Von Januar bis Juni 2012 wurde in Deutschland der Bau von 114 000 Wohnungen genehmigt. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) waren das 4,9 Prozent oder 5.400 Wohnungen mehr als im ersten Halbjahr 2011. Die positive Entwicklung blieb damit erhalten, schwächte sich aber gegenüber dem Vorjahr ab.
Im ersten und zweiten Halbjahr 2011 hatte es mit 27,9 beziehungsweise 16,6 Prozent deutlich höhere Zuwächse gegeben. Die Baugenehmigungen für Neubauwohnungen in Wohngebäuden sind im ersten Halbjahr 2012 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,3 Prozent, auf rund 99.900 gestiegen. Im ersten Halbjahr 2011 lag der Anstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch bei knapp 29 Prozent.
„Die Zahl der Baugenehmigungen nimmt zwar weiter zu, hat sich aber gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich abgeschwächt. Erfahrungsgemäß werden diese Wohnungen zeitverzögert dem Markt zur Verfügung stehen, sodass die aktuellen Baugenehmigungszahlen noch nicht genügen“, kommentiert Ira von Cölln, Bundesgeschäftsführerin des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) die aktuellen Baugenehmigungszahlen. Der Raumordnungsbericht 2011 geht davon aus, dass jährlich mindestens 183.000 neue Wohnungen benötigt werden.
„Gerade vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ist ein größeres Bauvolumen nötig. Auch wenn die Gesamtzahl der Bevölkerung leicht rückläufig ist, wird die Zahl der Ein-Personen-Haushalte laut BBSR bis 2025 stetig steigen und somit auch die Nachfrage nach mehr Wohnraum. Zudem kann der vom BBSR bis 2020 prognostizierte Bedarf an barrierefreien/-reduzierten Wohnungen in Höhe von circa drei Millionen Wohnungen nicht annähernd über den altersgerechten Umbau im Bestand abgefedert werden“, so von Cölln weiter.
Aus Sicht des BFW erfreulich ist die Entwicklung bei Mehrfamilienhäusern. Da nahm die Zahl der Baugenehmigungen um 14 Prozent zu, auf 43.050. Hingegen gingen die Genehmigungen für Einfamilienhäuser um 6 Prozent, auf 44.053 zurück.
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen begrüßt dennoch das Plus: „Die im ersten Halbjahr 2012 erneut gestiegenen Baugenehmigungen sind ein positives Signal für den Wohnungsmarkt. Der Aufwärtstrend beim Neubau ist zu begrüßen und dringend notwendig, um den bereits bestehenden Wohnraummangel in wachsenden Großstadtregionen in Deutschland nicht weiter zu verschärfen“, erklärt Verbandspräsident Axel Gedaschko.
Die Politik müsse nun dafür sorgen, dass der Aufschwung beim Wohnungsneubau langfristig anhält. Dabei müsse allerdings sichergestellt werden, dass auch Bezieher von niedrigen und mittleren Einkommen weiterhin bezahlbare Mietwohnungen finden. „In Zukunft wird es mehr und mehr Single-Haushalte geben und die Altersarmut wird durch das sinkende Rentenniveau und fehlende Altersvorsorge zu einem immer größeren Problem. Günstiges Wohnen wird daher immer wichtiger“, fordert auch Gedaschko.
Doch passiere gerade in den unteren Mietpreissegmenten, wo insbesondere in Ballungsgebieten ein hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum herrsche, aktuell zu wenig, mahnt er. Der Wohnungsneubau ist durch die Anforderungen an die Energieeffizienz, aber auch durch die Preise für den Baugrund so teuer geworden, dass er sich in vielen Fällen nur noch im oberen Mietpreissegment rechnet.
„Um auch sozial schwächer gestellten Menschen weiterhin ausreichend Wohnraum bieten zu können, müssen die Bundesmittel für die Wohnraumförderung auch ab 2013 in mindestens gleicher Höhe von 518 Millionen Euro pro Jahr fortgesetzt werden“, sagt der GdW-Präsident. Sonst drohten erhebliche soziale Probleme in den Quartieren, bis hin zu einer sozialen Segregation. Die Wohnungswirtschaft in Deutschland appelliert daher an Bund und Länder, den Wohnungsbau in den Ballungsregionen zielgerichtet zu fördern, um für viele Mieter untragbar hohe Preise zu verhindern. Dies könne insbesondere durch das Bereitstellen von preiswerten Baugrundstücken in ausreichendem Umfang geschehen, so Gedaschko. (te)
Foto: Shutterstock/BFW