Im kommenden Jahr will die Bundesregierung neue Protokollpflichten für die Baufinanzierungsberatung einführen. Nach Auskunft der Unternehmensberatung Cofinpro stößt dies auf Skepsis bei den Kunden.
Produktinformationsblätter und Gesprächsprotokolle kennen Bankkunden bisher nur aus der Beratung bei der Geldanlage. Das soll sich im kommenden Jahr ändern.
Dann werden die Finanzdienstleister verpflichtet sein, bei der Baufinanzierungsberatung ebenfalls umfassenden Protokollpflichten nachzukommen.
Bundesbürger kritisch
Bei den Bundesbürgern ist dieses neue Regulierungsprojekt nach Aussage der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro umstritten. In einer repräsentativen Befragung hätten sich 58 Prozent der Befragten überzeugt gezeigt, dass es die Beratung nicht verbessern werde.
Ab 21. März 2016 soll die europäische Wohnimmobilienkreditrichtlinie in nationales Recht umgesetzt sein. Die aus der Anlageberatung bekannte Regulierung werde dann auf den Immobilienkreditbereich übertragen und dabei möglicherweise noch verschärft.
Fast jede Finanzierung betroffen
Bei jedem Gespräch mit privaten Interessenten, die sich über einen Kredit für den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses interessieren, müssen künftig Produktinformationsblätter ausgehändigt und ein detailliertes Beratungsprotokoll erstellt werden.
So sind die Geldhäuser nach Aussage von Cofinpro beispielsweise verpflichtet, genau zu erläutern und zu dokumentieren, welche möglichen Kosten für den Kunden bei der Stellung von Sicherheiten wie Grundpfandrechten anfallen. Da fast jeder Privathaushalt beim Kauf einer Immobilie auf eine Hypothek angewiesen ist, würden die neuen Regelungen quasi für alle Wohnungskredite ab einer Höhe von 75.000 Euro gelten.
Künftig reduziertes Produktangebot?
„Im Geldanlagebereich hat sich bereits gezeigt, dass solche aufwändigen Auflagen nicht dazu dienen, die Qualität der Beratung zu verbessern“, sagt Dr. Ulrich Meyer, Executive Consultant bei Cofinpro. Sie würden im Gegenteil zu einem Rückzug der Banken aus der Beratung führen.
Bei Geldanlagen hätten viele Institute ihre Produktpalette in den vergangenen Jahren zusammengestrichen, um den bürokratischen Aufwand zu reduzieren. „Dies droht auch dem Immobilienkreditbereich. Dann gibt es künftig nicht viel mehr als den Standardkredit aus dem eigenen Haus. Ob das im Sinne des Gesetzgebers ist, darf bezweifelt werden“, prognostiziert Meyer.
Eine Entwicklung, die auch von den Verbrauchern kritisiert werde. Sie würden bemängeln, dass die Banken weniger Zeit für die eigentliche Beratung haben.
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Künftig soll außerdem zwischen unabhängiger und provisionsbasierter Beratung unterschieden und die Berufsbezeichnung eines „Honorarimmobilienkreditberaters“ eingeführt werden. Auch dabei zeigen nach Meinung von Cofinpro die Erfahrungen aus der Anlageberatung, dass sich diese Ansätze nicht am Markt durchgesetzt hätten. (bk)
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