Baugenehmigungen für Wohnungen weiter im Keller

Baugenehmigung
Foto: Bildagentur PantherMedia / Randolf Berold

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen ist im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund ein Viertel zurückgegangen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag berichtet. Die bleibt damit auf einem niedrigen Niveau.

Von Januar bis Juni wurde laut Statistischem Bundesamt der Bau von 135.200 Wohnungen bewilligt – 27,2 Prozent oder 50.600 weniger als ein Jahr zuvor. Allein im Juni sank die Zahl der Baugenehmigungen gegenüber Juni 2022 um 28,5 Prozent auf 21.800. Darin sind sowohl die Bewilligungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch Umbauten enthalten. „Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem steigende Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben“, erklärten die Statistiker in Wiesbaden.

Rückgänge bei den Baugenehmigungen gab es bei allen Gebäudearten. In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden demnach im ersten Halbjahr 111.500 Wohnungen genehmigt – fast 31 Prozent oder 49.600 weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um gut ein Drittel (minus 35,4 Prozent) zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen gar um über die Hälfte (minus 53,4 Prozent). Auch bei der Gebäudeart mit den meisten Wohnungen, den Mehrfamilienhäusern, schrumpfte die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich – hier um gut ein Viertel.

Gegenüber der für Mai 2023 vom statistischen Bundesamt gemeldeten Zahl gingen die Genehmigungen im Juni nochmals um rund sieben Prozent zurück. Die Vergleich mit dem jeweiligen Vorjahreszeitraum ist im ersten Halbjahr und in den ersten fünf Monaten 2023 indes im Wesentlichen unverändert. Der erneute Vorjahresvergleich stellt insofern keinen neuen Trend dar, zumal im ersten Halbjahr 2022 vermutlich eine Vielzahl von Genehmigungen für Bauanträge erteilt worden ist, die noch vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar eingereicht worden waren.

Bauministerin will Steueranreize

Der Wohnungsbau ist wegen des starken Zinsanstiegs und teurerer Materialien abrupt ins Stocken geraten. Bauministerin Klara Geyitz (SPD) hat eingeräumt, dass die Ampel-Koalition ihr Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen verfehlen wird. Immobilien- und Bauverbände rechnen dieses Jahr nur mit rund 245.000 neuen Wohnungen.

Um den Wohnungsbau anzukurbeln, hatte Geywitz kürzlich deutlich erweiterte Steueranreize im Wohnungsbau vorgeschlagen. Doch die Finanzierung ist noch ungeklärt. Geywitz sieht die Vorschläge als Teil des geplanten Wachstumschancengesetzes von Finanzminister Christian Lindner (FDP). Die Verabschiedung im Bundeskabinett hat sich aber wegen einer Blockade in der Ampel-Koalition verschoben.

Geywitz will ferner technische Regelwerke entschlacken, wie sie der „Leipziger Volkszeitung“ (Freitag) sagte. „Wir müssen wieder einfacher bauen in Deutschland und den Kostenanstieg dämpfen.“ Auch setzt sie auf Vorfertigung am Bau. „Serieller Wohnungsbau ist eine Möglichkeit, schnell Wohnungen zu errichten.“

Immobilienwirtschaft fordert schnelle Hilfe

Die Immobilienwirtschaft forderte schnelle Hilfen der Politik. „Es braucht zwingend einen Neustart der Wohnungsbaupolitik“, sagte Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien-Ausschusses, mit Blick auf die Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg Ende August. Er forderte unter anderem ein Aussetzen der Grunderwerbsteuer und ein großvolumiges Kreditprogramm der Förderbank Kfw mit günstigen Zinsen.

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Baugewerbeverbands ZDB, verlangte ein starkes Baupaket. „Das Kabinett muss sich in Meseberg entscheiden: Soll die Bauwirtschaft die Konjunktur wieder in die Spur bringen oder mit ihren Betrieben und Arbeitsplätzen aufs Abstellgleis?“ Ähnlich äußerte sich der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands HDB, Tim-Oliver Müller. Der Bau sei „weiter im Abwärts-Sog“. Er sprach sich unter anderem für das Aussetzen strenger energetischer Vorgaben bei öffentlichen Förderprogrammen aus. (dpa-AFX)

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