Baubranche im Aufwind: Volle Auftragsbücher und Rekordumsatz

Der Immobilienboom treibt das Ordervolumen für Baufirmen und die Erlöse der Betriebe nach oben. Das Problem: Sie kommen mit dem Abarbeiten der Bestellungen kaum nach.

Allein im Juni verzeichneten Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten Aufträge im Gesamtwert von 7,4 Milliarden Euro.

Baufirmen in Deutschland gehen dank des Immobilienbooms mit prall gefüllten Auftragsbüchern in die kommenden Monate.

Im Bauhauptgewerbe schlugen im ersten Halbjahr 2018 nominal – also einschließlich Preiserhöhungen – 7,5 Prozent mehr Bestellungen zu Buche als vor Jahresfrist, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.

Höchster Auftragseingang seit 1995

Bereinigt um die unterschiedliche Zahl der Arbeitstage sowie Preissteigerungen betrug das Plus nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde 2,8 Prozent.

Allein im Juni verzeichneten Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten Aufträge im Gesamtwert von 7,4 Milliarden Euro und damit 7,4 Prozent mehr als im Juni 2017. Einen höheren Auftragseingang in dem Monat gab es nach Angaben des Bundesamtes zuletzt vor 23 Jahren (1995: 7,6 Mrd Euro).

„Die Bauunternehmen haben im Juni noch einmal eine Schippe draufgelegt“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa.

Politische Impulse für Wohnungsbau nötig

Die Unternehmen seien bestrebt, die Auftragsbestände abzuarbeiten: Im Juni dieses Jahres beschäftigten die Betriebe nach Angaben des Verbandes gut 20.000 Menschen mehr als im Vorjahresmonat.

Mit 52,4 Millionen Arbeitsstunden sei auf Baustellen in Deutschland in dem Monat 6,6 Prozent länger gearbeitet worden als im Juni 2017. Allerdings reicht das bei Weitem nicht aus, um die große Nachfrage nach Häusern und Wohnungen zu bedienen.

„Die Zahlen zeigen eines: Eine Ausweitung des Wohnungsbaus werden wir nur durch einen entsprechenden politischen Impuls erreichen“, sagte Pakleppa. Gerade in Ballungsräumen fehlt bezahlbarer Wohnraum.

Fachkräfteengpass im Bauhandwerk

Der Mangel an qualifiziertem Personal bremst zusätzlich. Derzeit seit ein Überhang von mehr als einer halben Million Wohnungen abzuarbeiten, rechnete der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie vor. Es müsse „damit gerechnet werden, dass sich – aufgrund des Fachkräfteengpasses im Bauhandwerk – die Fertigstellungszeiten verlängern“.

Die Betriebe selbst profitieren von der anhaltend hohen Nachfrage nach Immobilien in Zeiten niedriger Zinsen: Die Umsätze lagen im ersten Halbjahr nominal um 8,1 Prozent, im Juni sogar um 10,5 Prozent über dem jeweiligen Vorjahreswert.

Damit erreichten die Erlöse nach Angaben der Bauindustrie einen Rekord: Mit 35 Milliarden Euro sei der Halbjahreswert der höchste seit 1995. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

 

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