Stellenabbau bei Banken: Warum sich der Schritt in die Selbstständigkeit lohnt

Welche Möglichkeiten hat der Banker?

Fondsvermittler

Wer mit einer Betreuung ausschließlich im Investmentfondsbereich zufrieden ist, kann im Rahmen des Paragraf 34f oder 34h der Gewerbeordnung tätig werden. Unter dieser Erlaubnis dürfen bei einer Depotbetrachtung allerdings keine Einschätzungen über einzelne Aktien oder Anleihen gegeben werden und natürlich dürfen diese Anlageformen auch nicht eingesetzt werden.

Die Bestände gehören aber dem Fondsvermittler, er stellt Rechnungen auf seinen Namen aus und ihm fließen Provisionen/Serviceentgelte ungeschmälert zu.

Haftungsdach

Der ehemalige Banker könnte auch unter das Dach eines Institutes, das eine Paragraf-32-KWG-Lizenz hat, schlüpfen. Von der Vergütung erhält der Tied agent (vertraglich gebundener Vermittler) den größten Teil – ein geringer Teil verbleibt beim Haftungsdach. Der Berater muss sich zudem an die Produktauswahl und die organisatorischen Vorgaben des Haftungsdaches halten.

In der Praxis ist das eher selten wirklich einschränkend. Diese Tätigkeitsform kostet aber Geld (Größenordnung zehn bis 15 Prozent), die Bestände gehören formell dem Haftungsdach und unter letzterem werden auch Rechnungen und Verträge geschlossen.

Vermögensverwalter

Eine eigene Bafin-Lizenz gemäß Pragraf 32 KWG ist für ehemalige Banker das Element maximaler Eigenständigkeit und Freiheit. Gefühlt ist das wie eine eigene Banklizenz. Vorab müssen aber die strengen (persönlichen und fachlichen) Anforderungen der Aufsicht erfüllt werden.

Zusätzlich ist die Bereitschaft erforderlich, neben dem Kundengeschäft auch die Themen der Regulierung ausführlich und eigenverantwortlich zu bewältigen. Und schließlich müssen auch die laufenden Kosten der Überwachung getragen werden können. Das sind sowohl bei der Beantragung, als auch jährlich nennenswerte fünfstellige Beträge.

Ist die Selbstständigkeit erstrebenswert?

Ja und nochmal ja! Natürlich vergisst man nicht die ersten Monate, in denen der Blick auf das nicht klingeln wollende Telefon, die ganz enge Liquiditätsplanung, das Verzweifeln über die steuerlichen Usancen oder die allgemeine Unsicherheit, ob das wohl alles gut geht, das Denken beherrschten. Aber Stück für Stück wächst mit den Einnahmen auch die generelle Zuversicht, man verspürt die Freiheit der Entscheidung nicht mehr als Belastung, sondern als Lebensqualität, und verspürt die tiefe Befriedigung in einer Kundenbeziehung, die nicht von Vorgaben geprägt ist.

Der Wind in der Selbstständigkeit ist rau und erbarmungslos. Es sollte vorweg viel Zeit in Gespräche und Informationsbeschaffung investiert werden. Und es sollten größere Scheine für die Anfangsmonate zurückgehalten werden. Dann muss man nur noch wirklich fleißig sein!

Autor Frank Frommholz betreibt gemeinsam mit seinem Sohn Frerk die Finanzberatung Frommholz OHG, die in Hamburg und Jevenstedt ansässig ist.

Foto: Finanzberatung Frommholz OHG

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