Dr. Richard Herrmann, Vorstandsvorsitzender des Beratungsunternehmens Heubeck, hat den Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung als „viel zu optimistisch“ kritisiert. Die Versorgungslücke ließe sich nur über einen stärkeren Ausbau der betrieblichen Altersversorgung (bAV) schließen, so Herrmann.
Der Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung rechne mit einem durchschnittlichen Versorgungsgrad im Jahr 2027 von mehr als 50 Prozent des letzten Brutteinkommens, sagte Herrmann auf einer Unternehmensveranstaltung in Köln.
Realistisch betrachtet, müsse jedoch ein Beschäftigter im Durchschnitt aber mit weniger als 50 Prozent seines letzten Bruttoeinkommens aus gesetzlicher plus Riesterrente rechnen, kritisierte Herrmann die Annahme der Rentenexperten.
„Riesterssparen weit weniger genutzt als angenommen“
Grund hierfür sei, so der Heubeck-Chef, dass das Riestersparen weit weniger genutzt werde als im Rentenversicherungsbericht angenommen. Zudem seien die Sparleistungen nicht zuletzt wegen des Niedrigzinses viel zu gering.
„Ohne einen stärkeren Ausbau der betrieblichen Altersversorgung insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen, lassen sich die Versorgungslücken vieler Arbeitnehmer in Deutschland nicht schließen“, resümmierte Herrmann vor rund 150 Gästen. Er forderte die Arbeitgeber zu mehr Engagement bei der Einrichtung und Kommunikation betrieblicher Versorgungsmodelle auf.
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Herrmann argumentierte, dass die betriebliche Altersversorgung durch die steuerliche und abgabenrechtliche Begünstigung deutlich wirksamer sei als zusätzlicher Barlohn. Anstelle einer Gehaltserhöhung sollten Arbeitgeber daher in vielen Fällen besser eine Betriebsrente anbieten.
Sie leisteten damit nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Alterssicherung, fuhr Herrmann fort, sondern würden darüber hinaus auch zur Motivation der Mitarbeiter beitragen. (lk)
Foto: Heubeck AG