeben?, erläutert Anleger Peltzer.
?Die Abstimmung ist vollkommen korrekt gelaufen? betont dagegen August Bolten-Geschäftsführer Say gegenüber cash-online. ?Auch der Vorwurf des Interessenkonfliktes geht ins Leere.? Laut Say waren es schließlich einige Anleger des Fonds selbst, die mit der Frage, ob Interesse an einem Kauf des Schiffes bestehe, auf die Reederei zugegangen seien.
?Auch der Preis ist vollkommen marktgerecht?, so Say. ?Ein Vergleich mit unvercharterten Schiffen gleichen Alters und gleicher Größe ist nicht zulässig, da die Höhe und Dauer der noch bestehenden Charter den entscheidenden Einfluss auf den Preis ausüben.?
Say betont, dass auf dem MS ?Tinos? noch eine Option auf eine vergleichsweise niedrige einjährige Charter liege. Zudem befinde sich der Markt in einer schwachen Phase, es sei höchst fraglich, dass nach Ablauf der Charter in rund 18 Monaten ein attraktiverer Preis zu erzielen ist.