Der Bankenverband BdB rechnet wegen des Zinstiefs mit Gebührenerhöhungen für Kunden auf breiter Front – und mit deutlich weniger Geldinstituten in der Zukunft.
„Bankdienstleistungen sind nicht kostenlos. Es wird eine Bewegung hin zu einer stärkeren Bepreisung geben“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Michael Kemmer, am Montag in Frankfurt. „Es gibt keine Obergrenze für Gebühren, letztlich regelt das der Markt“, sagte Kemmer. „Wir haben in Deutschland einen extrem harten Wettbewerb, der wird dafür sorgen, dass die Gebühren nicht in den Himmel wachsen.“
Dass Privatkunden sogar Strafzinsen für ihre Einlagen zahlen müssen – wie es erste Institute bereits handhaben – wird sich nach Einschätzung des Verbandes allerdings nicht durchsetzen. „Wir erwarten es nicht, auch aufgrund des harten Wettbewerbs“, sagte Kemmer.
EZB kassiert Strafzinsen
Die Europäische Zentralbank (EZB) kassiert von Banken derzeit 0,4 Prozent Strafzinsen, wenn sie Geld über Nacht bei der Notenbank parken. Das kosteten die Kreditinstitute im Euroraum derzeit nach BdB-Berechnungen fast 350 Millionen Euro Strafzinsen im Monat. Das sei dramatisch, auch weil Regulatoren immer dickere Kapitalpuffer von den Instituten verlangen. BdB-Präsident Hans-Walter Peters warnte vor einer Benachteiligung europäischer Banken durch neue Kapitalregeln des Baseler Ausschusses. Die weltweit wichtigsten Bankaufseher wollen sich bis zum Jahresende über neue Vorgaben für die Risikoberechnung bei Banken verständigen.
Großer Konsolidierungsdruck
Unabhängig vom Ausgang dieser Verhandlungen rechnet Peters mit erheblichen Einschnitten in der deutschen Bankenlandschaft: „Wenn wir die Ertragseinbrüche, die wir derzeit sehen, weiterspinnen, dann wird das sicher eine harte Zeit und ein großer Konsolidierungsdruck“, sagte der Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter der Privatbank Berenberg. „Wir werden sicher mit deutlich weniger Banken in die Zukunft gehen.“ (dpa-AFX)
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