„Wir wollen die Zukunftsfähigkeit und die Stabilität der Versicherer stärken und die Wohlverhaltensaufsicht weiterentwickeln“, sagte Exekutivdirektorin Julia Wiens bei der 13. Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht. Zu den Themen, die aus Aufsichtsperspektive für die Versicherungsbranche besonders wichtig sind, gehören wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle, Stressresistenz gegenüber widrigen Kapitalmarktszenarien, ein leistungsstarkes Risikomanagement, eine angemessene Governance sowie eine moderne IT. Wiens sieht die deutsche Versicherungsbranche insgesamt solide aufgestellt, jedoch sei das Umfeld, in dem die Versicherer agieren müssen, äußerst anspruchsvoll.
Die wirtschaftliche Entwicklung sei unsicher und die Risiken der Geopolitik seien weiterhin hoch, hinzu kämen Bedrohungen für die IT-Infrastruktur und die Cyber-Sicherheit. „Deshalb werden wir im neuen Jahr eine Reihe von Themen angehen, um die Zukunftsfähigkeit und Stabilität der Versicherer zu stärken“, betont Wiens.
Für die Finanzaufsicht bleibe auch der Schutz der kollektiven Interessen der Versicherten wesentlich. Dafür werde die Aufsicht ihre Strategie beim Thema Wohlverhalten weiterentwickeln, kündigte Wiens an. Die BaFin hatte im August 2024 erste Ergebnisse ihrer Prüfungen zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildendenen Lebensversicherungen bekannt gegeben.
Demnach boten einige Produkte der Branche schlichtweg keinen angemessenen Kundennutzen, moniert Wiens. „Im nächsten Jahr wollen wir uns vor allem Unternehmen mit hohen Stornoquoten genauer ansehen. Außerdem wollen wir im Zuge der Wohlverhaltensaufsicht auch andere Sparten in den Blick nehmen“, sagt Wiens. Denn der Grundsatz, dass Produkte einen angemessenen Kundennutzen bieten müssen, gelte universell.
Drei Regulierungsvorhaben im Fokus
Zusätzlich zu den Aufsichtsthemen wird sich die Versicherungsaufsicht 2025 auch mit drei wichtigen Regulierungsvorhaben auseinandersetzen: der laufenden Überprüfung von Solvency II, der neuen Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Versicherungsunternehmen sowie der Verordnung über künstliche Intelligenz.
Im kommenden Jahr will die BaFin zudem weitere Maßnahmen ergreifen, um den administrativen Aufwand für die Versicherungsunternehmen zu senken. „Bürokratieabbau bleibt auf unserer Agenda“, bekräftigte Wiens. Denn weniger Bürokratie entlaste sowohl die Unternehmen als auch die Aufsicht. Gleichzeitig dämpfte Wiens überhöhte Erwartungen: Bürokratieabbau sei leicht gefordert, aber in der Praxis nicht immer leicht umzusetzen. „Es braucht einen langen Atem.“