Ein gemischtes Fazit zog Elisabeth Roegele, Exekutivdirektorin Wertpapieraufsicht/Asset-Management, gut anderthalb Jahre nach Inkrafttreten der Finanzmarktrichtlinie MiFID II. „Unsere Marktuntersuchungen zeigen, dass sich bei den allermeisten Unternehmen die Prozesse geräuschloser eingespielt haben, als wir dies beim
Umfang dieses Regelwerks erwarten durften“, sagte Roegele.
Taping weitgehend fehlerfrei
Weitgehend fehlerfrei gingen die Banken inzwischen zum Beispiel mit dem Taping, der Aufzeichnung von Telefongesprächen bei der Wertpapierberatung, um. Nachjustiert werden müsse allerdings noch bei den Exante-Kosteninformationen und der Geeignetheitserklärung. „Die Ex-ante-Kosteninformationen fallen immer noch sehr unterschiedlich aus, was den Verbrauchern einen echten Kostenvergleich unmöglich macht“, erklärte Roegele.
Gründe dafür seien europarechtliche Fragen. Auf europäischer Ebene soll an Kompromissen gearbeitet werden. Druck machen will Roegele bei den Geeignetheitserklärungen. Trotz frühzeitiger Information durch die BaFin hätten viele Unternehmen noch nicht alle Vorgaben umgesetzt. Dies werde die Aufsicht nicht länger akzeptieren.
Erosion bei Kreditvergabe
Vor einer Erosion der Kreditvergabestandards warnte Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht. Angesichts hoher Liquidität im Markt bei gleichzeitig begrenzter Kreditnachfrage könnten viele Banken versucht sein, Kredite zu besonders guten Konditionen zu vergeben. Eine Analyse ausgewählter Statistiken habe ergeben, dass sich das Volumen der Kreditausfälle zwar seit 2014 mehr als halbiert habe. Im gleichen Zeitraum habe sich aber das Volumen der neu gebildeten Risikovorsorge ebenfalls nahezu halbiert.
„Eine mögliche Erosion der Kreditvergabestandards in Verbindung mit einer reduzierten Risikovorsorge kann eine Gefahr für die Finanzstabilität darstellen“, sagte Röseler. Deshalb habe die BaFin gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank im April eine Umfrage zu den Kreditvergabestandards bei knapp 100 Instituten gestartet, deren Ergebnisse bislang aber noch nicht vorlägen.
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