Die derzeit niedrigen Zinsen scheinen eine perfekte Ausgangsposition für die Aufnahme eines Immobiliendarlehens zu sein. Doch Kredite werden nach wie vor nicht leichtfertig, sondern erst nach einer intensiven Prüfung vergeben. Um die bestmöglichen Chancen auf eine erfolgreiche Baufinanzierung zu wahren, gibt es einige Stolpersteine, die zukünftige Hausbesitzer umgehen sollten.
„Neben der obligatorischen Kalkulation ist auch der menschliche Faktor – also der Berater des Kreditinstituts – nicht außer Acht zu lassen. Denn am Ende entscheiden Finanzberater über eine Zusage, nicht Computerprogramme“, erklärt Stephan Scharfenorth, Geschäftsführer des Baufinanzierungsvermittlers Baufi24.de.
Wie wird ein Kredit gewährt?
Um die Chancen auf einen Kredit zu erhöhen, ist es vorteilhaft zu wissen, wie genau die Vergabe funktioniert. Dabei sind zwei Faktoren entscheidend: Der Antragssteller und die Immobilie. Hat der Antragssteller mehr Einnahmen als Ausgaben, wenig bis keine Schulden und eine positive Schufa-Auskunft, stehen die Chancen auf eine Zusage gut. Aber auch die Immobilie wird bewertet: Ist sie möglicherweise überteuert und würde das Kreditinstitut mit einem Darlehen ein erhöhtes Risiko eingehen oder steigt die Immobilie im Gegenteil dank des Standortes gar im Wert? Diese Fragen gilt es zu klären, bis am Ende über eine Zu- oder Absage entschieden wird.
Erster Eindruck zählt
Wichtig für die Kreditanfrage und den ersten Termin ist eine gründliche Vorbereitung. „Unsere Berater helfen Kunden dabei, ihre finanzielle Situation so positiv wie möglich darzustellen und geben Tipps für den Umgang mit der Bank. So ist der erste Eindruck auch bei der Baufinanzierung entscheidend“, rät Scharfenorth. Optimal ist die genaue Aufstellung der eigenen finanziellen Situation: In der Haushaltsübersicht sind alle Einnahmen und Ausgaben verzeichnet. Auch bei monatlich schwankenden Posten, wie beispielsweise Lebensmitteleinkäufen, sollte ein realistischer Durchschnittswert ermittelt werden. Im Idealfall liegt die detaillierte Vermögens- und Schuldenübersicht ebenso bei der Antragsstellung vor.
Auf Nummer sicher geht, wer zudem den eigenen Schufa-Antrag überprüft: Hier lauern manchmal böse Überraschungen. Zum Beispiel können eine längst getilgte Finanzierung von Elektronikgeräten oder alte Handyverträge Schuld für einen negativen Schufa-Eintrag sein. Daher sollten Antragssteller immer vorab feststellen, ob und welche Einträge vorhanden sind. „Grundsätzlich gilt ein Score von 95 Punkten und höher als positiv. Diesen können Interessierte selbst ermitteln und gegebenenfalls veraltete Einträge entfernen lassen“, rät Scharfenorth.
Ehrlich währt am längsten
Ferner sollten Antragssteller die Eckdaten der Immobilie selbst möglichst umfassend kennen und darstellen. Dazu zählen neben den grundlegenden Fakten wie Größe oder Ausstattung auch die Lage und wahrscheinliche Entwicklung des Standortes: Befindet sich die Immobilie an einem attraktiven Standort, erhöht sich potenziell ihr Wert in der Zukunft. Hierdurch sichern sich Banken im Zahlungsausfall ab, da sie die Immobilie ohne Verlust veräußern könnten. Aber auch die inneren Werte zählen. Handelt es sich beispielsweise um eine Bestandsimmobilie, die kürzlich energieeffizient saniert wurde, sollten Interessenten dies unbedingt hervorheben.
Wichtig ist aber dabei: Alle Angaben sollten zwar das Positive betonen, aber sie müssen unbedingt ehrlich sein. Denn das Kreditinstitut nimmt vor einer Entscheidung die Immobilie selbst genauestens unter die Lupe und absichtliche Falschinformationen können direkt zur Absage führen. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine optimale Vorbereitung und größtmögliche Transparenz das A und O bei der Kreditanfrage darstellt. Je zuverlässiger sich Antragssteller schon im Vorfeld erweisen, desto geringer fällt das Risiko für die Bank aus und umso größer wird die Chance auf eine Zusage“, so Scharfenorth weiter.
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