Verschiedene Medien berichteten über einen möglichen Verkauf des Deutschlandgeschäfts der Baloise, was Sie dementiert haben. Dennoch gibt es immer wieder Spekulationen über strategische Veränderungen. Können Sie ausschließen, dass intern Szenarien geprüft werden, die einen Verkauf oder eine Bestandsübertragung beinhalten?
Müller: Wir prüfen laufend Optimierungsmöglichkeiten für unsere Geschäftstätigkeit und im Rahmen von strategischen Überlegungen auch wiederkehrend in Strategiezyklen unsere geografische Verbreitung. Mit der Refokussierungsstrategie haben wir im September 2024 das Resultat dieser Überlegungen präsentiert und mit ihnen auch das Ertragspotenzial und die Erwartungen für die deutsche Gesellschaft. Bis 2027 erwarten wir aus Deutschland 30 bis 50 Millionen Schweizer Franken generierte Barmittel und einen maßgeblichen Beitrag zum EBIT.
Eine zentrale Rolle in diesen Überlegungen soll der Investor Cevian spielen, der für eine aktive Einflussnahme auf Unternehmensstrategien bekannt ist. Hat Cevian in den vergangenen Monaten Druck auf den Baloise-Konzern ausgeübt, um eine Veräußerung des Deutschlandgeschäfts zu forcieren?
Müller: Ich habe im Sommer 2023 die Rolle als Gruppen-CEO übernommen und nach einer ausführlichen Analyse mit der Strategiearbeit begonnen. Im Nachgang haben wir bereits erste Absichten bezüglich unserer Ökosystemstrategie kommuniziert. Entscheidungsgrundlagen im Hinblick auf die aktuelle strategische Phase wurden somit schon vor Veränderungen im Aktionariat geschaffen. Natürlich ist uns aber der Austausch mit unseren Aktionären wichtig, diesen nehmen wir auch regelmäßig über verschiedene Formate wahr.
Mit der Zurich hat ein Branchenriese öffentlich Interesse an den Beständen der Baloise signalisiert. Gab es Gespräche mit der Zurich oder anderen potenziellen Kaufinteressenten über eine mögliche Übernahme?
Müller: Wir haben am 12. September 2024 unsere überarbeitete, eigenständige Strategie vorgestellt, an deren Umsetzung wir nun fokussiert arbeiten. Im Übrigen ist die Prüfung möglicher anorganischer Wachstumsmöglichkeiten, sofern diese auf dem Markt sind, ein normales Vorgehen. Dies würden wir auch tun, wenn es solche Opportunitäten gäbe.
Die Baloise hat sich in Deutschland strategisch stark auf Maklervertriebe fokussiert. Die Herausforderungen in dem Segment sind aktuell aufgrund von Digitalisierung und Regulatorik groß. Welche Rolle spielt Deutschland noch in der langfristigen Konzernstrategie?
Müller: An unserem letzten Investorenupdate haben wir aufgezeigt, welches Potenzial wir für uns im deutschen Markt sehen. Mittelfristig rechnen wir mit einer Barmittelgenerierung von 30 bis 50 Millionen Schweizer Franken und einem substanziellen Beitrag zum Vorsteuergewinn. Baloise in Deutschland ist ein wesentlicher Ertragslieferant, diversifiziert unsere Ertragsströme und lässt uns von Verbundeffekten profitieren.
Wefox, Clercial Medical, Royal London, Legal & General, Monuta: In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Marktrückzüge internationaler Versicherer aus Deutschland. Könnten externe Faktoren, wie steigende regulatorische Anforderungen oder ein verändertes Aktionärsinteresse, nicht doch den Ausschlag für einen Verkauf geben?
Müller: Jedes Unternehmen sollte sich die Entwicklungen und Veränderungen in den Märkten ansehen und sich dann für strategische Maßnahmen entscheiden. Somit muss sich ein Unternehmen immer auch den äußeren Gegebenheiten anpassen. Dies haben wir mit unserer Refokussierungsstrategie getan. Nun gilt es diese fokussiert umzusetzen und laufend zu überprüfen, ob wir auf dem richtigen Weg sind, um unsere Ziele zu erreichen.
Die Baloise setzt in der Lebensparte stark auf fondsgebundene und biometrische Produkte in der Lebenssparte. In der Sachsparte fokussieren Sie vorrangig auf das Privatsegment und mit deutlich geringerem Umfang auf die Gewerbeversicherung. Angesichts der volatilen Kapitalmärkte, wachsender regulatorischer Anforderungen und deutlicher Herausforderungen in der Sachsparte: Wie profitabel ist das Deutschlandgeschäft für Sie – oder bleibt es eher ein Wackelkandidat?
Müller: Das Geschäft ist heute schon profitabel und hat sich in der jüngeren Vergangenheit kontinuierlich verbessert. Auch die zukünftigen Erwartungen sind klar adressiert und jetzt gilt es hart daran zu arbeiten, diese zu erreichen.
Ein Dementi kann eine Momentaufnahme sein. Wie wollen Sie Maklern und Vertriebspartnern glaubhaft versichern, dass die Baloise weiter ein stabiler, langfristiger Partner bleibt?
Müller: Baloise ist seit über 160 Jahren am Markt und wenn uns eine Qualität auszeichnet, dann ist es, unseren Versprechen gegenüber unseren Kunden, Partnern, Mitarbeitenden und Eigentümern nachzukommen.