Chinas Wirtschaft hat im dritten Quartal leicht an Schwung verloren: Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im Quartal zuvor wuchs es noch um 7,0 Prozent.
Das Ergebnis fiel zwar besser als erwartet aus, die Sorge vor einem Konjunkturabsturz mildern die Daten jedoch nicht. Dr. Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe erwartet, dass die Regierung den Sinkflug der Wirtschaft mit weiteren Stützungsmaßnahmen unter Kontrolle halten wird.
Die Konjunkturabschwächung Chinas dürfte sich 2016 fortsetzen und das Wachstum der Weltwirtschaft dämpfen. Nach dem Kursrutsch am chinesischen Aktienmarkt und der überraschenden Abwertung des Renminbi Mitte August waren die Zweifel gewachsen, ob in China noch alles nach Plan der Regierung läuft und das Wachstumsziel von sieben Prozent für 2015 erreicht wird.
Neue Parameter zur Messung der Wirtschaftsleistung
Am Aktien- und Devisenmarkt hat sich die Lage mittlerweile stabilisiert, die Konjunktur kühlt sich jedoch weiter ab. Das reale Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal um 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen, und damit etwas kräftiger als vom Konsensus mit 6,8 Prozent erwartet worden war. Die jüngsten Sorgen vor einem Konjunkturabsturz Chinas – und damit der Weltwirtschaft – bestätigt dies zunächst nicht.
Erstmals wurde die Entwicklung der Wirtschaftsleistung nach internationalen Standards berechnet. Damit möchte China nach eigenem Bekunden die wirtschaftliche Aktivität genauer messen und Schwankungen im tatsächlichen Konjunkturverlauf besser widergeben. Von Schwankungen ist allerdings trotz der zuletzt berichteten schwächeren Aktivitätszahlen nichts zu sehen. Vielmehr befindet sich die chinesische Volkswirtschaft weiter in einem kontrollierten Sinkflug. Die seit Jahren bestehenden Zweifel an der Genauigkeit der chinesischen Konjunkturdaten werden damit also nicht ausgeräumt.
Neue Mess-Methode hilft, um IWF-Standards umzusetzen
Mit der neuen Berechnungsmethode schafft China aber die Voraussetzung, um die vom IWF empfohlenen Standards umzusetzen. Ziel der chinesischen Führung ist es, den Yuan langfristig zu einer internationalen Reservewährung auszubauen. Dabei soll die Währung auch in den Korb der Sonderziehungsrechte des IWF aufgenommen werden. Wie gesagt: Das ist ein langfristiges Ziel. Mit Blick auf das vierte Quartal erwarten wir, dass die Konjunkturdynamik annähernd stabil bleibt. Dazu werden die jüngsten Stimulierungsmaßnahmen der Regierung sowie die weitere geldpolitische Lockerung durch die chinesische Zentralbank beitragen.
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Sollte sich jedoch eine stärkere Abschwächung andeuten, sind zusätzliche Maßnahmen durch die Zentralbank (Absenkung der Mindestreservequote, Leitzinssenkung) oder die Fiskalpolitik zu erwarten. Für das Jahresschlussquartal rechnen wir mit einem BIP-Zuwachs von 6,8 Proznt, das offizielle Ziel von sieben Prozent für 2015 würde damit knapp verfehlt. Für 2016 erwarten wir eine weitere Abschwächung auf 6,3 Prozent.
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