Wie hat sich die Kundennachfrage in der Baufinanzierung verändert?
Konrad: Die Zahl der Anfragen ist noch relativ konstant. Was sich allerdings ändert, sind die Finanzierungshöhen. Es wird deutlich mehr Eigenkapital eingesetzt wird, um die monatlichen Annuitäten decken zu können. Die Kunden kommen wieder vermehrt von den Hausbanken zu uns, um Angebote vergleichen zu können. Und wir registrieren auch, dass die Banken restriktiver vorgehen, weil sie auch die Immobilienwerte und Lebenshaltungspauschalen ein Stück weit anpassen. Mittlerweile ist es sehr schwierig geworden, als Alleinverdiener eine Immobilie zu finanzieren. Und einige entscheiden sich dann zunächst eher gegen die Immobilie.
Hintermair: Ich sehe das ähnlich. Aktuell haben wir viel Vorsicht und auch Verunsicherung im Markt. Allerdings rechne ich mit Nachzieheffekten, d.h. die Finanzierungen, die jetzt nicht gemacht werden, kommen irgendwann später, aber sie kommen. Gegenwärtig brechen sicher 50 bis 60 Prozent der Finanzierungsinteressierten weg, die jetzt mit guten Bonitäten den Mietermarkt beflügeln und hochklassig mieten. Der Zinsanstieg, war recht schnell und groß, sodass der Markt in der kurzen Zeit gar nicht die Chance hatte, die Kaufpreise neu zu justieren. Deutlich wird das auch daran, dass ein Kauf nicht mehr innerhalb von zwei Wochen wie bislang abgewickelt wird, sondern es auch schon mal bis zu vier Monaten dauern kann, um einen potenziellen Käufer zu finden.
Kirschner: In unserer Region ist es per se sehr hochpreisig, was dazu führt, dass einige Projekte, die geplant sind, nicht mehr stattfinden. Viele Projekte für die untere Mittelschicht oder Mittelschicht, die bereits geplant waren, werden auf Eis gelegt, weil sich das der Otto-Normal-Verbraucher nicht mehr leisten kann. Es ist in der Tat so, dass sich ein Singlehaushalt ein Investment gut überlegen muss, es sei denn, er oder sie hat 10.000 Euro im Monat zur freien Verfügung. Und davon gibt es nicht so viele. Aber ich sehe auch einen Nachholeffekt. Ich glaube, dass viele sich jetzt zurückhalten, jetzt zunächst mehr Eigenkapital ansparen, damit sie in ein paar Jahren weniger Finanzierung benötigen. Der Markt war, solange ich in ihm tätig bin, noch nie so unsicher wie in den letzten Wochen und Monaten.
de Bruijn: Es ist wirklich sehr viel Unsicherheit im Markt. Viele sagen: „Ich warte jetzt erst mal. Wo gehen die Zinsen hin?“ Und die stellen sich natürlich auch die Frage: „Kann ich es mir leisten?“ Wir sehen das an der Zahl der Anträge, die uns täglich erreichen und wir sehen es an der Darlehenshöhe, die deutlich gesunken ist. Das heißt, die Menschen bringen tendenziell mehr Eigenkapital mit.
Hein: Die letzten fünf bis acht Jahre hatten wir einen starken Nachfragermarkt. Die Nachfrage war da, weil die Menschen kaufen wollten. Jetzt müssen wir wieder lernen zu verkaufen und zu akquirieren. Das heißt, wir müssen auf die potenziellen Kunden zugehen und das über alle Kommunikationswege, was auch Social Media einschließt, das früher kaum verbreitet war. Die Nachfrage wird wiederkommen und wir müssen für diesen Moment gerüstet sein. Das ist eine wirkliche Herausforderung, denn niemand kann sagen, wann das der Fall sein wird. Zunächst einmal müssen aber die Rahmenbedingungen wieder mehr Sicherheit verleihen.
Die Diskussionsteilnehmer: