Baufinanzierung: Zinsen auf erneutem Rekordtief

Die Zinsen für einen Immobilienkredit sind derzeit so günstig wie in den letzten dreißig Jahren nicht. Das berichten die Vermittlungsplattform für Baufinanzierungen Interhyp und die Postbank.

Baufinanzierung

„Für 1000 Euro im Monat bekommen Darlehensnehmer heute so viel Kredit wie nie zuvor. Bis zu 300.000 Euro Darlehen sind möglich – bei Vollfinanzierung, ein Prozent Tilgung und zehnjähriger Sollzinsbindung“, sagt Michiel Goris, Vorstandsvorsitzender der Interhyp. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Immobilien anhaltend hoch. Vor diesem Hintergrund rät Goris: „Kaufinteressenten sollten sich den Traum vom Eigenheim besser heute als morgen erfüllen – bevor ihnen ein anderer die Wunschimmobilie vor der Nase wegschnappt.“

Die Entwicklung der Baugeldzinsen orientiere sich am Anleihenmarkt. In der Euro-Krise ist die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen und Pfandbriefen als Hort der Sicherheit groß, die Renditen sinken. In dieser Woche ist die DGZF-Rendite für zehnjährige Pfandbriefe erstmals unter zwei Prozent gefallen, der niedrigste Wert seit 1980. Die Top-Konditionen fürs Baugeld liegen, je nach Marge der Bank, etwa 0,5 Prozent höher.

„Hintergrund der immer weiter fallenden Zinsen ist die Staatsschuldenkrise im Euroraum. Aus Sorge vor einem Auseinanderbrechen der noch jungen Währungsunion ziehen die Investoren ihr Geld aus risikoträchtigen Vermögensformen ab und legen es in relativ sicheren, niedrigverzinslichen Bundesanleihen an. Gleichzeitig stellt die Europäische Zentralbank in einem bisher unbekannten Maße Liquidität bereit, um zu verhindern, dass sich eine ähnlich krisenhafte Entwicklung wie nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers im Jahr 2008 wiederholt. Trotz erhöhter Inflation im Euroraum ist eine Leitzinserhöhung aus demselben Grund auf absehbare Zeit äußerst unwahrscheinlich“, erläutert Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. In den vergangenen Monaten sei der durchschnittliche Effektivzins für Wohnungsbaukredite so niedrig wie noch nie gewesen. Seine Prognose: „Neue Tiefstände bleiben angesichts der weiter schwelenden Verschuldungskrise möglich. Sollte die Inflation aber wegen der lang anhaltenden Nullzinspolitik der Notenbanken doch noch anziehen, kann der Wind sehr schnell drehen“.

Goris ist vorsichtig: „Das sind Traumkonditionen für Kreditnehmer, mit wenig Spielraum nach unten, aber viel nach oben. Der langjährige Durchschnitt der Zinsen liegt mehr als doppelt so hoch. In dieser Situation auf weiter fallende Zinsen zu spekulieren, ist aber wenig ratsam – vor allem nicht, wenn man ein passendes Objekt gefunden hat. Denn auf dem Immobilienmarkt gilt derzeit: Wer seine Finanzierung frühzeitig klärt und den Kauf direkt zusagt, verbessert seine Chancen, den Zuschlag zu erhalten“.

Die Interhyp-Baufinanzierungsexperten beobachten in der Kundenberatung immer wieder, dass Kaufinteressenten wegen der starken Nachfrage nach Immobilien nicht zum Zuge kommen, vor allem in Großstädten und Ballungsräumen. (te)

Foto: Shutterstock

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