Nachdem eine passende Finanzierung für das Eigenheim ausgewählt wurde, geht es an die konkrete Umsetzung des Projektes. Stephan Scharfenorth, Geschäftsführer des Baufinanzierungsportals Baufi24.de erklärt, welche Rolle dabei das richtige Timing spielt.
In der Regel werden Kredite nach und nach abgerufen, da die Mehrheit ihren Bauunternehmer in Etappen bezahle. Damit die benötigten Beiträge rechtzeitig zur Verfügung stehen sei es für Häuslebauer sinnvoll, einen Zeitplan zu erstellen.
So verfügen sie stets über das benötigte Kapital, um beispielsweise den Baufortschritt oder notwendige Gebühren zu zahlen. Darüber hinaus sollten Bauherren auch ungeplante Ausgaben, die nicht im Bauvertrag stehen, berücksichtigen, so Scharfenorth.
Die eigenen Kosten penibel festzuhalten und auch kleine Anschaffungen zu notieren, könne helfen unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
„Häufig unterschätzen Häuslebauer ihre Ausgaben. Sie kaufen hier und da Kleinigkeiten ein und vergessen dabei, dass diese Kosten zusammengerechnet mitunter eine stolze Summe ergeben – dann ist das mühsam ersparte Eigenkapital schnell aufgebraucht“, erklärt Scharfenorth weiter.
Bereitstellungszinsen möglichst vermeiden
Durch die Auszahlung des Kredits in Teilen sei es besonders wichtig, dass Häuslebauer mit der Bank eine möglichst lange bereitstellungsfreie Zeit aushandeln. Grund dafür sei, dass Bereitstellungszinsen fällig werden, sobald das Darlehen abrufbar sei und nicht genutzt werde.
Im schlimmsten Fall ruhe der Kredit für mehrere Monate oder sogar ein Jahr. Scharfenorth rät: „Die Bereitstellungszinsen fallen mit zwei bis drei Prozent im Jahr deutlich höher aus als die regulären Darlehenszinsen. Deshalb sollten Häuslebauer eine bereitstellungsfreie Zeit vereinbaren.“
Dies sei auch deshalb sinnvoll, weil es bei Neubauten häufig zu unvorhergesehenen Verzögerungen von einigen Wochen komme und so neben weiterlaufenden Mietkosten auch Bereitstellungszinsen das gesamte Vorhaben unnötig verteuern. Bei einem Darlehen von 100.000 Euro seien so schnell 3.000 Euro im Jahr fällig.
In der Regel gewähren Banken eine bereitstellungsfreie Zeit von bis zu zwei Jahren, wenn dies vorher verhandelt werde. Andere Kreditgeber verzichten gleich ganz auf die Gebühr. Dabei sei jedoch Vorsicht geboten, da die Zinsausfälle der bereitstellungsfreien Zeit im Sollzins versteckt seien und den Kredit erheblich verteuern.
Aktuelle Wohnung rechtzeitig kündigen
Rückt der Einzug ins fertige Traumhaus näher, muss meist noch die alte Mietwohnung gekündigt werden. Auch hier ist das Timing laut Scharfenorth entscheidend, denn die gesetzliche Kündigungsfrist für Mietverträge beläuft sich auf drei Monate.
Entscheidend sei, dass die Frist erst dann beginne, wenn die schriftliche Kündigung beim Vermieter angekommen sei. Wollen Eigenheimbesitzer also beispielsweise zum ersten September umziehen, solle die Kündigung idealerweise am ersten Juni beim Vermieter eintreffen.
Auch eine zu frühe Kündigung sei jedoch nicht ohne Risiko, da schon Kleinigkeiten ausreichen, um den Zeitplan eines Bauvorhabens zu verzögern. „Die Doppelbelastung aus Miete und Darlehen ist zwar hoch, sollte aber für etwa ein bis zwei Monate zu stemmen sein“, so Scharfenorth.
„Kündigen Häuslebauer mit einem Puffer von vier bis acht Wochen, können sie den Umzug entspannt und ohne Zeitdruck angehen. Im Notfall haben sie so noch eine Bleibe und müssen nicht auf eine Baustelle oder gar in ein teures Hotel ziehen.“ (bm)
Foto: Shutterstock
Mehr Beiträge zum Thema Baufinanzierung: