Wie wird Nachhaltigkeit aus Bankensicht bewertet und wie unterstützt die ING die Vermittler bei diesem Thema?
de Bruijn: Für uns als Bank ist es ein absolut wichtiges Thema, auch, weil wir als ING gesagt haben, wir möchten als Bank das Pariser Klimaabkommen leben. Das bedeutet, dass unser Portfolio wenig oder null CO2-Ausstoß in 2050 haben wird. Das ist noch weit weg, aber wenn man jetzt nicht beginnt, wird man an diesem Ziel scheitern. Und auch die Regulierer verlangen bereits jetzt Reportings: Was haben wir im Portfolio? Was finanzieren wir eigentlich? Wie viel davon ist ein Green Asset? Und was tun wir, um mit unseren Kunden zu sprechen? Am Ende geht es darum, dass wir für die Immobilien, die wir finanzieren und die grün sind, weniger Eigenkapital hinterlegen müssen. Und dann wird es natürlich für uns als Bank ganz interessant. Aber das ist schwierig: Wie kommst du an die Daten? Jetzt bei der Neufinanzierung wissen wir es, denn da bekommen wir einen Ausweis vom Bestand. Wir können das einschätzen auf Baujahrsebene und wissen, ob der Kunde renoviert hat. Deutschlandweit hat der Gebäudebestand bei mehr als der Hälfte die Energieeffizienzklasse D oder schlechter. Ich bin gespannt, wann die Politik handelt. Jeder redet über das Thema, Vorgaben gibt es aber immer noch nicht. Das war für uns der Grund, zu sagen, wir bauen selbst einfache und für den Kunden verständliche Produkte.
„Nachhaltigkeit ist nur dann ein Thema, wenn es wirtschaftliche Vorteile bietet.“
Hein: Bislang ist es im Wesentlichen ein europäisches Thema. Aber die Bundesregierung hatte damals angekündigt, die Vorgaben aus Brüssel noch schärfer zu fassen. Allerdings hört man aktuell nichts mehr davon. Allein die Vorgaben der Taxonomieverordnung machen es natürlich nicht einfacher. Jedes Detail ist bis ins Kleinste geregelt. Beispielsweise darf ein Wasserhahn nur einen bestimmten maximalen Wasserdurchlauf haben. Das trifft jetzt den Einzelnen noch nicht, aber die Finanzmarktteilnehmer. Schlussendlich wird das Thema Zertifizierung, in welcher Form auch immer, künftig einen noch viel größeren Raum erhalten. Und dazu gehört, dass es eine Spreizung bei den Konditionen geben muss. Heute reden wir über Rabatte für Energieklassen A und A+. Es wird sicherlich aber auch einen Malus für die Finanzierungen von Objekten mit beispielsweise Energieklasse F geben müssen, deren Käufer dann deutlich höhere Zinsen haben werden.
de Bruijn: Ergänzend dazu, es wurden einmal Untersuchungen gemacht, dass die Kunden, die renoviert und ihre Immobilie energieeffizient gemacht haben, ein niedrigeres Ausfallrisiko haben. In Deutschland wurde dazu leider noch nicht geforscht, aber ich kenne es aus anderen europäischen Ländern.