Über die vergangenen Monate konnte ein großes Interesse am Thema „Value Aktien“ seitens Investoren festgestellt werden. Zurückzuführen ist dieser Umstand unter anderem auf die enttäuschende Performance von „Value Aktien“ über die vergangenen Jahre. Ein Kommentar von Diego Argenio, Teamleiter Global ESG Integrated bei Swisscanto Invest.
„Nicht wenige Fachbeiträge kamen zum Schluss, dass die hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Renditen ein Resultat struktureller Veränderungen sind. Entsprechend werden auch die Zukunftsaussichten von Substanzaktien nicht sehr verheißungsvoll gesehen. Doch die Beleuchtung des Themas aus einer ‚Bottom-up Perspektive‘ lässt auch andere Schlüsse zu“, so Diego Argenio, Teamleiter Global ESG Integrated bei Swisscanto Invest.
Breiter europäische Aktienmarkt liegt mit 2,2 Prozent im Plus
Dazu nimmt Argenio die europäische Automobilindustrie unter die Lupe: „Zweifellos gelten Automobilaktien aufgrund ihrer aktuell tiefen Bewertung als gute Beispiele für Value-Titel.
Europäische Automobilhersteller verloren fast 13 Prozent Prozent über die vergangenen zwölf Monate (STOXX Europe Automobiles Index bis 30.08.2019), wobei die bekannten Namen mit minus 8 Prozent bis minus 25 Prozent nochmals stärker nachgaben.
Im gleichen Zeitraum lag der breite europäische Aktienmarkt mit 2,2 Prozent im Plus. Investoren mieden in jüngerer Vergangenheit dieses Segment, da sich europäische Automobilhersteller sinkenden Verkaufszahlen, abnehmender Profitabilität und steigenden Investitionsausgaben gegenübersahen. Letztere sind unter anderem notwendig, um die Akzeptanz für Elektrofahrzeuge auf dem Markt weiter zu erhöhen.“
Herausforderungen für Automobilsektor
Einige der größten Herausforderungen für den Sektor sind: A) Transition zum Elektrofahrzeug, welche keineswegs einfach ist und enorme Investitionsausgaben erfordert. Gemäß einer Reuters-Studie wird erwartet, dass die globale Automobilindustrie über die nächsten fünf bis zehn Jahre rund USD 300 Billionen für Technologien im Zusammenhang mit Elektrofahrzeugen ausgeben wird.
B) Das verlangsamende Wachstum im chinesischen Automobilmarkt. Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen insbesondere für europäische Automobilhersteller, welche eine hohe Abhängigkeit vom chinesischen Konsumenten aufgebaut haben: BMW generierte beispielsweise fast 50 Prozent des Nettoeinkommens in China.
Vier Gründe für einen attraktiven Investitionszeitpunkt
C) Der weiterhin ungelöste Handelskonflikt zwischen den USA und China. Er trägt zur allgemeinen Unsicherheit bei und trübt die Prognosen bezüglich zukünftigen Investitionsaktivitäten. „Somit gibt es im Prinzip genügend Gründe, um den Automobilsektor abzustrafen und um sich Verkaufsargumente für europäische Automobilaktien zurecht zu legen“, so Argenio.
Weiter meint der Aktienmarktexperte: „Viele der aktuellen Herausforderungen können weder einfach noch schnell gemeistert werden. Und es vergehen noch einige Quartale, bevor der breite Markt den wahren Wert, welcher der Automobilindustrie innewohnt, entdeckt. Vier Gründe machen eine Investition zum heutigen Zeitpunkt attraktiv.“
Trotz sinkender Margen: Gute finanzielle Lage
Die finanzielle Lage der Autohersteller zeigt sich gefestigt und bleibt solide. Trotz den fallenden operativen Margen können viele Fahrzeugproduzenten auf eine robuste Finanzlage zählen.
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