Baufinanzierung: Keine deutlichen Zinssteigerungen zu erwarten

Momentan sei anzunehmen, dass die Kerninflation im Euroraum noch einige Zeit unter der Zwei-Prozent-Marke bleibt. Zum einen halte sich der Lohndruck in den meisten europäischen Staaten in Grenzen, zum anderen sinke auch die Arbeitslosenquote nur in langsamen Schritten.

„Die EZB wird noch bis mindestens September 2018 weiter Anleihen kaufen und hält sich sogar eine mögliche Verlängerung des Anleihekaufprogramms weiter offen. Die ersten Zinsschritte liegen noch in weiter Ferne“, so Neumann.

Deutsche Konjunktur bleibt robust

Trotz unklarer politischer Lage befindet sich die deutsche Wirtschaft laut Dr. Klein in sehr guter Verfassung. Dies sei auf boomende Exporte und hohe Konsumausgaben der Verbraucher zurückzuführen.

Auch am Arbeitsmarkt sei die Lage historisch günstig: So habe die Arbeitslosenquote selbst im saisonbedingt schwachen Januar nur bei 5,8 Prozent gelegen.

Hinzu komme noch die Aussicht auf steigende Löhne, wie beispielsweise bei den Tarifparteien der Metall- und Elektroindustrie, die sich kürzlich auf Lohnerhöhungen von 4,3 Prozent ab April 2018.

„An diesem Plus orientieren sich auch kleinere Gewerkschaften. Die Tariflöhne werden im Jahr 2018 also insgesamt deutlich zulegen“, erklärt Neumann.

„Sobald sich diese Entwicklung auch in den anderen europäischen Staaten fortsetzt, dürfte die Inflation und damit der Druck auf die EZB, Zinsschritte einzuleiten, zunehmen. Ich gehe aber davon aus, dass dies frühestens Anfang 2019 der Fall sein wird.“

Aufwärtstrend bei Baufinanzierungszinsen

Schon Mitte Januar kam es Dr. Klein zufolge nach achtwöchiger Konstanz zu einem leichten Anstieg der Baufinanzierungszinsen um zehn Basispunkte. Dieser Trend setze sich im Februar fort. So liege der aktuelle Bestzins mit zehnjäriger Zinsbindung bei 1,30 Prozent.

In den vorherigen Wochen seien die Zinsen für Bundesanleihen auf das höchste Niveau seit zwei Jahren angestiegen, was in vielen Medien zu Berichten über eine eine Zins-Verdoppelung bei der 10-jährigen Bundesanleihe geführt habe.

„Das ist zwar durchaus richtig, aber es handelt sich um eine Verdoppelung auf äußerst niedrigem Niveau. Im langjährigen Vergleich liegen die Zinsen trotz des jüngsten Anstiegs ausgesprochen niedrig“, kommentiert Michael Neumann.

Begrenztes Aufwärtspotenzial

Durch Anleihekäufe und Nullzinspolitik der EZB sei das Aufwärtspotenzial der Zinsen noch immer begrenzt. Daher sei in den kommenden Monaten nicht mit weiteren deutlichen Steigerungen zu rechnen.

Trotzdem: „Im Markt wird sich vermutlich die Erwartung durchsetzen, dass die EZB über kurz oder lang ihre Niedrigzinspolitik beendet. Die Hypothekenzinsen werden diese Entwicklung vorwegnehmen und im Laufe dieses Jahres weiter leicht anziehen.“

Diese Zinssteigerungen seien zwar nicht dramatisch, jedoch werden auch historische Tiefstände wie im September 2016 laut Neumann nicht mehr erreicht. (bm)

Foto: Shutterstock

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