Die Stimmung hat sich gedreht: Statt eines moderaten und stabilen Wachstums erwarten viele Marktteilnehmer nun Stillstand und Rezession. Zu diesem Ergebnis kommt das Team für Research- und Investmentstrategie von Axa Investment Managers (Axa IM) um Eric Chaney.
Die Entscheidung der Federal Reserve Bank (Fed) gegen eine Zinserhöhung habe die Sorgen noch verstärkt. Für Axa-Chefvolkswirt Chaney sind die Ängste jedoch übertrieben: „Es gibt durchaus Grund zur Sorge um den mittelfristigen Wirtschaftsausblick. Kurzfristig halten wir eine Rezession aber für unwahrscheinlich.“ Vor allem China verunsichere die Märkte zurzeit. Was als heftige Aktienmarktkorrektur begann, entwickelte sich zu einer umfassenden Krise, die auf alle Emerging Markets übergriff. Den Tiefpunkt habe die chinesische Wirtschaft aber bereits im ersten Halbjahr erreicht.
Stabilisierung in China für Ende des Jahres erwartet
Die Research-Experten von Axa IM erwarten, dass die Zahlen noch etwas nach unten korrigiert werden. „Die fiskalpolitischen Konjunkturmaßnahmen Chinas haben nicht gegriffen, infolge dessen schwächelte die Wirtschaft erneut. Die jüngsten Daten zeichnen jedoch ein gemischtes Bild“, so Chaney. Die Lage sei noch fragil, dürfte sich aber Ende des Jahres stabilisieren. China habe noch ausreichend Spielraum, um einen möglichen Abschwung einzudämmen: Weitere geld- und fiskalpolitische Maßnahmen seien möglich – die Research-Experten erwarten eine weitere Lockerung gegen Jahresende. Eine erneute starke Renminbi-Abwertung werde China aufgrund der starken Verschuldung des Privatsektors in Fremdwährungen eher nicht zulassen. „Das Rezessionsrisiko halten wir deshalb für gering“, prognostiziert Chaney.
Schwellenländer leiden unter Chinas Nachfrageschwäche
Anders sei die Situation in den anderen Schwellenländern: Die asiatischen Emerging Markets leiden unter der Nachfrageschwäche ihres großen Nachbarn China. Viele Länder, darunter Malaysia und Singapur könnten in die Rezession rutschen. Da sich der Welthandel offenbar erhole, sollte sich die Nachfrage in naher Zukunft wieder stabilisieren.
Dennoch bleiben nach Auffassung der Research-Experten weitere Probleme bestehen: „Die niedrigen Rohstoffpreise erhöhen den Druck auf die Währungen und sorgen somit für mehr Inflation und in der Konsequenz für eine straffere Geldpolitik. Während die asiatischen Schwellenländer von diesem Problem weniger betroffen sind, leiden Chile und Mexiko – Kolumbien hat sogar bereits eine Zinserhöhung beschlossen“, erklärt Chaney.
Sorge über politische Lage in einigen Ländern
Zudem sorge die politische Lage in einigen Ländern für Unsicherheit und die Angst vor Kapitalabflüssen durch eine mögliche Zinsanhebung der Fed belaste die Schwellenländer zunehmend. Die europäischen Schwellenländer scheinen den Research-Experten zufolge allerdings stabil. Auch die europäische Konjunkturerholung sei durch den Abschwung der Schwellenländer bisher kaum beeinträchtigt. Die Marktstimmung und Umfragen seien gut, und die wichtigsten Wirtschaftsdaten für das zweite Halbjahr 2015 deuteten immer noch auf moderates Wachstum hin.
Kein Wirtschaftseinbruch in den USA
„Deutschland ist derzeit am stärksten abhängig von der Weltkonjunktur. Der deutsche Export scheint aber durch die USA und den Euroraum ausreichend gestützt – um ihn zu gefährden, müsste sich die Lage in den USA dramatisch verschlechtern“, so Chaney. Einen Wirtschaftseinbruch in den USA halten die Research-Experten allerdings für unwahrscheinlich. „Wir vertrauen auf die Binnenwirtschaft, insbesondere den Konsum. Aufgrund des Exportrückgangs haben wir unsere Prognose für das US-Wachstum 2016 von 2,5 auf 2,2 Prozent gesenkt. Damit gehen wir immer noch von einer soliden Entwicklung aus“, so Chaney weiter. „Ob die nächste Rezession nun kommt? Wenn man uns fragt, höchstwahrscheinlich nicht.“ (fm)
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