Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute erneut eine Zinssenkung um 25 Basispunkte verkündet und den wichtigsten Leitzins – den sogenannten Einlagenzins – von 3,50 auf 3,25 Prozent gesenkt. Dieser Schritt war nach den jüngsten Äußerungen aus dem EZB-Rat sowie der abklingenden Inflation erwartet worden. EZB-Chefin Lagarde hat damit seit Juni bereits zum dritten Mal in diesem Jahr die Zinsschraube nach unten gedreht.
Die Inflation, die in den vergangenen Jahren so stark die Kapitalmärkte in Bann gehalten hatte, ist längst kein beherrschendes Thema mehr. So gab die Inflationsrate im September in der Eurozone deutlich auf 1,8 Prozent nach, während in der Bundesrepublik gar das Dreijahrestief von nunmehr 1,6 Prozent festgestellt wurde. Die von der EZB immer wieder ausgegebene Zielmarke einer Teuerungsrate von 2 Prozent wurde damit erstmals seit 2021 wieder unterboten. Entsprechend wird unter Marktteilnehmern auch noch mit einer weiteren Zinssenkung von 25 Basispunkten bei der EZB-Sitzung im Dezember gerechnet.
Mit dem neuen Zinssenkungszyklus reagiert die Zentralbank gleichzeitig auf das fragile Wirtschaftswachstum in der Eurozone, das insbesondere von der schwachen Konjunktur in Deutschland weiter belastet wird. Die Bundesregierung hat vergangene Woche eingeräumt, dass die größte Volkswirtschaft des Währungsraums schon das zweite Jahr in Folge in der Rezession verharren dürfte.
Am Hypothekenmarkt wurde die Zeitenwende in den vergangenen Monaten indes längst vollzogen. Die Bauzinsen sind auf den tiefsten Stand des Jahres gefallen und liegen aktuell bei etwa 3,10 Prozent. Bei erstklassiger Finanzierung sind momentan sogar Zinsen bei 2,90 Prozent möglich. Gegenüber den Hochzeiten in den Jahren 2022 und 2023, als die Bauzinsen Spitzenwerte von über 4 Prozent erreichten, hat sich die Situation für Kreditnehmer damit spürbar verbessert. Interessierten Immobilienkäufern eröffnen sich damit wieder deutlich attraktivere Finanzierungsmöglichkeiten.
Der entscheidende Unterschied zu den vergangenen Monaten liegt jedoch in der Dynamik des Immobilienmarktes. Nachdem die Preise über ein Jahr nachgegeben bzw. stagniert haben, ziehen sie nun wieder erkennbar an. Die durchaus beachtliche Preiskorrektur, die viele Käufer noch im Frühjahr hoffen ließ, ist zu Ende. Aktuell steigen die Immobilienpreise zwar noch nicht so stark, wie sie es in einem heiß gelaufenen Verkäufermarkt tun. Doch Häuslebauer in spe sollten das noch offene Zeitfenster nicht ungenutzt verstreichen lassen. Wer zu lange zögert, riskiert, schon in naher Zukunft bei relativ konstanten Finanzierungskosten mit stärker anziehenden Immobilienpreisen konfrontiert zu werden. Der Immobilientraum könnte dann wie schon in den 10er-Jahren in weitere Ferne rücken.
Oliver Kohnen ist seit 2023 bei Baufi24 als Head of Franchise tätig, seit 2024 auch als Geschäftsführer neben Tomas Peeters.