Baillie Gifford: Investieren ist kein Selbstzweck

Investoren achten zu sehr auf das Verhalten anderer Marktteilnehmer, wenn sie Entscheidungen treffen. Der Erfolg bemisst sich in der Branche zunehmend danach, wie gut es gelingt, sich gegenüber den Wettbewerbern einen Vorteil zu verschaffen. Wer im Ringen um den kurzfristigen Gewinn am besten davonkommt, profitiert von Bonuszahlungen und erhält die besten Karriereaussichten – ein Fehlanreiz. Kundeninteressen ist damit nicht gedient, so das Baillie Giffords Intellectual Capital Team in ihrem Gastbeitrag.

„Die eigentliche Aufgabe der Branche besteht darin, Kapital so zu lenken, dass Finanzierungsengpässe für die Umsetzung innovativer Ideen behoben werden“, sagt Stuart Dunbar, Partner bei der schottischen Investmentgesellschaft Baillie Gifford. „Das ist auch, was sich auszahlt: Erfüllen Investmentmanager die Funktion, haben Investoren die Chance auf eine hohe Rendite.

Diesen ursprünglichen Zweck der Kapitalmärkte haben jedoch zu viele Investmentmanager aus den Augen verloren. Wer in Reaktion auf die sich zunehmend schneller veränderte Nachrichtenlage in den Märkten eng getaktet Anteile erwirbt und veräußert, kann sich hier und da vielleicht ganz gut in Szene setzen.

Wer aber zu viel spekuliert, produziert vor allem unnötige Verwaltungskosten – ohne dass aus dieser Tätigkeit irgendein realwirtschaftlicher Mehrwert entsteht. Dieses Verhalten geht in letzter Konsequenz zu Lasten der Investoren, die professionellen Investmentmanagern Kapital anvertrauen, um sich eine Ertragsquelle zu erschließen, aber nicht, um über Gebührenzahlungen den Finanzmarkt aufzublasen.

Kein Wunder, dass durchschnittliche Exchange Traded Funds (ETF) immer mehr Sparern als gute Alternative erscheinen.

Das nur an kurzfristigen Zielen ausgerichtete Handeln von Investmentmanagern befördert in ganz erheblichem Maße Ineffizienzen an den Kapitalmärkten – die Tätigkeit der Investmentmanager droht so zum Nullsummenspiel und bloßen Selbstzweck zu werden. Akteure an den Finanzmärkten sollten wieder stärker darauf bedacht sein, über flüchtige Entwicklungen hinauszudenken.

Im Mittelpunkt ihres Tuns muss stehen, Kapital dorthin zu tragen, wo Forscher und Entwickler an Erfindungen und Unternehmer an innovativen Geschäftsmodellen feilen. Das ist im Grunde auch das, was sich perspektivisch für Investoren wirklich rechnet.

Zu viele Investmentmanager unterschätzen heute die Fähigkeit, Unternehmen auf langfristige Werte zu prüfen. Wer dazu in der Lage ist, kennt ein Unternehmen wie kein zweiter und bringt unter Umständen die Geduld auf, über einen längeren Zeitraum zu investieren.

Investmenthäuser, die diese Fähigkeit unter Beweis stellen, sind unter Unternehmern entsprechend gut vernetzt. Sie kommen letztlich zum Zug, wenn es darum geht, eine einzigartige Wachstumsgeschichte als Investoren mit zu gestalten.

 

Foto: Shutterstock

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