BarmeniaGothaer Jahresrückblick: „10 Milliarden Beitragseinnahmen bis 2028“

Vorstand BarmeniaGothaer
Foto: BarmeniaGothaer
Von links: Thomas Bischof, Alina vom Bruck, Frank Lamsfuß, Andreas Eurich, Oliver Schoeller, Sylvia Eichelberg, Harald Epple und Christian Ritz

Die erste gemeinsame Jahresabschlusspressekonferenz der neu fusionierten BarmeniaGothaer Versicherung bot einen umfassenden Einblick in die Herausforderungen und Zukunftsvisionen des Zusammenschlusses. Die Vorstände zeigten sich stolz auf die bisher erzielten Ergebnisse und stellten ihre ehrgeizigen Ziele vor.

In der ersten gemeinsamen Jahresabschluss-Pressekonferenz präsentierte die neu fusionierte BarmeniaGothaer Versicherung ihre Fortschritte seit der Verschmelzung im September. Co-Vorstandsvorsitzender Oliver Schoeller bedankte sich eingangs bei den Medienvertretern für die positive Begleitung des Zusammenschlusses und hob die straffe Zeitschiene der Fusion hervor.

Die Freigabe durch das Bundeskartellamt im April und die BaFin-Genehmigung im August waren laut Schoeller Meilensteine, um den Zusammenschluss rechtlich abzuschließen. Der Closing-Termin am 3. September markierte den formalen Startpunkt der gemeinsamen Zukunft. Besondere Anerkennung erhielt das Projekt für seine Präzision und Schnelligkeit: „Elf Monate für einen Zusammenschluss dieser Größenordnung sind bemerkenswert“, betonte BarmeniaGothaer Co-Vorstandsvorsitzender Andreas Eurich.

Zudem habe man mit dem Vorstandsteam frühzeitig die Weichen für die Integration gestellt. Mit dem Zusammenschluss verschmolzen die Lebensversicherer vollständig; eine ähnliche Integration ist in den kommenden drei Jahren für die Krankenversicherer vorgesehen. „Wir haben von Beginn an signalisiert, dass wir keine Doppelstrukturen pflegen werden“, sagte Schoeller.

Ein dynamisches Jahr: Produkte, Integration und Marktresonanz

Ein weiterer Meilenstein war der Launch der neuen Unternehmensmarke auf der DKM-Messe in Dortmund. Der neue Slogan „Weil du wichtig bist“ bringt die Philosophie der BarmeniaGothaer auf den Punkt: Menschlichkeit, Innovationskraft und eine klare Zukunftsperspektive. Die Marke stieß sowohl intern als auch extern auf große Resonanz. „Wir wollten etwas Neues schaffen, das auf den Stärken beider Unternehmen aufbaut, aber in die Zukunft weist“, so Eurich.

Auf dem Markt überzeugt der neue Versicherer in jedem Fall. So zeigt sich die BarmeniaGothaer trotz schwieriger Marktbedingungen robust. Das Prämienwachstum übertraf mit 6,1 Prozent den Branchendurchschnitt (3,7 Prozent) deutlich.

Komposit: Beitragsanpasungen und neue Produkte

Besonders stark entwickelte sich die Kompositversicherung. Nach Angaben vor BarmeniaGothaer Sachvorstand Thomas Bischof war das Jahr geprägt von Herausforderungen, insbesondere durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Inflation, Naturgefahren und die Entwicklung der Rückversicherungsmärkte. „Diese haben uns dazu veranlasst, unsere Strategien umfassend anzupassen. Ein zentraler Schritt war die Einführung der Starkregenzonierung im Neugeschäft, welche Risiken durch Flutereignisse besser berücksichtigt“, sagt Bischof. Zudem wurden notwendige Beitragsanpassungen umgesetzt, neue Produkte eingeführt und Wachstumsbereiche zurückgewonnen.

Das Ergebnis: ein starkes Wachstum von zehn Prozent im Kompositbereich, während der Markt nur um 7,7 Prozent zulegte. Bei der Gothaer Allgemeine lag das Wachstum bei 9,3 Prozent, während die Barmenia 17 Prozent erreichte, wobei über die Hälfte des Wachstums aus Bestandskunden stammt. Dies zeige, dass die Sanierung erfolgreich war, ohne signifikante Kündigungen zu verursachen, so Bischoff. Auch in spezifischen Bereichen gab es Fortschritte: So legte die SHU-Unternehmerkundenberatung um elf Prozent, Mobilität um zehn Prozent und das SHU-Privatkunden-Geschäft um zwölf Prozent zu.

Das Wachstum kommt laut Bischof mehrheitlich aus dem Bestand und sei Ergebnis gezielter Sanierungsmaßnahmen, die der Versicherer in den letzten Jahren durchgeführt haben. Insgesamt entfallen 55 Prozent des Wachstums auf den Bestand und 45 Prozent auf das Neugeschäft, wobei sich die Verteilung je nach Sparte unterscheidet. Besonders in den Bereichen Sachversicherung für Industrie und Gewerbe liegt der Schwerpunkt klar auf dem Bestand, da man hier intensiv mit bestehenden Kunden gearbeitet haben.

Besonders erfreulich sei die Verbesserung der Ertragslage, so Bischof. Die Geschäftsjahresschadenquote der BarmeniaGothaer Allgemeine sank von 75,8 auf 70,3 Prozent, und die Combined Ratio verbesserte sich von 95,3 auf 94 Prozent, während der Markt auf 99 Prozent anstieg. „Dies zeigt, wie gut gesundes Wachstum und Ertragsorientierung zusammenwirken“, so Bischof.

Zugleich bleibe der Druck bestehen. Die Rückversicherungsmärkte seinen nach wie vor angespannt, und die zunehmende Dynamik des Klimawandels deute auf steigende Naturgefahren hin. „In den letzten 20 Jahren vervierfachten sich die Versicherungsschäden, und die Wahrscheinlichkeit für Extremwetterereignisse stieg um das Neunfache. Für die nächsten 20 Jahre sind weitere Verschärfungen zu erwarten“, mahnte der Sachversicherungsvorstand.

Daher lege man großen Wert auf Prävention. Neben der Tarifierung, die Risiken richtig bewerten muss, setze man auf präventive Maßnahmen, gemeinsam mit der öffentlichen Hand, etwa durch Hochwasserschutz und angepasste Bauvorgaben. „Als Versicherer bieten wir Kunden Unterstützung bei der Absicherung gegen Naturgefahren. Insbesondere gewerbliche Kunden sollten diese Möglichkeiten stärker nutzen“, so Bischof. Zukünftig werde man Präventionsangebote, die im Feuerbereich erfolgreich etabliert seien, auf den Elementarschadenbereich ausweiten. „Mit individuellen Analysen und Präventionspaketen wollen wir das Risiko für Kunden minimieren und die Auswirkungen von Naturkatastrophen signifikant reduzieren. Ziel ist es, Katastrophenfälle so gut wie möglich abzumildern“, so Bischof.

Ideale Ergänzung

Die beiden Sachversicherer, die wir im Fokus haben, ergänzten sich ideal, so Bischof. Die Barmenia sei n Spezialist im Privatkundengeschäft und zeichnet sich durch ein modernes IT-System sowie eine hervorragende Prozesslandschaft aus, die vor allem auf den Maklerkanal ausgerichtet ist. Auf der anderen Seite steht die Gothaer mit ihrer starken Expertise im Gewerbe- und Industriebereich sowie einer klaren Ausrichtung auf den Ausschließlichkeitsvertrieb.

„Diese komplementäre Ausrichtung ermöglicht es uns, die Stärken beider Versicherer zu nutzen und das Geschäft weiter zu diversifizieren. Barmenia fokussiert sich weiterhin auf das Privatkundengeschäft (SHU), während die Gothaer insbesondere im Gewerbe- und Industriebereich eine zentrale Rolle spielt. Beide werden auch zukünftig entscheidend zum Wachstum und zur Weiterentwicklung unseres Geschäfts beitragen“, zeigt sich Bischof überzeugt.

Deutliches Neugeschäft bei neuer Fondspolice

Auch in der Lebensversicherung trotzt die Gruppe dem Branchentrend und verzeichnet ein Plus von zwei Prozent. Während das Wachstum bei den laufenden Beiträgen voraussichtlich nur 0,9 Prozent betragen wird, entwickelte sich das Neugeschäft äußerst positiv. BarmeniaGothaer Leben-Vorständin Alina vom Bruck erwartet hier ein Wachstum von voraussichtlich 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Verantwortlich dafür ist vor allem die Einführung der neuen fondsgebundene Rentenversicherung. Sie erzielte laut von Bruck innerhalb von zwei Monaten über 3.000 Abschlüsse und Beitragseinnahmen von rund 170 Millionen Euro. „Dass wir als Lebensversicherer im Jahr des Zusammenschlusses entgegen dem Markttrend wachsen, ist ein großartiger Erfolg und spricht für unsere sehr gute Aufstellung und Innovationskraft“, sagt vom Bruck. Die Markteinführung eines ersten gemeinsamen Lebensversicherungsprodukts kurz nach dem Zusammenschluss zeige den Anspruch der neuen Gruppe, rasch Synergien zu nutzen. „Das Produkt ist ein Symbol für unseren gemeinsamen Anspruch, innovative und flexible Lösungen zu schaffen“, erklärte die Leben-Vorständin.

Die Bestandsübertragung der Lebensversicherer ist laut vom Bruck mit dem Fusionstermin abgeschlossen. Bis Januar soll dann auch das Produktportfolio vereinheitlicht sein. Die Migration der Verträge in ein einheitliches Bestandsführungssystem wird laut vom Bruck hingegen noch deutlich Zeit benötigen und wahrscheinlich auch bis 2028 nicht unter Dach und Fach sein.

Nach Aussage der Leben-Vorständin wird voraussichtlich Anfang 2025 auch die Prisma Life voraussichtlich als neuestes Mitglied im BarmeniaGothaer-Konzern integiert sein. „Unser Ziel ist es, eine gemeinsame Strategie zwischen der großen BarmeniaGothaer Leben und der kleineren Prisma Life zu entwickeln“, sagte vom Bruck. Dies könnte auch eine stärkere Integration der Prisma Life in den Konzern bedeuten, um gemeinsame Vertriebspotenziale optimal zu nutzen und Synergien zu schaffen. „Innerhalb des großen Barmenia-Gotha-Konstrukts eröffnen sich für die Prisma Life deutlich mehr Chancen und Möglichkeiten, als sie zuvor als eigenständiges Unternehmen hatte“, so vom Bruck.

Kundenplus und Beitragsanpassungen

Die Krankenversicherung der BarmeniaGothaer positioniert sich mit 3,5 Milliarden Euro Beitragseinnahmen als einer der Top-5-Anbieter in Deutschland. Besonders hervorzuheben ist das Wachstum in der Zusatzversicherung mit über 200.000 neuen versicherten Personen. Insgesamt sei der Bestand hier um acht Prozent ausgebaut worden. Aber auch in Krankenvollversicherung konnte die BarmeniaGothaer im Marktvergleich ihre Position stärken. „Wir haben es geschafft, den Bestand um über 6.000 Personen zusammen auszubauen. Das ist das stärkste Plus, auch wenn man beide zusammen betrachtet, in den letzten 15 Jahren“, sagt Christian Ritz, Vorstand der BarmeniaGothaer Krankenversicherung. Zudem werden man die Stärken im großen Wachstumsfeld der betrieblichen Krankenversicherung bündeln. „Gemeinsam als BarmeniaGothaer sind wir einer der führenden Versicherer in diesem Segment und gemeinsam werden wir unsere Stärken, die wir beide einbringen und die sehr gut zusammenfassen“, so Ritz weiter. Die Barmenia wachse relativ stark im Maklervertrieb, die Gothaer aus der eigenen Ausschließlichkeit und natürlich in Kombination mit dem großen Bestandteil aus dem Gewerbegeschäft biete das sehr große Chancen, die man gemeinsam heben wolle so Ritz.

Die Beitragsanpassungen in der privaten Krankenvollversicherung bezifferte Ritz auf rund 15 Prozent, während der Markt im Schnitt die Preise im 18 Prozent angehoben habe. „Aber natürlich ist das für unsere Kundinnen und Kunden eine große Herausforderung“, so der Vorstand.

Herausforderungen und Zukunftsvision

Trotz der Erfolge ist das Umfeld anspruchsvoll. Die Vorstandsspitze wies auf eine Vielzahl von Faktoren hin, die die Versicherungsbranche beeinflussen: geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheiten und disruptive Technologien wie künstliche Intelligenz. Der Markt für Kompositversicherungen ist geprägt von hohen Schadensquoten, insbesondere in der Kfz-Versicherung. Naturgefahren und die Auswirkungen des Klimawandels erhöhen den Druck zusätzlich. „Wir müssen uns auf härtere Rückversicherungsmärkte und steigende Präventionsanforderungen einstellen“, erklärte Thomas Bischof, verantwortlich für das Kompositgeschäft.

Kultureller Wandel und Zusammenwachsen

Die Integration der beiden Unternehmen ist nicht nur ein organisatorischer, sondern auch ein kultureller Prozess. Beide Vorstände betonten die Bedeutung einer gemeinsamen Identität. „Wir wollen nicht, dass in drei Jahren noch jemand sagt, ‚Ich bin Alt-Barmenia‘ oder ‚Ich bin Alt-Gothaer‘“, so Eurich. Mit Angeboten zur Mitarbeiterintegration und einer neuen, gemeinsamen IT-Strategie wird das Fundament für ein starkes gemeinsames Unternehmen gelegt.

Ambitionierte Ziele: Zehn Milliarden Beitragseinnahmen

Mit der strategischen Neuausrichtung und der erfolgreichen ersten Phase der Integration geht die BarmeniaGothaer zuversichtlich in die Zukunft. Der Zusammenschluss der beiden Versicherer gilt als eine der erfolgreichsten Fusionen in der Branche der letzten Jahre. Und die Gruppe hat ambitionierte Ziele: „Bis 2028 wollen wir die Beitragseinnahmen der Gruppe von derzeit 8,5 Milliarden Euro auf zehn Milliarden Euro steigern“, kündigte Schoeller an. Dieses Ziel sei kein starres Planungsszenario, sondern ein Ausdruck in das Vertrauens auf den Markterfolg. „Unser Wachstum ist jedoch kein Selbstzweck. Es geht uns darum, unseren Kunden langfristig Mehrwert zu bieten und gemeinsam zu prosperieren. Dies wollen wir als Versicherungsverein nachhaltig gestalten – nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell. Deshalb streben wir eine Solvenzquote von über 200 % an, die unsere Resilienz und unsere Leistungsversprechen, insbesondere in den langfristigen Personenversicherungen, gewährleistet“, so Schoeller. Um dies zu erreichen, setze die BarmeniaGothaer auf eine Kombination aus operativer Exzellenz, technologischer Innovation und einer klaren Ausrichtung auf Wachstumsmärkte wie Gesundheit und Gewerbeversicherungen, so Schoeller abschließend. Ziel sein die BarmeniaGothaer als einen der führenden Versicherungsvereine in Deutschland zu etablieren.

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