Barrierefreie Wohnungen: Trend der Zukunft

Bereits mehr als ein Drittel der Bundesbürger zählen zur Gruppe der über 50-Jährigen. Sie bevorzugen barrierefreie Wohnungen, doch das Angebot ist noch viel zu gering. Eine Chance für Projektentwickler und Anleger. Gastbeitrag von Alexander Harnisch, Diamona & Harnisch

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Alexander Harnisch, Diamona & Harnisch: „Das Angebot an barrierefreien Wohnungen kann mit der Nachfrage nicht Schritt halten.“

In der letzten Zeit ist es still geworden um die Silver Ager. Dabei ist heutzutage schon mehr als ein Drittel der Bundesbürger über 50 Jahre alt. Diese Zielgruppe können weder Politik noch Wirtschaft ignorieren.

Die Silver Ager verkörpern die sozialen, gesellschaftlichen und technischen Veränderungen der Moderne. Eine gestiegene Lebenserwartung und eine immens verbesserte Gesundheitsversorgung ermöglichen ein aktives Leben bis ins hohe Alter.

Anders als ältere Generationen vor ihnen sind die heutigen Silver Ager vielfach jung geblieben und finanziell abgesichert. Die vor ihnen liegende Lebensphase möchten sie bewusst genießen.

Besondere Ansprüche an das Wohnen

Insbesondere an ihre Wohnung stellen die Silver Ager spezifische Ansprüche. Schließlich möchte, wer in der Lebensphase zwischen 50 und 70 in ein neues Domizil zieht, dort auch möglichst lange bleiben können.

Daher ist eine zentrale und verkehrsgünstige Lage ebenso wichtig wie die barrierefreie Ausstattung beziehungsweise Vorrüstung der Wohnung.

Schnell steigender Bedarf, langsam wachsendes Angebot

Doch das Angebot kann mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Selbst wenn man den Bedarf eng definiert, fehlen aktuell mindestens 1,6 Millionen barrierefreie Wohnungen. Angesichts der Alterung der Bevölkerung wird diese Zahl noch erheblich zunehmen.

Und dabei ist noch gar nicht einkalkuliert, dass barrierefreies Wohnen auch für junge und gesunde Menschen sehr attraktiv ist. Schließlich schätzen Eltern mit Kinderwagen Rampen und Aufzüge ebenso wie Alleinstehende mit Sportverletzungen.

Eine Reaktion auf diese Versorgungslücke sind Quoten für barrierefreies Bauen wie etwa in der Musterbauordnung von 2013 oder der jüngsten Berliner Landesbauordnung.

Diese sieht vor, dass in neu gebauten Mehrfamilienhäusern mindestens ein Drittel der Wohnungen barrierefrei sein muss, ab 2020 gilt das sogar für die Hälfte der Wohnungen. Ein wichtiges politisches Signal.

Die Projektentwickler reagieren

Ohnehin hat der Markt bereits auf die Nachfrage reagiert. Denn immer mehr Selbstnutzer wie auch Investoren wissen um die Bedeutung von Barrierefreiheit – sei es, um die Wohnung möglichst lange selbst bewohnen zu können, sei es, um den Kreis der potenziellen Mieter zu vergrößern und so Leerstand vorzubeugen.

Für Projektentwickler ist es daher zwingend, einen Großteil der Wohnungen barrierefrei zu errichten, zumal die Kosten der Barrierefreiheit im Neubau sehr gering sind. Studien beziffern sie auf etwa ein Prozent, je nach Ausstattungsniveau.

Ästhetik und Alltagstauglichkeit verbinden

Barrierefreie Immobilien galten lange als praktisch, aber hässlich. Diese Gleichung stimmt glücklicherweise nicht mehr.

Dazu tragen auch allgemeine Entwicklungen im Wohnimmobilienbereich – wie etwa die Hinwendung zu offenen Grundrissen – und technische Entwicklungen – wie erweiterte Möglichkeiten der schwellenarmen bis hin zur schwellenfreien Gestaltung – bei. Gerade im gehobenen Segment genügen barrierefreie Immobilien heutzutage nicht nur höchsten technischen, sondern auch ästhetischen Ansprüchen.

Keine Entspannung beim akuten Bedarf

Dennoch ist nicht zu erwarten, dass die Bauaktivitäten den parallel schnell steigenden Bedarf innerhalb weniger Jahre decken können. Unter dieser Versorgungslücke leiden vor allem Selbstnutzer, die bereits jetzt oder in der näheren Zukunft auf die Barrierefreiheit ihrer Wohnung angewiesen sind.

Für sie kann es sich lohnen, sich frühzeitig mit Maklern oder Projektentwicklern in Verbindung zu setzen, um einen bedarfsgerechten Alterswohnsitz zu realisieren.

Angesichts der demografischen Entwicklung ist Barrierefreiheit aber auch für Investoren ein wichtiges Thema.

Alexander Harnisch ist Geschäftsführer bei Diamona & Harnisch.

Foto: Diamona & Harnisch

 

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